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Transmediale 2021 startet : Jetzt alle mal schön langsam

Die Transmediale, Berlins renommiertes Festival für Kunst und digitale Kultur, startet unter neuer Leitung und dauert dieses Mal ein ganzes Jahr.

Transmediale 2021 startet : Jetzt alle mal schön langsam

Slide aus der Marshall McLuhan Lecture von Jason Edward Lewis, der sich mit der Realität von indigenen Communities im Cyberspace…Foto: Jason Edward Lewis

Im digitalen Raum regiert die Schnelligkeit: als Erste den Tweet lesen, zügig reagieren, ad hoc in den Live-Talk reinhören, spontan mitreden, schnell eine Konferenz aufsetzen, stets den Kalender updaten. Die neue Leiterin der Transmediale, dem Berliner Festival für Kunst und digitale Kultur, Nora O Murchú, macht zunächst einmal Schluss mit dem Druck. Wenn man sich ansieht, wie sie die Veranstaltung in diesem Jahr geplant hat, scheint ihre Devise zu lauten: Prall gefülltes Festival ja, Zeitstress nein.

Die sonst in Irland lebende und lehrende Wissenschaftlerin, Kuratorin und Interaction Designerin hat die Transmediale, die sonst eine mehrtägige Konferenz und eine mehrwöchige Ausstellung umfasst, zu einem einjährigen Festivalformat erweitert. Natürlich passt das auch besser in die Pandemiezeit, in der volle Konferenzsäle nicht möglich sind.

Dass es eine entschleunigte Festivalvariante werden sollte, mit mehr Zeit für künstlerische Prozesse und einer nachhaltigeren Beschäftigung mit den Kunstwerken und Denkbeiträgen, war aber jenseits der Pandemie bereits O Murchús Anliegen.

Dieses Ja zum Festival, und Nein zur Hektik passt gut zum inhaltlichen Thema, das die künstlerische Leiterin für die Veranstaltung gewählt hat.

Die Pandemie und alles was man in dem Zusammenhang ablehnen könnte, inspirierte nicht zum Thema „for refusal“, wohl aber das Gefühl, dass in der Verweigerung, im Nicht-den-üblichen-Weg-Gehen, eine Chance liegt, soziale, politische, kulturelle Strukturen zu verändern.

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Nicht mit der Keule des gewaltvollen Protests soll Wandel herbeigeführt werden. Es geht unter anderem um Formen der „sanften Verweigerung“ im Zusammenhang mit digitalen Technologien.

Verweigerung als das Beharren auf Alternativen

Was bedeuten die durch neue Technologien veränderten Arbeitsbedingungen, wie viel Stunden hat ein Tag, was ist Urlaub? Wie kann man der On-Demand-Logik begegnen, ohne von Firmen und deren Abo-Modellen abhängig zu sein?

Was bedeutet das Einschalten eines Ad Blockers, die Nutzung eines bestimmten Browsers (und eines anderen nicht), oder das Löschen des eigenen Facebook-Profils, während man auf anderen Plattformen weiterhin aktiv ist? Mit diesen Fragestellungen werden sich Künstlerinnen, Wissenschaftler und digitale Vordenkerinnen beschäftigen.

Transmediale 2021 startet : Jetzt alle mal schön langsam

Die künstlerische Leiterin der Transmediale Nora O Murchú.Foto: Christian Werner

Am heutigen Donnerstag startet das Festival mit einer digitalen Plattform, die sich „Almanac for Refusal“ nennt. Ein Almanach ist eine Chronik des Wissens, geordnet nach Jahreszeiten und astrologischen oder meteorologischen Ereignissen. Und so sollen auch diesem Almanach jeden Monat, jeweils zum Vollmond (wie an diesem 28. Januar) neue Inhalte hinzugefügt werden, etwa Podcasts, Filme, Gespräche, Soundexperimente und Daten von vielfältigen Künstlerinnen. Nora O Murchú, die in 33 Jahren die erste Frau ist, die die Transmediale leitet, will eine queer-feministische, intersektionale und postkolonial Perspektive ein bringen .

Transmediale 2021 startet : Jetzt alle mal schön langsam

Wuff. Der Hund Roja aus Micha Cárdenas VR-Spiel „Sin Sol /No Sun“.Foto: Micha Cárdenas

In der Auftaktrunde steht etwa die Marshall McLuhan Lecture des in Kanada lehrenden Digital-Poeten, Aktivisten und Software Designers Jason Edward Lewis bereit, in der „Die Frage nach KI“ auch aus der Perspektive indigener Communities beleuchtet wird. Die nigerianisch-amerikanische Datenspezialistin Mimi Onuoha hat sich mit der an schwarzer feministische Praxis und Kulturgeografie interessierten Künstler*in Romi Morrison zu einem Video-Essay zusammengetan.

[Beiträge und Programm ab 28. Januar auf transmediale.de]

Die Ausstellung, die dieses Mal nicht wie üblich im Haus der Kulturen der Welt, sondern im Silent Green und im Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien stattfindet, wird ab 15. Februar zunächst digital zugänglich sein.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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