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Was passiert mit den Menschen in diesem 2. Lockdown?

Was passiert mit den Menschen in diesem 2. Lockdown?

Ein einzelner Passant geht auf dem Alexanderplatz an der Weltzeituhr vorbei
Foto: picture alliance/dpa

Die Pandemie stellt uns alle vor schwierige Herausforderungen. Bartlomiej Maszynski, Chefarzt im Malteser Krankenhaus in Charlottenburg, und der Neuropsychologe Jan Stöcker aus dem Caritas-Krankenhaus in Brandenburg, erklären, wie sich Corona auf unserer Gemüt auswirkt.

B.Z. Was bedeuten Corona für unsere Psyche?

Dr. Bartlomiej Maszynski: Die Pandemie ist für alle ein erheblicher Stressfaktor. Zu einem ist da die Angst vor der Erkrankung und einem möglichem Tod. Zum anderen sind es die Einschränkungen in jedem Lebensbereich.

Was verursacht den größten Stress?

Die Spitze dieses Eisbergs bilden das sehr veränderte Arbeitsumfeld, die Einschränkungen bei der Kinderversorgung und der ungewisse Einfluss des langen Homeschoolings auf die Kinder. Dazu kommen eine intensivere Versorgung Älterer auch im familiären Umfeld. Außerdem trifft viele Menschen die Verschlechterung der finanziellen Lage, sie machen sich Sorgen um die Zukunft.

Dieser Zustand hält seit fast einem Jahr an, das verschärft das Problem?

Das Stressniveau ist anhaltend hoch und intensiv. Die Ungewissheit der näheren Zukunft, Probleme mit Impfungen, zuletzt die verschiedenen Mutationen lassen eine Verbesserung der Lage und die Rückkehr in den ersehnten Vor-Pandemie-Alltag in ferne Zukunft verschwinden. Das vergrößert die Belastung.

Was passiert mit den Menschen in diesem 2. Lockdown?

Bartlomiej Maszynski ist Chefarzt in der Malteser Klinik Charlottenburg (Foto: Volkmar Otto)

Was bedeuten diese Dinge in Hinsicht auf psychische Erkrankungen?

Das alles macht Menschen ganz unabhängig vom Beruf oder vom Bildungsstatus deutlich empfindlicher im Umgang mit den Mitmenschen und sicherlich auch anfälliger für beispielsweise depressive Verstimmungen.

Das hat auch Auswirkungen auf unser Miteinander?

Ja. Nach der Anfangsphase der Pandemie im Frühling 2020 scheint auch der Zusammenhalt der Gesellschaft und eine eher positive Grundstimmung verschwunden zu sein. Heutzutage werden eher leichte Reizbarkeit, Ich-bezogenes Handeln, aber auch Resignation und Wut immer sichtbarer. Auch im klinischen Alltag lässt sich das beobachten. Auch wir hier bemerken den erhöhten Stresslevel im familiären Umfeld in Verbindung mit der andauernd angespannten Lage im Gesundheitswesen. Wenn Patienten sterben, sich Kollegen infizieren, verursacht das natürlich psychische und körperliche Belastungen.

Werden uns die psychischen Auswirkungen auch über die Krise hinaus beschäftigen?

Die akuten Auswirkungen der Pandemie, die seit Monaten andauern sind wie gesagt relativ gut sichtbar. Es ist für mich leider selbstverständlich, dass sich auch Langzeitfolgen bemerkbar machen werden. Welche das genau sein werden und welche Ausmaße das annehmen wird, darüber kann man heutzutage nur rätseln. Aber es ist klar, dass sie sowohl auf das familiäre als auch das berufliche Umfeld großen Einfluss nehmen werden. Das wird die gesamte Gesellschaft beschäftigen, das halte ich für sicher.

Wie wirken sich Einsamkeit und Vereinzelung durch die Corona-Maßnahmen auf Menschen aus, die alleine leben?

Jan Stöcker, Neuropsychologe an der Caritas-Klinik St. Marien Brandenburg: Für viele Ältere bestehen ohnehin eingeschränkte Möglichkeiten, Kontakte zu anderen Menschen wahrzunehmen. Im Alltag fehlen dann Chancen, Abwechslung und Freude zu erleben oder Halt in belastenden Lebenslagen zu finden. Dieses grundsätzliche Problem hat sich durch die Corona-Maßnahmen noch einmal verschärft. Wer zuvor bereits unter depressiven Symptomen wie Interesse- oder Antriebsverlust litt, kann nun einer größer gewordenen Herausforderung gegenüberstehen.

Was macht Ihnen Hoffnung?

Viele Menschen kommen mit den aktuellen Bedingungen verhältnismäßig gut zurecht. Und gerade inzwischen alt gewordene Menschen verfügen vor dem Hintergrund ihrer Lebenserfahrungen über stützende und stärkende Ressourcen.

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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