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Russisches Militär nimmt Tschernobyl ein : Kiew löst Bombenalarm aus, Bürgermeister Klitschko verhängt Sperrstunde

Bei dem Großangriff auf die Ukraine rückt das russische Militär auf die Hauptstadt vor. Das Gebiet um das ehemalige AKW Tschernobyl hat es bereits erobert.

Russisches Militär nimmt Tschernobyl ein : Kiew löst Bombenalarm aus, Bürgermeister Klitschko verhängt Sperrstunde

Russische Truppen rücken bei ihrem Angriff auf die Ukraine auch auf die Hauptstadt Kiew vor.Foto: -/kyodo/dpa

Mit Blick auf die näher rückenden Angriffe durch das russische Militär hat die ukrainische Hauptstadt Kiew Luftalarm ausgelöst. Die Verwaltung rief am Donnerstag alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich möglichst in Luftschutzbunkern in Sicherheit zu bringen.

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Kiew hat etwa 2,8 Millionen Einwohner. Am Morgen waren bereits testweise die Luftschutzsirenen zu hören gewesen. Zudem verhängte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko eine Sperrstunde.

Die Maßnahme diene dem Schutz der Bewohner vor den russischen Truppen, erklärte Klitschko. Die Ausgangssperre gelte von 22.00 Uhr bis 07.00 Uhr, der öffentliche Nahverkehr werde in dieser Zeit eingestellt.

Vier Metro-Stationen seien als Luftschutzbunker ausgewiesen worden, teilte Klitschko weiter mit. Demnach solle die U-Bahn aber generell weiter in Betrieb bleiben. Die U-Bahn-Stationen seien zudem rund um die Uhr geöffnet, um den Bürgern bei Luftangriffen als Schutzraum zu dienen.

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In der Ukraine gilt landesweit seit 5.30 Uhr (4.30 Uhr MEZ) auf Erlass von Präsident Wolodymyr Selenskyj das Kriegsrecht, vorerst für 30 Tage.

Russland gibt an, alle militärischen Tagesziele erreicht zu haben

Russland hatte am Donnerstagmorgen einen großangelegten Militäreinsatz gegen die Ukraine begonnen. Die russischen Streitkräfte bombardierten Ziele im ganzen Land.

Die Armee marschierte zudem mit Bodentruppen von mehreren Seiten in das Nachbarland ein. Wenige Stunden nach Beginn der Offensive erreichten russische Einheiten nach ukrainischen Angaben bereits die Hauptstadt-Region.

In der Nähe von Kiew lieferte sich die ukrainische Armee eigenen Angaben zufolge heftige Kämpfe mit russischen Truppen um einen Militärflughafen. Demnach habe die russische Armee diesen mittlerweile eingenommen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte, es handele sich um den wenige Kilometer von der nordwestlich der ukrainischen Hauptstadt gelegenen Flughafen Hostomel. Er habe die ukrainische Armee angewiesen, den Flughafen zurückzuerobern.

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Der Flughafen Hostomel befindet sich rund 25 Kilometer von Kiew entfernt. Er ist eines von mehreren Zielen der russischen Militäroperation. Am Abend erklärte das russische Verteidigungsministerium laut der Nachrichtenagentur Interfax, die russische Armee habe 83 Ziele der ukrainischen Bodeninfrastruktur zerstört.

Den Angaben zufolge seien alle militärischen Ziele am Donnerstag erreicht worden. Darunter seien elf Flugplätze, drei Kommandoposten und ein Marinestützpunkt gewesen. Unabhängig überprüfen ließen sich auch diese Angaben zunächst nicht.

Heftige Gefechte rund um Tschernobyl

Die Kämpfe in der Ukraine erstreckten sich auch auf das Gebiet rund um das ehemalige Atomkraftwerk von Tschernobyl. Wie die ukrainische Regierung am Donnerstagabend mitteilte, hat das russische Militär die Reaktoranlage unter seine Kontrolle gebracht. Mehreren Berichten in sozialen Netzwerken zufolge haben die russischen Truppen zudem die Angestellten als Geiseln genommen.

Zuvor hatte der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj noch vor einer Einnahme der atomaren Sperrzone gewarnt. „Unsere Verteidiger geben ihre Leben dafür, dass sich die Tragödie von 1986 nicht wiederholt“, schrieb er auf Twitter und betonte: „Das ist eine Kriegserklärung gegen ganz Europa.“

Womöglich wollte er auch davor warnen, dass ein russischer Beschuss der Atomanlage erneut große Mengen Radioaktivität freisetzen könnte. Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vor 36 Jahren sind weite Teile des Gebiets radioaktiv verseucht.

Laut dem ukrainischen Innenministerium tobten die Kämpfe nahe dem Atommüll-Lager in Tschernobyl. Die dort stationierten Soldaten der ukrainischen Nationalgarde leisteten „hartnäckigen Widerstand“, teilte der Ministeriumsmitarbeiter Anton Geraschtschenko bei Telegram mit.

Demnach seien die russischen Truppen aus Belarus kommend in das Gebiet eingedrungen. Bei den Kämpfen sei ein Atommülllager zerstört worden, erklärte Gerashchenko weiter.

In den vergangenen Wochen war mehrmals vor dem Szenario eines russischen Einmarsches aus dem Nachbarland Belarus durch das radioaktiv belastete Gebiet um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl genannt worden.

Das Unglück von Tschernobyl am 26. April 1986 gilt als die größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft. Hunderttausende wurden zwangsumgesiedelt. Damals gehörte die Ukraine noch zur Sowjetunion.

Im vergangenen Sommer war ein neues Atommüllzwischenlager in der radioaktiv verseuchten Sperrzone um Tschernobyl eingeweiht worden. Die ukrainische Hauptstadt Kiew liegt nur knapp 70 Kilometer entfernt. (dpa, AFP, Reuters)

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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