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TV-Jubiläum : Zentralorgan der Bundesliga

Im Juni 2011 wird die „Sportschau“ 50. Die ARD feiert schon an diesem Samstag – mit einer Jubiliäumssendung mit vielen Anekdoten und noch mehr Archivmaterial.

TV-Jubiläum : Zentralorgan der Bundesliga

Fußball-Männer. Eigentlich nicht zu fassen, aber bei der „Sportschau“-Premiere sahen Moderatoren aus wie Dieter Adler (v. links),…Foto: WDR/Klaus Barisch

Die ARD kommt aus dem Feiern nicht wirklich heraus: 10 000 Mal „Tagesthemen“, 20 000 Mal „Tagesschau“ hieß es jüngst im Dezember, und nun, ja, das ist auch schon so lange her – 50 Jahre „Sportschau“. Genau genommen ist es erst am 4. Juni so weit. Am 4. Juni 1961 ging die ARD-„Sportschau“ erstmals auf Sendung. Aber so lange wollte die ARD mit ihrer Feierstunde wohl doch nicht warten. Schließlich schlägt nächste Woche schon das Herzstück der „Sportschau“ weiter, mit der Rückrunde der Fußball-Bundesliga. Da geht schon mal nichts drüber.

Anekdoten und Archivmaterial zu 47 Jahren höchste deutsche Spielklasse füllen die etwas anderen 50 Minuten an diesem Samstagnachmittag denn auch weidlich aus. Die „Sportschau“ – ein Stück ARD-Stolz und Fernsehgeschichte. Die ersten Jahre noch mit reichlich Feldhandball, Leichtathletik und Querfeldein, 1963 dann die Gründung der Fußball-Bundesliga, als, heute kaum vorstellbar, am Samstagnachmittag nur zwei bis drei Spiele übertragen werden durften, damals noch auf Film gebannt und von den Stadien halsbrecherisch via Motorräder und Hubschrauber in die WDR-Zentrale nach Köln gebracht. Dann die ZDF-Konkurrenz mit dem „Aktuellen Sport-Studio“, das erste „Tor des Monats“ im März 1971, ein gewisser Gerhard Faltermeier, die Erfindung der Titelmusik von Dieter Bohlen (!), die 80er- Jahre-Phase mit, „Guten-Abend-allerseits“, Heribert Faßbender, die irgendwie auch schon etwas von Abschied hatte.

Überhaupt, die „Sportschau“-Moderatoren, in ihrer Bekanntheit werden sie wohl nur von „Tagesschau“-Sprechern erreicht. Monika Lierhaus, Eberhard Stanjek, Anne Will, Gerd Rubenbauer, Addi Furler, der seinem Sender und den Zuschauern unverdrossen mit dem Wettbewerb „Galopper des Jahres“ ganze Pferde-Genealogien aufs Auge drückte. („Das ist Kondor, männliche Linie, der berühmte Eklipse 1758 bis 1786“.) Daneben Ernst Huberty, der blendende Verkäufer, der die ersten „Sportschau“-Jahre geprägt hat. Und diese Sprachbilder des kürzlich verstorbenen Hans-Joachim Rauschenbach: „Er spielte im Aufstiegsapfel der Essener die Rolle der Made.“

All das gehört zum kollektiven Gedächtnis jedes mindestens 40 bis 50 Jahre alten Fußballfans in Deutschland zwischen Flensburg, Köln und Garmisch. „,Sportschau’-Zeit, das war heilige Zeit“, sagt Gerhard Delling. Wer will ihm da widersprechen? Dass diese Jubiläums-Ausgabe keine reine Jubelsendung geworden ist, liegt auch an der größten Wunde in 50 Jahren ARD-„Sportschau“: den Verlust der Bundesliga-Übertragungsrechte 1988 an die private Konkurrenz, zuerst an RTL und später an Sat 1. Die Made hieß damals auch – Reinhold Beckmann, der für Sat 1 1992 „ran“ miterfand (und mittlerweile zur „Sportschau“ zurückgekehrt ist). Der Fußball ließ sich, um es mit dem eloquentesten Zeitzeugen Günter Netzer zu sagen, aber auch mit Studiogästen Rod Stewart und Eros Ramazotti zwischen den Spielberichten nicht kaputt machen.

Trotzdem, plötzlich keine bewegten Bilder mehr im Ersten, abgelesene Ergebnisse und Spielberichte, Reporter, die sich in der Ereignislosigkeit verlieren. Elf lange Jahre ab 1992 gab es samstäglich nur eine halbstündige Sendung um 17 Uhr 30, die Nachrichten aus der Fußball-Bundesliga der vergangenen Woche beleuchtete. Für Ernst Huberty ein „Verlust des Herzens“, für Günter Netzer auch ein Ausdruck von Arroganz und Überheblichkeit. Von wegen naturgegebenes Recht auf Bundesliga-„Sportschau“, das war moderner Wettbewerb, frohlockt Chefkritiker Uli Hoeneß.

Dass sich die „Sportschau“ diesem Wettbewerb 2003 mit der Rückgewinnung der Übertragungsrechte im Free TV stellte, kann ihr niemand so recht verübeln, außer jenen vielleicht, die sich wieder mehr Galopper und Querfeldein wünschen. „Sportschau“ ohne Fußball-Bundesliga? Niemals. Mehr Werbung, mehr Technik, mehr Emotionen! Man muss nur einen Spielkommentar von Dieter Adler aus den 1970er Jahren mit dem eines Steffen Simon heute vergleichen. „Die Zeit der Zurückhaltung ist vorbei“, heißt es in dieser Sendung, nach einer langen Zeitreise, am Ende denn auch aus dem Off. Der Gebührenzahler kann nur hoffen, dass das nicht für die nächste Verhandlungsrunde zwischen Deutscher Fußballliga und den Fernsehsendern, vor allem der ARD, gilt. In Sachen Übertragungsrechte und Fußball-Bundesliga. Das Herzstück wird immer teurer.

„Sportschau“, ARD, 18 Uhr

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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