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Zweites Coronajahr hinterließ stärkere Spuren : Arbeitsmotivation bei jedem Vierten gesunken

Die Bürger im Land haben das zweite Coronajahr gesundheitlich schlechter weggesteckt als das erste. Auch die Lust auf den Job ist gesunken.

Zweites Coronajahr hinterließ stärkere Spuren : Arbeitsmotivation bei jedem Vierten gesunken

Die Bundesbürger haben das zweite Coronajahr gesundheitlich schlechter weggesteckt als das erste. Auch die Lust auf den Job ist…Foto: IMAGO / Shotshop

Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie ist der Anteil der Bundesbürger, die sich in schlechtem Gesundheitszustand fühlen, deutlich gestiegen – und zwar mit Blick auf den Körper wie auf die Psyche. Das ist dem Gesundheitsreport der Verbands der Betriebskrankenkassen (BKK) zu entnehmen, der heute präsentiert wurde. Während 2020 lediglich 12,6 Prozent der Befragten über körperliche Beschwerden klagten, waren es im Folgejahr bereits 16,8 Prozent. Ähnlich die Entwicklung bei der psychischen Befindlichkeit. Hier stieg die Negativquote von 13,1 auf 18,5 Prozent.

Demnach haben die Menschen hierzulande das erste Coronajahr gesundheitlich deutlich besser weggesteckt als das zweite. Vor der Corona-Epidemie (im Jahr 2017) fühlten sich nur 9,2 Prozent der Bürger in schlechtem körperlichen und 13,8 Prozent in schlechtem psychischen Zustand. Damals fühlten sich sogar mehr Menschen psychisch angeschlagen als 2020.

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Starker Rückgang der Kurzzeit-Krankschreibungen

Was die Arbeitsunfähigkeit (AU) betrifft, gibt es noch keine Zahlen für das Jahr 2021. Beim Blick auf 2020 jedoch zeigt sich ein Widerspruch zum subjektiv empfundenen Gesundheitszustand. Statt sich zu erhöhen, verringerte sich die Zahl der Krankschreibungen nämlich deutlich  –  und zwar im Vergleich zu 2019 um 15,4 Prozent. Dafür, so heißt es in dem Report, sei vor allem ein starker Rückgang der Kurzzeit-AU verantwortlich. Die Zahl der AU-Tage insgesamt sei mit einem Minus von nur 1,3 Prozent kaum gesunken.

Erklären lassen dürfte sich dieser Unterschied vor allem durch den Wechsel vieler Arbeitnehmer ins Homeoffice. Um vor dem heimischen Bildschirm zu sitzen, lässt man sich wegen kurzzeitiger Beschwerden eben deutlich seltener krankschreiben, als wenn man damit ins Büro muss. Der stärkste Rückgang zeigte sich bei den AU-Fällen aufgrund von Krankheiten des Atmungs- und des Verdauungssystems. Sie sanken im Vergleich zu 2019 um 22,1 beziehungsweise 17,3 Prozent. Interessant auch, dass die deutlich zugenommene Arbeit im Homeoffice einen spürbaren Rückgang bei den Fehltagen wegen Verletzungen oder Vergiftungen bewirkt hat. Hier verringerte sich die Zahl der AU-Fälle um 14,5 Prozent.

Bei den Krankschreibungen aufgrund psychischer Störungen zeigt sich eine differenzierte Entwicklung: Während die AU-Fälle im Vergleich zum Vorjahr rückläufig waren, stieg die Zahl der AU-Tage tendenziell an, was insgesamt zu einer teilweise deutlichen Erhöhung bei der Falldauer führte. Die Corona-Pandemie wirke hier vermutlich „als ein Verstärker, der vor allem die Falldauer von manifesten und schwerwiegenderen Fällen (z.B. Depressionen) negativ beeinflusst“, heißt es dazu im Report. Eine ähnliche Entwicklung wurde bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen beobachtet.

Je höher der Bildungsabschluss, desto weniger Covid

Aufgrund von Covid-19 wurden im Jahr 2020 erwartungsgemäß vor allem Beschäftigte des Gesundheits- und Sozialwesens krankgeschrieben. In Heimen lag die Zahl der AU-Fälle pro 1000 Beschäftigte bei 14,0. Im Gesundheitssektor generell betrug sie 13 ,2 und im sozialen Bereich 11,6 Prozent. Der Durchschnittswert liegt bei 7,7 Covid-Krankschreibungen pro 1000 Beschäftigte. Insgesamt wurden 0,66 Prozent aller AU-Fälle und 0,39 Prozent aller AU-Tage durch einen Covid-19-Diagnose verursacht.

Auf die höchsten AU-Kennzahlen unter den Covid-Erkrankten kommen Beschäftigte unter 20 Jahren. Die Falldauer der Arbeitsunfähigkeit jedoch steigt mit zunehmendem Alter nahezu linear. Ansonsten treten bei berufstätigen Frauen über alle Altersgruppen hinweg tendenziell mehr AU-Fälle und AU-Tage auf als bei den Männern. Überraschend allerdings ist, dass lehrende und ausbildende Berufe sowie Verkaufsberufe ebenfalls unterdurchschnittliche AU-Kennzahlen aufweisen. Den Autoren des Reports zufolge kann der Grund dafür in „besonderen Hygiene- und Abstandsregeln“ liegen. Ansonsten gehe mit höherem Schul- beziehungsweise Berufsabschluss auch ein Rückgang der Covid-19-Krankschreibungen einher.

Weniger Arbeitsmotivation, mehr Konflikte

Aus der Sicht der Befragten hatte die Pandemie auch erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitssituation. Der Zusammenhalt der Belegschaft habe abgenommen, äußerten 24,8 Prozent – nur 14,4 Prozent behaupteten das Gegenteil. Bei der Frage nach der persönlichen Arbeitsmotivation zeigte sich ein noch drastischeres Bild: Für 26,0 Prozent ist sie in der Coronakrise gesunken, nur für 11,3 Prozent gestiegen. Dass Konflikte im Unternehmen zugenommen hätten, berichteten 17,4 Prozent. Allerdings: Mehr als jeder vierte Beschäftigte (28,0 Prozent) gab an, dass sich die Firma gut oder sogar sehr gut an die neuen Herausforderungen der Pandemie angepasst habe.

Insgesamt gaben für dieses Jahr 41,7 Prozent aller Befragten an, zumindest manchmal im Homeoffice tätig zu sein. Das sind deutlich mehr als noch im Jahr 2020 (35,7 Prozent) und mehr als dreimal so viele wie vor der Pandemie (13,1 Prozent). Regelmäßig im Homeoffice arbeitete nach eigenen Angaben in diesem Jahr mehr als jeder fünfte Beschäftigte (22,7 Prozent). Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber 2020, als es nur 14,3 Prozent waren.

Als Hinderungsgrund für mehr mobiles Arbeiten nannten neben der Tätigkeit selbst immer noch sehr viele den Widerstand ihres Arbeitgebers beziehungsweise der Vorgesetzten. 2021 waren es 31,1 Prozent, im Jahr davor 35,2 Prozent. Der Wunsch der Beschäftigten nach flexibleren Arbeitszeiten dagegen hat mit zunehmender Nutzung von Homeoffice-Möglichkeiten binnen eines Jahres um fast ein Drittel zugenommen. Die Zahl derer, die sich das wünschten, stieg von 19,7 Prozent im Jahr 2020 auf 28,9 Prozent in diesem Jahr.

Rückgang bei Klinikbehandlungen und Verschreibungen

In der stationären Versorgung gab es 2020 für die Betriebskrankenkassen einen deutlichen Rückgang der Fallzahlen. Die durchschnittliche Zahl der Fälle und Behandlungstagen sei „jeweils so niedrig wie seit mehr als 13 Jahren nicht mehr“ gewesen, heißt es in der Studie. Im Schnitt unterzogen sich 171 von 1000 Versicherten einer Behandlung im Krankenhaus, rund 15 Prozent weniger als noch 2019. Keine Veränderung zeigte sich dagegen bei der Verweildauer: Rund zwei Drittel aller Fälle waren nach höchstens einer Woche abgeschlossen, nur drei Prozent der Patienten blieben länger als sechs Wochen. Die bei weitem meisten Behandlungstage für eine Einzeldiagnose waren bei der rezidivierenden depressiven Störung (F33) zu verzeichnen. Die durchschnittliche Behandlungszeit lag hier bei fünf bis sechs Wochen.

Bei der ambulanten Versorgung war die Inanspruchnahme nur geringfügig niedriger als im Vorjahr. 90,2 Prozent der BKK-Versicherten gingen 2020 mindestens einmal zum Arzt. Der Anteil der Frauen war mit 93,4 Prozent deutlich höher als der von Männern (87,0 Prozent). Die Arzneimittel-Verordnungen dagegen sanken beträchtlich. Mit 69,8 Prozent lagen sie deutlich unter denen der vergangenen Jahre. Ein wichtiger Grund dafür dürfte das nahezu vollständige Ausbleiben der jährlichen Grippe- und Erkältungswelle gewesen sein. Jedenfalls gingen vor allem die Verordnungen, die im Zusammenhang mit Infektionen stehen (etwa Antiinfektiva oder Respirationstrakt) im Vergleich zum Vorjahr extrem zurück.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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