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Unnötige Behandlungen im Krankenhaus : Mehr Transparenz für Patienten!

Menschen werden Untersuchungen unterzogen, die allein den wirtschaftlichen Interessen der Kliniken dienen. Um dem entgegenzuwirken, muss die Mündigkeit der Patienten gestärkt werden.

Unnötige Behandlungen im Krankenhaus : Mehr Transparenz für Patienten!

Viele Untersuchungen sollen allein den Kliniken helfen – indem sie Gelder bringen.Foto: Stefan Sauer/dpa

Kranksein bringt einen neben den ohnehin gerade auftretenden Beschwerlichkeiten auch noch in die absurde Situation, in dem Moment besonders schwach zu sein, in dem Stärke besonders nötig wäre – um sich gegen unnötige oder unterlassene Behandlungen wehren zu können.
Was sich als Verdacht bei vielen erhärtet, sobald sie selbst oder ihre Angehörigen im Krankenhaus sind, befeuerte kürzlich eine qualitative Befragung unter Krankenhausmedizinern und -geschäftsführern. Sie ergab, dass Patienten wissentlich Untersuchungen unterzogen würden, die nicht dem Behandlungsziel, sondern den wirtschaftlichen Interessen der Kliniken dienen. Einer der Studienautoren, der Bremer Mediziner Karl-Heinz Wehkamp, sagte dazu bei „Spiegel Online“: „Eine Gefährdung der Patienten wird in Kauf genommen.“ Zu der kann es kommen, wenn künstliche Beatmung über das dringend notwendige Maß hinaus beibehalten wird oder letztlich anlasslos Herzkatheteruntersuchungen vorgenommen werden.

Kostendruck als Grund

Als Grund für sinnlose Therapien wurde und wird stets der Kostendruck genannt. Wo aber so gedacht wird, hat die Ökonomisierung der Branche den hippokratischen Eid, den besonderen Anspruch an Mediziner, schon viel zu stark perforiert. Eine Klinik ist keine Kfz-Werkstatt. Und nicht mal da wird bis an die Gefährdungsgrenze repariert. Das Primat der Kosteneffizienz im Gesundheitswesen wird zwar auch aus der Ärzteschaft als extrem belastend und demotivierend bezeichnet, aber diejenigen, die persönlich dafür herhalten, sind die Kranken, die Hilfebedürftigen.
Um den ökonomischen Druck aus dem System zu nehmen, wird immer wieder nach der Politik gerufen, die sich aber ebenso immer wieder außerstande zeigt, in dieser milliardenschweren und komplizierten Branche zweckmäßige und zielführende Änderungen einzuleiten. Aber würde nicht bereits ein „Mehr“ an Transparenz helfen?

Nachfragen zulassen und Erklärungen liefern

Eine Erfahrung, die viele Menschen im Krankenhaus machen, ist die des Ausgeliefertseins. Dass niemand wirklich für sie zuständig ist, das man sie gegen jedes Ethos über Therapien und Untersuchungen nicht ausführlich aufklärt und umfassend informiert, sondern sie stumm und gehetzt von hier nach da schiebt. Das zermürbt und zerstört Vertrauen. Warum sollten Ärzte nicht – statt ihre Energie in Verwaltungsbürokratie zu stecken – den Patienten oder gegebenenfalls den Angehörigen in einer Form, die verständlich ist und Nachfragen zulässt, schriftlich darlegen müssen, warum welche Therapien und Behandlungsschritte jetzt für sinnvoll erachtet werden? Das würde zu Transparenz und zu Sicherheit führen, die Patienten in ihrer Mündigkeit stärken, denn auch die will gelernt sein, und nicht zuletzt den Abbau von Über- oder Untertherapie einleiten.
„Eine Gefährdung der Patienten wird in Kauf genommen.“ Das heißt: Erst kommt die Buchhaltung, dann der Mensch. Es ist nur ein Satz, und die Studie, auf der er fußt, ist nicht repräsentativ. Aber wer wollte erleben müssen, dass er auf ihn zutrifft?

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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