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Rettet die letzten Villen vom Wannsee

Rettet die letzten Villen vom Wannsee

Das Haus an der Straße Zum Löwen 1. Liebevoll gestaltete Details wie die geschnitzten Balkone sind noch sichtbar. Dort, wo auf der rechten Seite ein Treppenaufgang angebaut wurde, stand einst ein Türmchen
Foto: Ufuk Ucta

Von 14 alten Colonie-Häusern in Wannsee stehen nur noch sechs! Und jetzt soll wieder ein Stück Bauhistorie verschwinden.

In der damals unberührten Natur vor den Toren Berlins, zwischen Großem und Kleinem Wannsee, gründete der Bankier Wilhelm Conrad 1863 eine Sommervillensiedlung: die Colonie Alsen. Ihre prachtvollen Palais, vornehmen Landhäuser, märchenhaften Schlösser stellten, eingebettet in einen Park, eine einzigartige Kulturlandschaft der Zeit dar.

Eines der ältesten Gebäude steht jetzt vor dem Abriss. Für die Villa an der Straße zum Löwen 1 erteilte der Bezirk dafür die Genehmigung. Sie wäre das neunte von ursprünglich 14 Colonie-Häusern, das neueren Bauvorhaben weichen muss.

„Es ist ein unersetzlicher Verlust, dass bereits acht dieser Gebäude verloren gegangen sind, weil es keine bauliche Erhaltungssatzung für dieses Ensemble gab“, sagt Mathias Gruner (33), Linken-Politiker in Steglitz-Zehlendorf.„Umso wichtiger ist es, die noch verbliebenen Gebäude zu erhalten und die ursprüngliche Struktur erkennbar zu machen.“

Rettet die letzten Villen vom Wannsee

1871 wurde die Villa erbaut, eine der kleineren in der Colonie Alsen (Foto: Immenhausen, Babbert, Schneider/„Ein Wannsee-Bilderbuch“)

Gruner fordert eine bauliche Erhaltungssatzung. Einen entsprechenden Antrag hat er ins Bezirksparlament eingebracht. „Auch, wenn die Gebäude nicht dem Denkmalschutz unterliegen, so sind sie trotzdem in ihrer Gesamtheit schützenswerte Objekte der Bauarchitektur.“

Tatsächlich, auch für das Landhaus Zum Löwen 1 lehnte die Denkmalbehörde eine Unterschutzstellung ab. Obwohl es geschichtlich nicht unbedeutend war: Gründer Conrad bot es potenziellen Sommerfrische-Käufern als Musterhaus zum Probewohnen an, ließ – nebenbei – zur besseren Erreichbarkeit der Colonie die Wannseebahn (heute S 1) bauen. Ablehnungs-Begründung des Amtes: Im Zuge der Nutzungsgeschichte seien Änderungen an dem Gebäude vorgenommen worden.

Viele Anwohner sind verstört über die Entscheidung. „Es sind wunderbare historische Häuser und dieses ist ein ganz besonderes“, sagt ein Architekt aus der Nachbarschaft. „Vom alten Charme Wannsees bleibt nichts mehr erhalten“, klagt ein anderer Anlieger. Unklar, was an dieser Stelle künftig stehen wird.

Und am Schlachtensee steht jetzt ein hässlicher Betonklotz

Im Elvirasteig am Schlachtensee, wo bis Anfang 2020 eine kleine historische Landhausperle im denkmalgeschützten Umfeld glänzte, steht nun ein wuchtiger Betonklotz. Grundstückseigentümer David S. (35) hat hier ein mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus hochgezogen.

Bei der abgeräumten Villa handelte es sich um das Chauffeurshaus des benachbarten unter Denkmalschutz stehenden Holzhauses im russischen Stil. Kritiker meinen, Ensembleschutz hätte greifen müssen!

Rettet die letzten Villen vom Wannsee

An dessen Stelle wurde ein seelenloser Betonklotz gebaut (Foto: Ufuk Ucta)

Deutlich wird nun zudem, dass der wuchtige Neubau das Denkmal in den Hintergrund rückt. Der Abriss des Chauffeurshauses war unter anderem möglich geworden, weil das Landesdenkmalamt für eine Prüfung zur Unterschutzstellung keine Zeit hatte.

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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