Dnachrichten.de
Berlin news - Die offizielle Website der Stadt Berlin. Interessante Informationen für alle Berlinerinnen, Berliner und Touristen.

“Too Good To Go”-Tüte bei Denn’s Biomarkt : Wie Unternehmen Lebensmittelverschwendung bekämpfen

Diverse Apps, bieten die Möglichkeit, Lebensmittel zu kaufen, die sonst in die Tonne wandern würden. Denn’s Biomarkt bietet das jetzt auch im Geschäft an.

"Too Good To Go"-Tüte bei Denn's Biomarkt : Wie Unternehmen Lebensmittelverschwendung bekämpfen

Zu viele Lebensmittel landen derzeit noch im Müll.Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Joghurt, der sein Ablaufdatum schon erreich hat, Möhren, die inzwischen mehr weich als knackig sind und lahmer Salat, von dem einfach zu viel im Einkaufskorb gelandet ist: In Deutschen Privathaushalten landen viele Lebensmittel im Müll, die eigentlich noch essbar wären.

Sechs Millionen Tonnen sind es jedes Jahr. Weitere sechs Millionen werden in der Produktion, im Einzelhandel und in der Gastronomie weggeschmissen. Weil die Politik aus Sicht einiger Unternehmer bisher zu wenig dagegen tut, gibt es immer mehr Initiativen und Start-Ups, die es Verbrauchern leichter machen wollen, Verschwendung zu vermeiden. 

"Too Good To Go"-Tüte bei Denn's Biomarkt : Wie Unternehmen Lebensmittelverschwendung bekämpfen

Jetzt kostenlos testen!

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Eine Idee zur Lebensmittelrettung kommt aus Dänemark: Das 2015 gegründete Start-up To Good To Go will mit seinem App-Angebot Lebensmittelverschwendung in Gastronomie und Einzelhandel reduzieren. Ab Montag startet To Good To Go seine erste flächendeckende Kooperation mit einem deutschen Supermarkt.

Bei den Filialen von Denn’s Biomarkt können dann „To Good To Goo“-Tüten über die App gekauft werden. In die Tüten kommen Produkte, die aus den unterschiedlichsten Gründen aus dem Verkauf aussortiert werden: Lebensmittel, die sich dem Ablaufdatum nähern genauso, wie Obst und Gemüse, das nicht mehr verkäuflich, aber noch gut essbar ist.

Denn’s will die Tüten laut eigenen Angaben für 3,90 Euro verkaufen. Pro Tüte soll der ursprüngliche Warenwert der Produkte mindestens 12 Euro entsprechen. „Für uns als Bio-Fachhändler ist es selbstverständlich, ökologisch verantwortungsbewusst und nachhaltig zu handeln“, sagt Denn’s Geschäftsführer Joseph Nossol zu der Kooperation. 

Erste deutschlandweite Kooperation

Bisher hat To Good To Go vor allem mit Cafés, Restaurants und einzelnen Supermarkt-Filialen zusammengearbeitet. Auch diese Unternehmen bieten in Überraschungstüten überschüssige Ware zu reduzierten Preisen an.

Verbraucher können über eine Karte in der App sehen, wo solche Angebote in ihrer Nähe verfügbar sind und wie viel die Tüten kosten. Ein ähnliches Konzept bietet das Start-Up ResQ Club an. Bisher ist es in Deutschland nur in Berlin vertreten. 

Solche Kooperationen sind auf den ersten Blick einen Win-Win Situation: Kunden bekommen Lebensmittel günstiger und die Unternehmen können Ware noch verkaufen, die sonst im Müll gelandet wäre.

Es gibt aber auch einen Nachteil: Die Kunden wissen nicht, was sie kriegen. Für einen Pauschalpreis bekommt man ein Pauschalangebot. In der Überraschungstüte vom Bäcker, kann vom Vollkornbrot bis zum Schokocroissant alles dabei sein.

Kritiker bemängeln, die Wahrscheinlichkeit, dass Lebensmittel deshalb trotzdem im Müll landen, sei deshalb gar nicht so klein. Essensretter werden auch bei der Initiative „Foodsharing“ fündig, die ein Netzwerk zur Lebensmittelrettung aufgebaut hat.

Über die Website oder eine App können Mitglieder Lebensmittel bei Tauschregalen vorbeibringen und Lebensmittelkörbe zur Abholung anbieten. Privatpersonen und gemeinnützige Vereine nutzen dieses Angebot ebenso, wie Unternehmen.

In Frankreich ist Verschwendung gesetzlich verboten

Schon 2015 hat Frankreich vorgemacht, dass eine Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen auch in großem Stil funktionieren kann. Dort dürfen Supermärkte mit einer Fläche von mehr als 400 Quadratmetern keine essbaren Lebensmittel mehr wegschmeißen.

Die Unternehmen sind verpflichtet, die Ware an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Im Gegenzug können sie 60 Prozent des Einkaufspreises aller gespendeten Produkte von der Steuer absetzten. Allein in den ersten zwei Jahren ist die Zahl der gespendeten Lebensmittel dadurch um 20 Prozent gestiegen.

Aber auch die EU trägt nach Meinung von Kritikern für einen Teil der Verschwendung die Verantwortung: Normen zu Form, Größe und Aussehen von Lebensmitteln führen dazu, dass Obst und Gemüse schon direkt nach der Ernte als unverkäuflich aussortiert wird.

Auch hier gibt es ein Start-Up, das diese Lebensmittel retten will. Bei etepetete gibt es Abo-Boxen mit Obst und Gemüse, das “zu hässlich” für den normalen Verbrauch ist. Das Unternehmen kauft seine Produkte direkt bei den Landwirten, die sich das Sortieren nach Optik und Größe sparen können. Produziert ein Landwirt mehr, als er an Supermärkte und Ketten verkaufen kann, kauft etepetete auch diese Lebensmittel auf. 

Im Gegensatz zu Frankreich gibt es in Deutschland keine Gesetze gegen die Lebensmittelverschwendung. Die Europäische Union hat das Ziel vorgegeben, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren. Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) setzt im Gegensatz zu vielen Europäischen Nachbarn auf Freiwilligkeit.

Die Verantwortung jedes einzelnen stehe im Vordergrund, sagte die Ministerin kürzlich bei einem runden Tisch. Die Grünen kritisieren diesen Ansatz und das „Schneckentempo von Frau Glöckner“ scharf. Sie fordern seit 2019 ein „Anti-wegwerf-Gesetz“ und Regelungen, die es Unternehmen leichter machen, überschüssige Ware an gemeinnützige Organisationen zu spenden.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More

Privacy & Cookies Policy