Dnachrichten.de
Berlin news - Die offizielle Website der Stadt Berlin. Interessante Informationen für alle Berlinerinnen, Berliner und Touristen.

Sind die Anti-Auto-Pläne des Berliner Senats realistisch?

Sind die Anti-Auto-Pläne des Berliner Senats realistisch?

Eberhard Diepgen und Walter Momper diskutieren über die Berliner Verkehrspolitik
Foto: picture alliance/Dirk Lässig Combo b.Z.

Einmal in der Woche diskutieren Berlins Ex-Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Walter Momper (SPD) über Themen, die die Stadt bewegen. Heute geht es um die Verkehrspläne für Berlin.

Eberhard Diepgen: Nein, Vernunft deutet sich vorsichtig an

Soll das Lastenfahrrad das Aushängeschild der Berliner Innenstadt werden, ein Parkplatz für das Auto mit E-Motor in Moabit oder Schöneberg teurer als die Wohnungsmiete sein? Wenn es nach einigen Verkehrspolitikern gehen würde, kann das der Alptraum für die Zukunft der Weltstadt Berlin sein.

Aber so schlimm wird es wohl nicht werden. Alle terminlichen Zielmarken sind in der Senatsentscheidung aus dem Beschluss geflogen. Realisten wissen, dass der notwendige Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs Zeit braucht, neue Stadtquartiere wegen des Wohnungsmangels Vorrang haben und ohne Verkehrsinfrastruktur wenig attraktiv sein werden.

Bei den 250 geplanten Einzelmaßnahmen gibt es viele sinnvolle Projekte. Ich denke an die Siemensbahn oder auch die Lärmminderung durch bessere Straßenoberflächen. Sicher wird es noch viele Bürgerinitiativen für und gegen Senatsplanungen geben. Richtig ist ein weiterer Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. Falsch aber ist die Vorstellung, man könne damit den gesamten Individualverkehr und dabei insbesondere die Autos aus der Stadt drängen.

Berlin hat mehrere Zentren und viele Kieze. Nicht alle Teile, insbesondere der Außenbezirke können – auch in Zukunft – mit den Verkehrsbetrieben erreicht werden. Selbst wenn der Wilmersdorfer in den sog. zentralen Bezirken den ÖPNV benutzen kann und – außer in Coronazeiten – soll, er braucht ein Auto für Besuche in Außenbereichen, in Brandenburg, für die Fahrt in seine Datscha. Soll er sich einen Parkplatz Kilometer von seiner Wohnung entfernt suchen. Geschäfts-, Liefer- und Büroverkehr habe ich dabei noch nicht erwähnt.

Nein – das ist bisher alles unausgegoren. Es beachtet nur die Interessen eines Teils der Bevölkerung. Doch in der Innenstadt soll doch ein Querschnitt der Bevölkerung wohnen, auch alte, die für ihre Mobilität ein Auto brauchen. Und Umweltpolitik kann man intelligenter und weniger spalterisch betreiben.

Walter Momper: Nein, zum Ziel fehlt der Weg

Wer nur ein Ziel benennt (Autos ab 2030 aus der Innenstadt vertreiben und 2035 sogar komplett aus der Stadt verbannen) ohne den Weg dorthin aufzuzeigen, ist weder glaubwürdig noch realistisch.

Es wäre gut, wenn die Straßen vom Individualverkehr stärker entlastet werden und mehr Menschen den öffentlichen Personennahverkehr nutzen bzw. mit dem Fahrrad fahen oder zu Fuß gehen würden. Es würde weniger Staus in der Stadt geben und das vorhandene Straßennetz würde für den Wirtschaftsverkehr und den Berufsverkehr ausreichen.

Es ist aber nicht damit zu rechnen, dass Menschen freiwillig auf das Auto verzichten. Es fahren nur dann mehr Menschen mit der BVG und mit der S-Bahn, wenn diese schneller, komfortabler und bequemer als das Auto sind. Das muss die öffentliche Hand leisten und sie muss zeigen, welchen Weg sie einschlagen will, um dort hinzukommen. Womöglich will sie wirklich mit mehr Schikanen und Verboten und höheren Belastungen für den Autoverkehr dahin kommen, dass die Bürgerinnen und Bürger das Auto nicht mehr benutzen. Dagegen werden sich die Berlinerinnen und Berliner zur Wehr setzen.

Für die größer werdende Stadt müssen genug Elektro-Ladesäulen, neue S-Bahn- und U-Bahn-Strecken und Straßenbahnstrecken gebaut werden. Auch der Busverkehr muss für mehr Menschen intensiviert werden. Es müssen neue Strecken hinzukommen und die vorhandenen Strecken müssen dichter befahren werden, wenn es keinen U-Bahn- oder S-Bahn-Anschluss gibt. Nur dann werden wir mehr Menschen in den Öffentlichen Personennahverkehr bekommen

Da jede U-Bahn- und S-Bahn-Planung bis zur Realisierung mindestens 10 Jahre dauert und die Realisierung selber dann auch noch einmal 10 Jahre, sieht man, dass man jetzt damit ganz schnell beginnen muss, um für die Zukunft gerüstet zu sein und den Individualverkehr zu mindern.

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More

Privacy & Cookies Policy