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Rasant steigende Energiekosten : Verbraucherzentrale rät zur raschen Bildung von Rücklagen

Die Bundesnetzagentur schätzt, dass sich die monatlichen Gasabschläge mindestens verdreifachen. Darauf sollte man sich vorbereiten, so die Verbraucherzentrale.

Rasant steigende Energiekosten : Verbraucherzentrale rät zur raschen Bildung von Rücklagen

Die Heizkosten dürften demnächst sprunghaft steigen.Foto: Jens Büttner/dpa

Angesichts rasant steigender Energiekosten ruft der Bundesverband der Verbraucherzentralen die Menschen dazu auf, möglichst bald Rücklagen zu bilden. „Die ohnehin schon hohen Preise für Strom und vor allem für Gas werden in den kommenden Monaten aller Voraussicht nach stark ansteigen, darauf sollten sich die Menschen vorbereiten“, sagte die Geschäftsbereichsleiterin des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, Jutta Gurkmann, der Deutschen Presse-Agentur.

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Nach Schätzung der Bundesnetzagentur werden sich die monatlichen Gasabschläge nächstes Jahr mindestens verdreifachen. Grund hierfür sind Folgen des Ukraine-Kriegs und gedrosselte russische Lieferungen.

Importeure wie der Energiekonzern Uniper machen derzeit hohe Verluste: Sie bekommen kein russisches Gas mehr und müssen teures Gas aus anderen Quellen einkaufen, um Lieferverträge mit Stadtwerken und Industriefirmen bedienen zu können. 

Bisher durfte Uniper die Mehrkosten noch nicht in den bestehenden Vertragsverhältnissen weitergeben. Die Bundesregierung berät nun aber, wie die Rettung des strauchelnden Unternehmens erfolgen kann: Entweder Uniper gibt die Extrakosten eins zu eins an seine Kunden weiter oder es wird ein Umlagesystem eingeführt, bei dem letztlich die Allgemeinheit zur Kasse gebeten wird.

Verbraucherschützerin Gurkmann plädiert für das Umlagesystem, weil die Preiserhöhungen hierbei nicht ganz so extrem ausfallen würden wie in dem Preisweitergabe-System. Der Grund hierfür: Könnte Uniper die Mehrkosten an ein Stadtwerk weiterreichen, müsste dieses Stadtwerk massiv seine Preise erhöhen.

[Lesen Sie auch: Warmwasser, Heizung, Nebenkosten: Wo Mieter bei den Energiekosten mitentscheiden dürfen (T+)]

Wäre es ein Umlagesystem, würden auch andere Regionen und andere Teile der Industrie, die bisher eher glimpflich davon kamen, an den Extrakosten beteiligt – und es ginge weniger steil nach oben. „Wir hoffen auf ein für die Verbraucherinnen und Verbraucher faires und transparentes Umlagesystem“, so Gurkmann.

Städte und Gemeinden bereiten sich auf Gasmangel vor

Die Städte und Gemeinden bereiten sich bereits auf den Fall vor, dass im Winter nicht mehr genügend Gas zur Verfügung steht. Erste Maßnahmen seien bereits getroffen worden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, im Deutschlandfunk.

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Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, sagt, die Städte und Gemeinden würden sich auf einen Gasmangel…Foto: Mike Wolff

Die Städte versuchten jetzt schon, alles zu tun, um ihren Gasverbrauch zu senken. Ansetzen könne man beispielsweise im Sport- und Kulturbereich – etwa indem man einen Teil der Freibäder schließe oder die Öffnungszeiten ändere. Mit einer Senkung der Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden werde es nicht getan sein. Man müsse sich in Deutschland auf eine schwierige Zeit einstellen.

Dedy führte aus, die Krisenstäbe der Städte arbeiteten bereits an einem Stufenverfahren für den Zeitpunkt, zu dem man wisse, wie es um die Gasversorgung stehe. Dabei gehe es beispielsweise um die Frage, wie es mit der Trinkwasserversorgung oder digitalen Systemen weitergehe, wenn dafür nicht mehr ausreichend Strom zur Verfügung stehen sollte. Es gehe nicht darum, Panik und Ängste zu schüren, sondern darum, Vorsorge zu treffen.

Der Ernst der Lage sei angekommen

Habeck sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, sein Eindruck sei, von der Wirtschaft über Städte, Länder und Bundesregierung bis hin zu den Verbrauchern sei der Ernst der Lage angekommen. Zu seinem Sparappell führte er aus, ganze Bürotürme auf mehr als 20 Grad zu heizen, wenn nur drei Menschen drinsäßen, werde man sich nicht leisten können. „Es wäre doch fatal, Büros bis 23 Uhr zu heizen und gleichzeitig ganze Industriezweige zu zerstören.“

Auch die bisherige Praxis für das Heizen von öffentlichen Gebäuden müsse geändert werden, forderte Habeck. „In vielen öffentlichen Gebäuden wird von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr abends die volle Raumtemperatur bereitgestellt. Ein bisschen weniger wäre in den Randzeiten auch tolerabel.“

Rasant steigende Energiekosten : Verbraucherzentrale rät zur raschen Bildung von Rücklagen

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, hat den Eindruck, gibt eine Pressekonferenz zur Novelle des…Foto: Kay Nietfeld/dpa

Der Grünen-Politiker bekräftigte die Absicht, auch im nächsten Jahr eine Kostenentlastung der Bürger zu verwirklichen. „Selbst Gutverdiener schlucken, wenn sie statt 1500 plötzlich 4500 Euro im Jahr fürs Heizen bezahlen müssen. Für Menschen mit mittleren oder geringen Einkommen sind diese Summen schlicht nicht darstellbar. Hier muss die Bundesregierung Entlastungen organisieren, und zwar auch 2023. Ich bin mir sicher, dass das Finanzministerium dafür noch Vorsorge schaffen wird“, sagte Habeck.

Die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang sprach sich angesichts der hohen Preise für ein „Kündigungsmoratorium für Mieterinnen und Mieter“ aus. „Es geht nicht, dass Menschen wegen der gestiegenen Energiepreise ihre Wohnung verlieren“, sagte Lang dem Nachrichtenportal t-online.

Aktuell kein Gas durch Nord Stream 1

Hintergrund der Diskussion ist die ungewisse Versorgung Deutschlands und Europas mit russischem Erdgas als indirekte Folge des Ukraine-Krieges. Seit Montag fließt gar kein Gas mehr durch die wichtigste Pipeline Nord Stream 1. Der Gastransport wurde für jährliche Wartungsarbeiten an den Verdichterstationen der Leitung unterbrochen.

Diese Arbeiten sollen nach Angaben der Betreibergesellschaft bis 21. Juli dauern. In Deutschland gibt es die Sorge, dass die Pipeline aber nicht wieder in Betrieb genommen und im Winter das Gas knapp wird.

Bereits im Juni hatte der Gazprom-Konzern die Lieferungen durch Nord Stream 1 in der Ostsee deutlich gedrosselt und dies mit einer fehlenden Verdichterturbine von Siemens Energy begründet, die in Kanada gewartet wurde. Inzwischen hat die kanadische Regierung entschieden, dass die Turbine trotz der Sanktionen gegen Russland nach Deutschland gebracht werden darf.

Gazprom bat nun Siemens Energy darum, die Rückgabe der Turbine in die Wege zu leiten, wie das Unternehmen am Samstag mitteilte. Man erwarte, dass Siemens Energy seinen Vertrag zur Wartung und Reparatur der Gasturbinen erfülle. Davon hänge das weitere Funktionieren von Nord Stream 1 ab.

Die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey forderte ein enges Zusammenwirken von Bund und Ländern in der Gaskrise. Sollte Russland die Regler nach den Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 nicht wieder aufdrehen, müsse eine Sonder-Ministerpräsidentenkonferenz gemeinsam mit der Bundesregierung einberufen werden, sagte die SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

„Das hätte massive Auswirkungen auf alle. Und an dieser Stelle ist es aus meiner Sicht absolut erforderlich, dass es einen sehr, sehr engen Schulterschluss zwischen Bund und Ländern gibt“, sagte Giffey. (dpa)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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