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„Woke“, „cancel culture“ oder „politisch korrekt“ : Wenn Begriffe zu Kampfbegriffen werden, leiden die Fakten zuerst

Was hilft gegen reizbaren Journalismus? Aktuell Fynn Kliemann und davor Judith Sevinç Basad haben ihr Gegenmittel gefunden: die Woke-Attacke. Ein Kommentar.

„Woke“, „cancel culture“ oder „politisch korrekt“ : Wenn Begriffe zu Kampfbegriffen werden, leiden die Fakten zuerst

Woke! Halt die Klappe”Foto: mauritius images / Brain light / Alamy

Bei Reizdarm hilft Kijimea, das hat uns die Dauerfernsehwerbung eingetrichtert. Was aber hilft gegen reizbaren Journalismus? Aktuell Fynn Kliemann und davor Judith Sevinç Basad haben ihr Gegenmittel gefunden: die Woke-Attacke. Kliemann agitiert, nach einem ersten Moment der Reue, heftig gegen die Recherche des Investigativteams um Jan Böhmermann, die ihm im „ZDF Magazin Royale“ Schmutzeleien bei Maskendeals nachgewiesen haben.

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Die „Bild“-Journalistin Basad hat ihre öffentliche Kündigung beim Boulevardblatt mit heftigen Vorwürfen an Springer-CEO Mathias Döpfner verbunden, er sei bei seinem Urteil über einen Gastbeitrag in der „Welt“ – „unterirdisch“ hat er ihn genannt – vor „woken Aktivisten“ eingeknickt. In dieses Horn stößt auch Kliemann, wenn er eine „linke woke Szene“ kritisiert.

Im Duden wird „woke“ definiert als „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“. Nicht schlecht, oder? Muss ja nicht gleich wieder Haltung werden, reicht, wenn der Begriff zur Wahrnehmung von gegenwärtiger Gesellschaft genutzt wird.

Abwertender Kampfbegriff

Basad/Kliemann gebrauchen „woke“ als abwertenden Kampfbegriff. Erreichen sie damit, was Kijimea für den Reizdarm ist? Begriffe wie „woke“, „cancel culture“ oder „politisch korrekt“ suchen in komplexen Debatten die Abkürzung, den short cut. Ist woke, kann weg. Ist links, kann weg. Hat was mit Moral zu tun, kann weg. In einer dauerregten Gesellschaft vielleicht nicht der verkehrteste Weg, um in eine Recherche und in eine Genderdebatte jene Klarheit und jene Eindeutigkeit reinzubringen, die gewünscht und gebraucht wird. Falls gewünscht und gebraucht.

Anti-woke nicht besser als woke

Eine anti-woke – und in gleicher Weise woke – Betrachtung verbindet sich mit dem identischen Nachteil: Sie klärt in Blitzesschnelle, wo es objektiv zu erklären und sachlich aufzuklären gilt. Woke oder nicht-woke Fakten aber gibt es nicht. Fakten haben eine je eigene Integrität, die nach je eigenen Interessen verletzt werden kann. Dazu braucht es die Faktenbeuger. Keine rare Spezies.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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