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Schweizer Nobelskiort trotz Corona weiter offen : Jetzt müssen Ärzte auch noch verletzte Skifahrer versorgen

Trotz hoher Corona-Infektionszahlen können Touristen Zermatt besuchen. Die Kritik daran wächst – und die Branche fürchtet einen totalen Lockdown.

Schweizer Nobelskiort trotz Corona weiter offen : Jetzt müssen Ärzte auch noch verletzte Skifahrer versorgen

Skifahrer in Zermatt.Foto: REUTERS/Denis Balibouse

Auf der rechten Seite ragt das Matterhorn in den kalten Himmel. Links liegt das Breithorn. Die Gondel stoppt abrupt und der Blick gleitet über die gefrorene Welt rund um die Bergriesen des Schweizer Kantons Wallis. Die Kabine zuckelt wieder an und erreicht die höchste Bergbahnstation Europas, in 3883 Meter Höhe.

Hier auf dem Klein Matterhorn bietet sich dem Besucher eine noch grandiosere Aussicht: 38 Gipfel der Alpen präsentieren sich in ihrer überragenden Schönheit. Und wer richtig in die eisige Pracht eintauchen will, der muss in den Gletscherpalast. Gut 15 Meter unter der Oberfläche des Theodulgletschers eröffnet sich ein funkelndes Labyrinth mit Skulpturen und Rutschen bei konstant minus vier Grad Celsius.

Das „Matterhorn Glacier Paradise“ ist nur einer der vielen Trümpfe der erfolgsverwöhnten Tourismusbranche in Zermatt.

Ein Drittel weniger Umsatz als 2019

Doch im Corona-Winter lassen sich weniger Reisende in das „Matterhorn Glacier Paradise“ locken als in früheren Saisons, auf den Pisten rund um Zermatt flitzen weniger Skifahrer. Auch die Zermatter Hotels kassieren Absagen der verunsicherten Kundschaft – und warten oft vergeblich auf neue Reservierungen. In einem normalen Jahr zählt Zermatt rund zwei Millionen Logiernächte, damit gehört das Walliser Städtchen zu den beliebtesten Bergorten Europas.

„Im Jahr 2020 haben die Hotels in Zermatt ein Drittel weniger Umsatz gehabt als 2019“, erläutert Mario Noti, Präsident des Hotelier-Vereins Zermatt. Der Direktor des noblen „Bellerive“ sitzt im Wintergarten seines Hotels und nippt an einem Cappuccino. „Dieser Winter ist zum Überleben, nicht zum Glänzen“, sagt Noti und schaut auf den Weg vor seinem Hotel. Dort stapfen warm eingepackte Skifreunde in Richtung Bergbahnstation, in den Straßen des autofreien Zermatts hallen die schweren Schritte nach.

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Gesalzene Preise, ein bisschen Abgehobenheit

Eigentlich kann sich die Tourismusbranche in Zermatt noch glücklich schätzen. Denn die Nobeldestination gehört zu den Skigebieten, die trotz der Corona- Pandemie offen bleiben durften. Wer sich die gesalzenen Preise leisten kann und auch eine Prise Abgehobenheit genießen mag, kommt in Zermatt, dem „Home of Winter“, auf seine Kosten.

Auch Zermatt-Liebhaber aus Deutschland sind willkommen – sie müssen jedoch nach der Rückkehr in die Heimat in Quarantäne. Gegen Covid-19 soll die Zermatt-Besucher ein ausgeklügeltes Konzept schützen: Maskenpflicht, Abstand halten, die Kapazitäten in den Bahnen wurden beschränkt.

Viel Kritik im Ausland und der Schweiz selbst

Doch die Entscheidung der Walliser Regierung, keine Corona-Pause in den Bergen einzulegen, stößt im Ausland, in der Schweiz und selbst im Kanton auf Kritik. Der Generaldirektor des Spitals Wallis, Eric Bonvin, fürchtet laut „Tamedia“ eine Überlastung der medizinischen Einrichtungen. Denn die Ärzte und Pfleger müssen neben den Corona-Patienten jetzt auch noch verunglückte Skifahrer behandeln.

„Was richtig und was falsch ist, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt zeigen“, sagte Gesundheitsministerin Esther Waeber-Kalbermatten dem „Walliser Boten“. Die Wirtschaft dürfe nicht abgewürgt werden.

Schweizer Nobelskiort trotz Corona weiter offen : Jetzt müssen Ärzte auch noch verletzte Skifahrer versorgen

Skifahren mit Blick auf das Matterhorn.Foto: AFP/Fabrice Coffrini

Tatsächlich wandeln das Fremdenverkehrsgewerbe und die Gäste im Wallis auf einem schmalen Grat, auf dem oft der Absturz droht. Das wird besonders in den engen Gassen von Zermatt deutlich. Zwar verweisen Schilder auf die Maskenpflicht. Viele Menschen halten sich aber nicht daran, abends schlendern Passanten ohne bedecktes Gesicht an den Nobelboutiquen und Edelherbergen vorbei.

Auch nehmen Urlauber und Einheimische das Abstandsgebot nicht immer genau, zumal während feucht-fröhlicher Après-Ski-Partys.

Passagiere drängten sich in der Bahn

Die Polizei ließ sich auf Zermatts Gehwegen bis vor Weihnachten kaum blicken, um die Gebote und Verbote zu überwachen. Deshalb gehen freiwillige „Covid-Angels“ auf Streife. Sie sollen Menschen ohne Maske freundlich, aber bestimmt sagen, dass sie Schutz tragen müssen.

Auch die Betreiber der Bahnen scheinen der Lage nicht immer gewachsen zu sein. So verriegelte die Matterhorn-Gotthard-Bahn an einem Tag vor Weihnachten Waggons ihres Personenzuges von Täsch nach Zermatt. Die Passagiere drängten sich auf engem Raum in der Mitte des Zuges.

Ein „schwerer Schlag“ für die Gastro-Branche

Kurz vor Silvester verschärfte die Kantonsregierung noch einmal die Maßnahmen gegen Covid-19. Restaurants und Bars müssen vom 26. Dezember abends bis zum 22. Januar schließen – zur Infektionsvermeidung. Gaststätten, die an Hotels angeschlossen sind, können jedoch weiter ihre Kunden bewirten, Take Away bleibt auch erlaubt.

Dennoch sei der Teillockdown in den Restaurationsbetrieben ein „schwerer Schlag“ für die Gastro-Branche, wie Hotelier Noti erläutert. Das Verpflegungsangebot für die Gäste sei damit „massiv eingeschränkt“.

Im schlimmsten Fall kommt der totale Lockdown

Zudem dürfte das temporäre Aus für die Gaststuben etliche Touristen ganz von einem Trip nach Zermatt abschrecken. „Wenn die Leute in den Zermatter Restaurants nicht essen können, dann überlegen sie sehr genau, ob sie überhaupt kommen“, sagt Beat Wälti, der Geschäftsführer des Wintersportanbieters Zermatters. Wälti selbst muss in diesem Jahr ein Umsatz-Minus von mehr als 50 Prozent verkraften.

Im schlimmsten Fall, das wissen alle in der Tourismus-Branche von Zermatt, könnte die Pause für die Restaurants den totalen Lockdown für das gesamte Skigebiet einläuten. „Ich sorge mich sehr“, erzählt die Eigentümerin eines kleinen Hotels im Zentrum des Orts. „Meine Prognose: Im Januar wird die Regierung das Gebiet hier dichtmachen.“

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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