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Zwei Wochen Quarantäne-Hotel ab 1200 Euro : Wie eine Deutsche das Corona-Leben in Thailand erlebt

Einreisende müssen ihr Quarantäne-Hotel selbst bezahlen, innerhalb des Landes gelten unterschiedliche Corona-Regeln. Ein Erfahrungsbericht aus Thailand.

Zwei Wochen Quarantäne-Hotel ab 1200 Euro : Wie eine Deutsche das Corona-Leben in Thailand erlebt

Strenge Kontrollen für Einreisende am Flughafen von Bangkok.Foto: REUTERS/Athit Perawongmetha/File Photo

Urlaub oder Arbeiten unter Thailands Sonne – ein Traum für viele, gerade in diesen grauen Wintertagen mit strengen Corona-Beschränkungen. Um die 30 Grad, viele Spas, Fitnessclubs, Tauchbasen, Geschäfte und Restaurants sind (wieder) offen. Und Homeoffice, über das nicht wenige Deutsche klagen, ist in Bangkok oft ein Ort, den sie nur in der Ferne kennen.

Offiziell wurden bis Donnerstag insgesamt erst 16.221 Covid-19-Infektionen unter den 70 Millionen Thailändern gezählt. Das sind weniger als jüngst an einem einzelnen Tag in Deutschland mit seinen 83,7 Millionen Menschen hinzukamen.

Allerdings stieg die Kurve allein am Dienstag nach Angaben der Thailändischen Tourismusbehörde rasant um 959 Fälle, Donnerstag waren es immer noch 756 neue Kranke. Nichtsdestotrotz will die Regierung die Einschränkungen offenbar weiter lockern.

Schon für das Wochenende sind neue Regeln geplant. „Ich fühle mich hier sehr viel sicherer als in Deutschland“, sagt Vanessa Steinmetz am Donnerstag in einem Skype-Gespräch. Ihr Box-Studio hat wieder geöffnet, sie arbeitet mit den Kollegen im Büro an der Sukhumvit Road in Bangkok.

Dabei ist Bangkok sogar noch immer eine sogenannte „rote Zone“. Im Büro arbeiten sie wegen der zweiten Welle im Schichtbetrieb, dort sitzt sie ohne Maske. Masken tragen die Einheimischen nicht nur in den Öffis oder im Supermarkt, sondern generell auf der Straße und zwar alle, hat sie beobachtet.

Zwei Wochen Quarantäne-Hotel ab 1200 Euro – bevor der Aufenthalt beginnt

„Hut ab, bei 30 Grad schwitzt man da ganz schön. Das ist was anderes als bei zehn Grad in Deutschland. Ist jemand ohne Maske unterwegs, dann ist das immer ein Ausländer.“ Die 35-Jährige hat sich inzwischen dünnere Stoff-Masken zugelegt, auch sie trägt immer eine: „Dann ist das eben so.“

FFP2 hat sie getragen, als die Luft letztens draußen so schlecht war. „Ob das in dem Fall hilft, weiß ich gar nicht“, sagt sie lachend. Lange suchen muss sie für Nachschub nicht. „OP-Masken und auch schickere gibt es hier in Automaten, so wie in Deutschland Süßigkeiten.“ Das findet sie sehr praktisch.

Doch um in dieses gefühlte Paradies zu kommen, musste sie einige Strapazen auf sich nehmen – und eine Stange Geld bezahlen. Und das Auswärtige Amt rät weiterhin ausdrücklich von nicht notwendigen, touristischen Reisen ab. Die 14 Tage strikte Quarantäne haben Vanessa Steinmetz nicht geschreckt, als sie im November ihren neuen Job als regionale Projektkoordinatorin bei der Friedrich-Naumann-Stiftung bekam.

All die geforderten Papiere – inklusive Visum, gesundheitliches Unbedenklichkeits-Zertifikat, Corona-Test, Krankenversicherung mit mindestens 100.000 Dollar Deckung und Covid-19-Behandlungsoption – hatte die ehemalige Spiegel-Journalistin bald beisammen. Dann musste sie sich ein spezielles Quarantäne-Hotel buchen.

Teuer ist nicht gleich Luxus

„Die kosten umgerechnet so ab 1200 Euro“, sagt Vanessa Steinmetz seufzend. Aber das heißt nicht, dass man dann großen Luxus hat. Doch, wie fast immer, gibt es durchaus Angebote, die erheblich mehr kosten und ein etwas angenehmeres 14-Tage-Gefängnis bieten.

Inzwischen gibt es unter den zugelassenen Quarantäne-Hotels auch Golf-Häuser mit Ausgang unter Auflagen innerhalb des Resorts, wenn man sich Fieber messen lässt. Ehe sie überhaupt in ihr Quartier kam, wurde Vanessa Steinmetz auf dem zur Geisterstadt mutierten, normalerweise sehr rummeligen Airport „gefühlt fünf Mal kontrolliert”.

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„Da saß ich auf einem Stühlchen wie in einem Klassenzimmer und jemand neben mir.“ Zum Teil überwachen das auch Soldaten. „Aber wie nett alle sind! Da fällt einem das nicht so schwer“ wie in manch anderem Land.

„Vom Flughafen ging es mit einem Fahrer des Hotels sofort in die Quarantäne“, frische Luft schnappen nach dem langen Flug: Fehlanzeige. Da gibt es kein Entwischen. Ihr Zimmer war zwar nicht so klein, aber das lange Alleinsein auf ein paar Quadratmetern nagte doch mehr an ihr, als sie dachte.

„Wenn ich morgens aufstand, lagen wegen des Zeitunterschieds alle Freunde in Deutschland im Bett. Da konnte ich niemanden anrufen.“ Also hat sich Vanessa Steinmetz auf die Fitness gestürzt. Eine Stunde Workout schon vor dem Duschen – „im Hotel konnte man sich ein Fitnessrad und Yogamatten aufs Zimmer bestellen, das machen viele“, aber „gegen horrendes Geld“.

Bisher dürften sich auch nur Verheiratete ein Zimmer teilen, das hat sich geändert. Während der Quarantäne gibt es mehrere Coronatests, wer positiv ist, muss sofort ins Krankenhaus, nicht etwa zurück in die Heimat.

Dreimal täglich Essen – ein Highlight, auch wenn es schlecht ist

Das Essen dreimal am Tag war für sie ein „Highlight“, weil dann was passiere, aber geschmeckt hat es ihr nicht. „Und ich bin Vegetarierin. Das ist hier nicht so einfach, wie man denkt. Fast überall ist Fischsoße dran.“ Zwischendurch hat ihr Chef ihr mal was besorgt und an der Rezeption hinterlassen. Inzwischen dürfen die Quarantänegäste auch außerhalb bestellen und sich was liefern lassen.

Im Moment ändern sich die Beschränkungen fast täglich – und sie variieren von Provinz zu Provinz zum Teil erheblich. Die Liste der Regelungen ist lang. „Mit dem Rucksack durchs Land ziehen und Inselhopping machen, das würde ich im Moment nicht empfehlen“, sagt Vanessa Steinmetz.

Es kann ganz schnell passieren, dass eine Provinz die Einreise aus einer besonders belasteten Zone verbietet – und dann sitzt man dort fest. Denn die Gouverneure können selbst entscheiden. „Ich wollte am Wochenende nach Krabi fliegen. Das lasse ich jetzt aber sein.“

„Von Anti-Ausländer-Gefühlen habe ich zwar gehört, aber ich habe das noch nicht erlebt“, berichtet sie. Sie kann ins Boxstudio gehen, zum Yoga, schwimmen. Sie mag ihren neuen Job und ihr neues Zuhause. „Ich will länger hier bleiben.“

Wie wird die Reise nach Deutschland ?

Doch demnächst will sie wegen des restlichen Umzugs noch einmal nach Deutschland fliegen – im Moment über Amsterdam. „Aber was ist, wenn die Holländer die Flughäfen schließen sollten? Züge werden doch nach Hamburg noch fahren, oder?“

Für sie fühlt sich das nicht gut an. Und auch, wenn sie dann in Deutschland ist, wird sie nur die nötigsten Kontakte haben. Freunde treffen? Allenfalls auf einen Spaziergang. „Da muss ich mich einfach zusammenreißen,“ sagt Vanessa Steinmetz nachdenklich. Einige ihrer Kollegen vermissen nach einem Jahr einen Besuch in Deutschland, aber die Risiken sind ihnen zu hoch. Sie bleiben erstmal in Thailand.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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