Die Parade zum Christopher Street Day ist größer als erwartet. Politisch ist sie trotzdem: Senator Lederer will Berlin zur „queeren Freiheitszone“ machen. Der Blog.
Wahnsinnig viele Leute beim CSD 2021 in Berlin.Foto: Tilmann Warnecke
Hoogay und Happy Pride: Am Sonnabend zieht die Parade zum Christopher Street Day durch Berlin. Mehr Politik, weniger Party ist dieses Mal die Devise. Wegen der Corona-Pandemie soll der CSD einige Nummern kleiner ausfallen. Dennoch sind 35.000 Leute unterwegs, das Gedränge ist groß, nicht immer werden Masken getragen. Politisch war es auch: Kultursenator Klaus Lederer (Linke) will Berlin zur „queeren Freiheitszone“ machen, kritisierte Polen und Ungarn. Wir sind live dabei.
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35.000 Teilnehmende bei CSD-Parade – viel Gedränge, oft ohne Masken
20.000 Teilnehmende hatten die Organisator:innen des Christopher Street Days an diesem Sonnabend zur Parade in Berlin erwartet. So richtig wussten sie die Zahl aber auch nicht zu schätzen. Und sie wurde denn auch weit übertroffen. Während die Polizei anfangs noch von 15.000 Leuten im Zug ausging, ist die Zahl inzwischen auf 35.000 angewachsen, wie ein Sprecher dem Tagesspiegel mitteilte. Die Eindrücke unserer Reporter vor Ort: Gerade an der Ecke von Leipziger Straße und Friedrichstraße gab es einen Engpass mit besonders dichtem Gedränge. Und immer wieder sind auch Teilnehmende ohne Maske zu sehen.
Auch die Polizei bestätigt Gedränge und wiederholt fehlende Masken. Es gebe von den Organisator:innen und den Einsatzkräften deshalb immer wieder Lautsprecherdurchsagen: “Maske auf, Abstand bitte”. Mit großen Konflikten rechnet die Polizei dennoch nicht: Zur Begleitung des Zuges sind lediglich 500 Einsatzkräfte im Dienst, alle aus Berlin.
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Bitte sehr: die Gen Z
Queere Sichtbarkeit ist diesen Jugendlichen wichtig. Steht ihnen ausgezeichnet. (Farangies Ghafoor)
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Farangies Ghafoor
In ihrer Heimat Russland muss Fatal sich verstecken
Fatal kann Dragqueen sein in ihrem neuen Zuhause Berlin. In ihrer Heimat Russland muss sie sich verstecken. Als ich sie um eine genauere Beschreibung bitte, zieht sie den folgenden Vergleich: ”Für Queere in Russland ist es wie für die queere Community in Deutschland zur Nazi-Herrschaft.” Ihre Freiheiten in Deutschland nutzt sie, um queeren Flüchtlingen bei der Integration zu helfen. (Farangies Ghafoor)
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Foto: Farangies Ghafoor
Die “Rückeroberung” Berlins durch die Queers?
Zwischen Techno-Beats spricht Ben Miller vom Schwulen Museum im Schöneberg. In einer kämpferischen Rede ruft er die Queers zur “Rückeroberung” Berlins auf – gegen Gentrifizierung, gegen Rechtsextremismus und gegen Rassismus. Und dann fordert er Engagement der Community der LGBTQ+ für andere marginalisierte Gruppen. Sein Fazit: ”No one is free, until everyone is free.” (Farangies Ghafoor)
„Wir stehen auf den Schultern von Riesen“
Crash und Otis zeigen ihre Fetische ganz offen. „Es sind die wenigen Kilometer Straße, auf denen ich mich so zeigen kann wie ich bin. Einmal im Jahr – für einen Tag“, sagt Crash durch seine Hundemaske. Otis, ein Transmann, sagt, für ihn sei Pride eine Daseinsberechtigung. Er wolle den politischen Protest hier ganz deutlich machen. Und Crash fügt hinzu: “Wir stehen auf den Schultern von Riesen.“ Damit meint er queere Menschen, die Leben und Rechte ließen, damit heute auf Berlins Straßen alle Farben tanzen können.
Sie kritisieren, dass auch innerhalb der LGBT-Community Fetischfeindlichkeit und Transphobie bis heute vorzufinden sind. „Wir haben viel zu tun in der queeren Community“, unterstreicht Otis. (Farangies Ghafoor)
Für Otis (links) und Crash bedeutet der CSD den einen Tag volle Freiheit im Jahr.
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Farangies Ghafoor
Das Ziel: die Urania in Schöneberg
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Tilmann Warnecke
Der Anfang des Zuges ist am Ende
Die Spitze des CSD ist am Ziel an der Urania angekommen. Erstes kleines Fazit: Es braucht nicht Dutzende Trucks, als Fußmarsch funktioniert der CSD auch. Politik statt Party war als Devise vielleicht etwas übertrieben: Politik UND Party trifft es besser. Gerade zu Beginn des Zuges war die Masse und die Dichte der Menschen vor dem Hintergrund der Pandemie sicher etwas grenzwertig – wobei die Veranstalter immer wieder Masken und Abstand angemahnt haben.
Freude und Botschaft
Gleich sind wir an der Siegessäule. Eine Schwester der Perpetuellen Indulgenz wirft sich in Pose, während Jackie Oh-Weinhaus deutliche Worte findet „Was ist das für eine Community in der trans Frauen ihre Weiblichkeit abgesprochen wird?“ Es sei schrecklich, wie Drag Queens und trans Frauen – „die Schlachtschiffe der queeren Sichtbarkeit“ – so oft an den Rand gedrängt würden. Sie fordert die Menge auf, Nein zum Hass zu sagen und erinnert an die weltweiten Todesopfer von Queerfeindlichkeit
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Foto: Nadine Lange
Durchsage: Masken tragen, sonst Abbruch an der Siegessäule
Auf dem Wagen 2 wird gerade angesagt, die Polizei überlege den Zug an der Siegessäule abzubrechen. Noch mal ausdrückliches Ermahnen an alle Masken zu tragen: „Sonst ist Schicht in der Strumpfhose.“
Um die Massen zu entzerren, sind die fünf Trucks übrigens mit großem Abstand gestartet. Während der erste schon an der Siegessäule ist, zieht der letzte noch über die Leipziger Straße.
Von den Trucks aus wird doch sehr auf Maskenpflicht geachtet – einzelne Personen ohne Maske werden zur Ordnung gerufen. Gerade wird ein Polizist ohne Maske ermahnt – und von der Menge ausgebuht. „An sich ist die Polizei aber was Nettes“, versichert die Drag Queen auf dem Wagen.
Die Leute schreien: „Lauter!“
CSD-Mitorganisator Nasser El Ahmat und DJ Sella de-Stroy kurz hinter dem Brandenburger Tor. Super Sound hier oben. Die Leute schreien: „Lauter!“
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Foto: Nadine Lange
Der CSD zieht Menschen definitiv auch ohne viele Trucks an.
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Tilmann Warnecke
Auf geht’s zur Siegessäule, Berlins queerster Ikone
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Tilmann Warnecke
Sister-Power auf Truck 2
Phryne Dexter-Solaris und ihre Frau Vanessa Karma haben kürzlich den Tuntenspaziergang durch Mitte organisiert. Sie wünschen sich mehr solche Aktionen in allen Berliner Kiezen.
„Happy Pride“
Für Luftküsse werden die Masken auch abgenommen. Bei vielen sitzen sie aber richtig über Mund und Nase.
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Farangies Ghafoor
Der Zug auf dem Weg zum Brandenburger Tor
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Tilmann Warnecke
Aktivistin in der Rikscha
Lesben-Ikone Mahide Lein lässt sich zum ersten Mal fahren. Wohlverdient! Sie war auch gestern schon auf dem Dyke*March.
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Foto: Nadine Lange
Das ist nicht nur Party
Wie politisch alles ist, macht Moderatorin FixieFate deutlich, wenn sie sagt, dass sich queere Menschen zu Beginn der Pandemie an die Aids-Krise erinnert fühlten.
Die Dragqueen beklagt: “Die Pandemie hat uns die Sichtbarkeit genommen.“ Sie will mit der Community die Safe Spaces zurückerobern. DJane Rosetta freut sich, dass alle wieder zusammenrücken können. „Wenn auch mit Abstand.“
Mit Rolli und Handbike dabei
Olli war schon bei mehr als zehn CSDs. Ihm ist es wichtig, auf die „Belange von schwulen Behinderten hinzuweisen“. Es sei wichtig, dass sie mich nicht am Rand stehen, sondern mitten dabei.
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Foto: Nadine Lange
Systemkritik, aber bitte mit Maske
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Farangies Ghafoor
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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de