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Fernweh so nah: Mit Kind und Kegel ab aufs Rad

Fernweh so nah: Mit Kind und Kegel ab aufs Rad

Erster Radausflug zu dritt: B.Z.- Reporterin Sarah Borufka mit Partner Sebastian und Sohnemann Sascha mit gemietetem Fahrrad und Anhänger
Foto: Olaf Selchow

Dieses Jahr verbringen wir die Ferien in Berlin. Ausflüge mit dem Fahrrad und unserem Sohn im Kinderanhänger – das ist der Plan, den mein Partner Sebastian (39) und ich (38) geschmiedet haben. Unser kleiner Sascha, etwas über eineinhalb Jahre alt, wusste bislang noch nichts von seinem Glück.

Das sollte sich an einem Sonnabend im Juni bei hochsommerlichen Temperaturen ändern. Für die Jungfernfahrt mieten wir einen Anhänger und ein Rad mit der erforderlichen Kupplung bei Berlin Bike Tours an der Bornholmer Straße.

Inhaber Sven Marx (54) erklärt uns, worauf wir achten müssen, wenn wir mit dem Anhänger unterwegs sind: „Insbesondere bei Rechtskurven nicht zu scharfe Winkel fahren, Waldboden und unwegsames Terrain meiden. Auch über Bordsteine sollte man nicht fahren, dabei könnte der Anhänger umkippen“, sagt er.

Fernweh so nah: Mit Kind und Kegel ab aufs Rad

Fahrradhändler Sven Marx erklärt der jungen Familie den Fahrradanhänger (Foto: Olaf Selchow)

Dann wird es ernst: Sascha soll das erste Mal im Anhänger Platz nehmen. Beim Versuch, ihn hineinzusetzen, kullern die Tränen. Der Kleine schreit und windet sich. Das kann heiter werden. Marx redet ihm gut zu und ich packe die Snackbox aus dem Rucksack.

Dank dieser Mischtaktik sind wir eine Viertelstunde später auf dem Mauerradweg. Bei milderen Temperaturen bietet sich von hier aus zum Beispiel ein Ausflug auf den Spuren Berliner Geschichte an, auf dem gut asphaltierten Weg gelangt man vom ehemaligen Grenzübergang bis ans Brandenburger Tor.

Tour ins Grüne – zum Volkspark Rehberge

Aufgrund der Hitze entscheiden wir uns aber für eine Tour ins Grüne, mit einem Abstecher ans Wasser. Wir fahren zum Volkspark Rehberge, entlang der Osloer Straße und der Seestraße, was nicht besonders schön ist, dafür aber schnell geht.

Nach kurzen Anfangsschwierigkeiten läuft das Fahren mit Anhänger bei mir gut, auch Sascha hat Gefallen an seiner mobilen Snack-Bar gefunden und knuspert den Inhalt seiner Proviantdose leer.

Die Rehberge sind eine der prächtigsten Parkanlagen Berlins, auf 78 Hektar finden sich drei Seen (nicht zum Baden geeignet!), zwei Spielplätze und ein Wildgehege. Hier wurde auch der Sand abgeladen, der beim Bau des Spandauer Schifffahrtskanals ausgehoben wurde – und teils dann in Berliner Wohnungen als Scheuermittel Verwendung fand.

Wir freuen uns über den Schatten und haben den Großstadttrubel sofort vergessen, als wir in den Volkspark biegen. Am Tiergehege steigen wir ab. Sascha sichtet Wildschweine und ist außer sich vor Freude.

Erfrischung im Strandbad Plötzensee

Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf den Weg zum Strandbad Plötzensee. Je nach Pandemie-Lage ist ein Besuch ohne Test möglich, in der Schlange sowie beim Kauf von Snacks, Getränken, etc. gilt Maskenpflicht. Wir stehen etwas über 20 Minuten an, dann sind wir in der weitläufigen Anlage. Wir sind alle verschwitzt und genießen das Planschen am kinderfreundlichen Wasserzugang umso mehr.

Später checke ich mein Handy: Mehr als acht Kilometer haben wir bei unserem ersten Ausflug nicht geschafft. „Das ist ganz normal“, sagt die Autorin und zweifache Mutter Pavla Nejezchleba (39), die mit Florian Amon den Reiseführer „Wandern mit Kindern rund um Berlin“ geschrieben hat.

Fernweh so nah: Mit Kind und Kegel ab aufs Rad

Entlang der Bornholmer Straße auf dem Mauerradweg (Foto: Olaf Selchow)

Gegenwärtig arbeiten beide an einem neuen Band, diesmal mit Radtouren speziell für Familien, der 2022 im Via Reise Verlag erscheint. Sie hat einige gute Tipps für den Start: „Man sollte sich nicht zu viel vornehmen, auf keinen Fall unter Zeitdruck geraten, sondern sich lieber langsam herantasten.“ Wir haben also alles richtig gemacht.

Nejezchlebas Faustregel: Mit Kindern, ob im Anhänger oder auf dem Rad, sollte man mindestens doppelt so viel Zeit wie alleine einplanen. Außerdem hilft es, die Kleinen mit Spielzeug, Hörspielen und Proviant zu versorgen. Die Autorin: „Wenn im Anhänger Platz für zwei Kinder ist, dann ist es für die Kleinen auch kurzweiliger, wenn sie noch einen Spielkameraden oder ein Geschwisterchen dabeihaben.“

Vom S-Bahnhof Tegel nach Wilhelmsruh

Ihr Favorit für eine schöne Route in Berlin, bei der Urlaubsstimmung aufkommt: vom S-Bahnhof Tegel entlang des Barnimer Dörferwegs durch das Tegeler Fließ und Lübars nach Wilhelmsruh. „Dieser Weg bietet wirklich für jeden etwas und lässt einen vergessen, dass man noch in Berlin ist“, sagt sie. „Im Tegeler Fließ können Kinder Wasserbüffel beobachten, in Lübars sind die vielen Pferde ein Highlight, und das Gasthaus im alten Dorfkern ist eine schöne Möglichkeit zum Einkehren.“

Fernweh so nah: Mit Kind und Kegel ab aufs Rad

Von hier aus führt der Schildower Weg über die Äcker, vorbei an der Osterquelle bis zu einer Weggabelung, an der man rechterhand auf den Berliner Mauerweg gelangt, der zunächst entlang von Feldern und Wiesen, später dann der Schienen der Heidekrautbahn zum Bahnhof Wilhelmsruh führt. Insgesamt hat die Route rund 17 Kilometer.

„Wichtig ist immer, dass man Strecken wählt, die gut angebunden sind, damit man nicht in Eile gerät, wenn das Kind streikt und die Züge nur im Zwei-Stunden-Intervall fahren“, so Nejezchleba.

Von Lübben nach Lübbenau

Ein weiterer ihrer Tipps, diesmal in Brandenburg: von Berlin aus mit dem RE2 oder der RB24 nach Lübben (ab Hauptbahnhof, eine Stunde Fahrt, ab ca. 11 Euro, Fahrradkarte 6 Euro). Entlang der Spree geht es von hier durch das Biosphärenreservat auf einem gut asphaltierten Weg nach Lübbenau, wo der Spreewald-Spielplatz viel Spaß für die Kleinen verspricht – „meiner Meinung nach der beste Spielplatz in ganz Brandenburg“, so Nejezchleba.

Fernweh so nah: Mit Kind und Kegel ab aufs Rad

Klein-Sascha fühlt sich mit Lunchbox im Fahrradanhänger pudelwohl (Foto: Olaf Selchow)

Sie ist überzeugter Fan von Radtouren mit Kindern, ob im Anhänger oder später mit dem Kinderrad. „Die Kinder sind den ganzen Tag an der frischen Luft, ein solcher Ausflug ist umweltfreundlich und muss nicht viel kosten“, so Nejezchleba. „Und es findet sich immer etwas Neues zum Entdecken – ob Wildtiere, oder ein Stück Geschichte auf dem Weg.“

Wie lang sollte die Strecke sein? Wenn Kinder selber fahren, sind sieben Kilometer ein guter Richtwert, weiß Lisa Feitsch, Sprecherin des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Berlin (ADFC) e.V. 

„Ausflüge bieten ein Naturerlebnis und Bewegung, Kinder sind eingeladen, die Umgebung zu erkunden und lernen dabei spielerisch, sich sicher auf dem Rad zu bewegen“, sagt sie.

Jede Menge Gründe für Familien also, Berlin und Brandenburg radelnd zu erkunden!

Wo kann ich Räder und Anhänger mieten?

Auf der Webseite des ADFC findet sich auch ein Überblick mit Anbietern, darunter diese drei:

► Berlin Bike Tours

Bornholmer Str. 75, Telefon: 609 494 98, verleiht Kinderräder, Anhänger und Fahrräder mit Kindersitz. Mo-Fr 10 bis 13 und 13.30 bis 18 Uhr, Sa und So 10 bis 14 Uhr. Rad mit Anhänger ab ca. 30 Euro für 24 Stunden

► Fahrrad Frank Berlin

Torstr. 220, Telefon: 285 997 50, Vermietung von Rädern und Anhängern. Mo-Fr 10 bis 20 Uhr, Sa und So 9 bis 17 Uhr. Cityrad mit Anhänger ab 27 Euro pro Tag

► Fahrradbox Berlin

Konstanzer Str. 55, Telefon: 89 11 896. Mo-Fr 11-18.30, Sa 11-14 Uhr, verleiht Räder, Anhänger, Kinderräder und ein Tandem. Rad mit Anhänger ab 20 Euro, mit Kindersitz 15 Euro pro Tag

Sicherheit geht vor

Kinder müssen auch im Anhänger einen Fahrradhelm tragen. Für den Fahrer empfiehlt sich ein Rückspiegel, um das Kind im Blick zu haben. Nur Kinder bis sieben Jahre dürfen im Anhänger fahren. Schon ab sechs können sie auch selber mit dem Kinderfahrrad am Straßenverkehr teilnehmen.

Das Rad muss den Vorschriften der Straßenverkehrsordnung entsprechen (unter anderem: zwei Bremsen, Schutzbleche, Reflektoren, Lichtanlage). Der ADFC bietet auf seiner Webseite eine Übersicht über alles, worauf man beim Anhänger sowie beim Kinderrad achten muss: www.adfc.de

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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