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Täglich kommen mehr Menschen als 2015 : Berlin schafft Platz für Ukrainer – Unterbringung am Flughafen Tegel geplant

Die Sozialsenatorin erwartet steigende Ankunftszahlen – und kündigt die Anmietung einer „großflächigen Struktur“ zur Unterbringung an.

Täglich kommen mehr Menschen als 2015 : Berlin schafft Platz für Ukrainer – Unterbringung am Flughafen Tegel geplant

Erst Flughafen, dann Impfzentrum, bald Flüchtlingsunterkunft? Ein Luftbild Tegeler Flughafengeländes von 2019.Foto: Tino Schöning/dpa

Eine Woche nach Beginn der russischen Angriffe auf die Ukraine gerät Berlin bei der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen an seine Grenzen. Von Montag auf Dienstag habe sich die Zahl der durch das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) untergebrachten Menschen vervierfacht, erklärte Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Mittwochvormittag. Statt wie am Tag zuvor 350 Menschen hätten 1400 Menschen durch das LAF untergebracht werden müssen.

Sie sprach von einer “extremst dynamischen Situation”, die Lage habe sich “dramatisch verändert”, die Ankunftszahlen seien “unglaublich sprunghaft angestiegen”. Zur Erinnerung: 2015 lag das Tageshoch der Zahl in Berlin ankommender Flüchtlinge bei rund 1000. Dieser Wert ist bereits jetzt deutlich überschritten.

Kipping kündigte an, Berlin werde eine “großflächige Struktur” zur Unterbringung von Geflüchteten anmieten. Tagesspiegel-Informationen zufolge handelt es sich dabei um Liegenschaften auf dem ehemaligen Flughafen Tegel. Die Sozialverwaltung wollte sich dazu nicht äußern, die Tegel Projekt GmbH verwies auf das LAF. Dieses ließ eine Tagesspiegel-Anfrage dazu unbeantwortet.

Erschwerend kommt hinzu: Der sonst übliche Verteilungsschlüssel von Geflüchteten auf die Bundesländer findet derzeit noch keine Anwendung. Dass die Frage des künftigen Aufenthaltsstatus der Ukrainer von der Bundesregierung immer noch nicht rechtlich geklärt sei, erschwere die Arbeit in Berlin sehr, monierte Kipping und kritisierte Bundesinnenministerium sowie Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hält eine bundesweite Koordination bei der Aufnahme ukrainischer Kriegsflüchtlinge für nötig. “Berlin ist natürlich der große Dreh- und Angelpunkt und auch Zielort für viele Menschen, die hierherkommen”, sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch und ergänzte: “Wir brauchen auch Unterstützung der anderen Bundesländer dabei.” Immerhin unterstütze Brandenburg. Etwa 100 Menschen nimmt zum Beispiel Brandenburg an der Havel auf. Gegen 18 Uhr Uhr sollten zwei Busse aus Berlin dort ankommen.

Täglich kommen mehr Menschen als 2015 : Berlin schafft Platz für Ukrainer – Unterbringung am Flughafen Tegel geplant

Hunderte Menschen aus der Ukraine kamen allein mit einem Zug aus dem polnischen Grenzort Przemysl am Berliner Hauptbahnhof an.Foto: imago images/Jochen Eckel

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Kipping geht davon aus, dass sich die Situation in den kommenden Tagen noch verschärfen wird. “Man muss sich auf eine weitere Steigerung der Zahlen einstellen”, sagte sie und erklärte, das Angebot werde beständig erweitert. Bislang habe jeder Neuankömmling mit einem Platz in einer Unterkunft versorgt werden können. Senat und Bezirke wollen von nun an vor allem Hotels und Hostels für die Unterbringung von Geflüchteten gewinnen. Ein Treffen zwischen Sozialverwaltung und Sozialstadträt:innen hatte am Dienstag erstmals stattgefunden und soll am Freitag wiederholt werden.

Am Mittwochmorgen wiederum berieten Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und die Bezirksbürgermeister:innen das weitere Vorgehen. Auch sie wollen ab sofort wöchentlich miteinander konferieren. Aus den Reihen der Bezirke hieß es am Mittwoch, der Senat solle die zentrale koordinierende Rolle einnehmen, damit Behörden und ehrenamtliche Strukturen einheitlich und effizient arbeiten können. Die Bezirke wollen sich um die Koordination der ehrenamtlichen Helfer:innen kümmern.

Täglich kommen mehr Menschen als 2015 : Berlin schafft Platz für Ukrainer – Unterbringung am Flughafen Tegel geplant

Berliner:innen bieten Menschen aus der Ukraine eine Unterkunft.Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Der Ort, an dem die allermeisten Ukrainer:innen ankamen, war auch am Mittwoch der Hauptbahnhof. Die Bahn hatte die Züge aus Polen mit zusätzlichen Waggons ausgestattet. Berichte, wonach auch Sonderzüge eingesetzt worden seien, dementierte eine Sprecherin der Bahn. Viele Flüchtlinge wollten weiterreisen, vor dem Reisezentrum im Hauptbahnhof bildeten sich lange Schlangen.

Diejenigen, die keine Unterkunft haben, wurden im Untergeschoss von Helfern mit Essen und Trinken versorgt. Anschließend wurden sie mit vom Senat gecharterten Bussen in Unterkünfte im Berliner Umland gebracht. Die Abläufe waren am Mittwoch eingespielter als noch am Tag zuvor. Auf dem Bahnsteig gab es Durchsagen auf Ukrainisch, um die Geflüchteten zu informieren. Helfer:innen in gelben Warnwesten wiesen ihnen den Weg.

Ankunftszentrum kann die Vielzahl an Sachspenden nicht mehr lagern

Vergleichsweise ruhig war in den Mittagsstunden auch die Situation im bislang einzigen Ankunftszentrum für die ukrainischen Geflüchteten in Reinickendorf. Nur vereinzelt kamen Menschen vorbei, um nach Essen zu fragen oder Fragen zu stellen. Ein russischsprachiger Übersetzer des LAF gab Auskünfte und vermittelte. Unterdessen konnte die Vielzahl der Hilfsgüter kaum mehr bewältigt werden. “Wir haben viel zu viele Sachspenden und gar keine Kapazitäten mehr, all diese unterzubringen”, sagte ein Mitarbeiter.

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Unterdessen haben sich bereits etwa 10.000 Berliner auf der Plattform unterkunft-ukraine.de registriert, um Geflüchtete bei sich aufzunehmen. Das bestätigte Lukas Kunert, Gründer des Netzwerk Elinor, der die Idee zur Plattform noch am Tag des Angriffs Russlands auf die Ukraine hatte. Kunerts Frau kommt aus Russland, das Paar hat sich in der Ukraine kennengelernt. Deutschlandweit seien schon 150.000 freie Betten angemeldet worden, sagte Kunert.

Die Senatskanzlei schaltete zudem eine zentrale Internetseite für Hilfesuchende und Helfer:innen (www.berlin.de/ukraine).

Wirtschaftssenator Stephan Schwarz (parteilos, für SPD) sprach von einer “großen Welle der Hilfsbereitschaft” in der Wirtschaft. Spenden würden gesammelt, die Hotellerie stelle Schlafplätze für geflüchtete Familien bereit, auch Wohnungsbauunternehmen seien dabei.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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