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Rivalin Bokel wegen Corona nicht zugegen : Thomas Weikert ist neuer DOSB-Präsident

Thomas Weikert setzt sich klar gegen Claudia Bokel durch. Diese begräbt ihre Außenseiterchancen mit einem Satz.

Rivalin Bokel wegen Corona nicht zugegen : Thomas Weikert ist neuer DOSB-Präsident

Thomas Weikert ist neuer Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.Foto: dpa

Es ist gemein und gleichsam verführerisch, auf jemanden draufzuhauen, bei dem es ohnehin nicht läuft. So ergeht es dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der großen Dachorganisation des deutschen Sports mit 27 Millionen Mitgliedschaften, schon seit geraumer Zeit. Besonders das Jahr 2021 lief wahnsinnig schlecht.

Für das Dafürhalten vieler Breitensportler erwies er sich nicht als der Verband, der sie sicher durch die Pandemie geleitet hat; zudem schmierten die Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Tokio ab wie lange nicht mehr; und als wäre das alles nicht schon genug des Dilemmas, gab es einen hässlichen Streit rund um die Führungsspitze. DOSB-Präsident Alfons Hörmann wurde vorgeworden, eine Kultur der Angst im Verband geschaffen zu haben. Nach acht Jahren im Amt gab er seinen Rückzug bekannt.

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Auch rund um die Wahlen für eine neue Verbandsspitze kam so manche Indiskretionen ans Licht der Öffentlichkeit. „Wir brauchen einen kulturellen Paradigmenwechsel, sonst wird der Sport nicht mehr ernst genommen“, sagte Präsidentschaftskandidatin Claudia Bokel.

Und so passte es ganz gut, dass der Aufbruch in neue, in bessere Zeiten, am Samstag bei der DOSB-Mitgliederversammlung mit einer Panne begann. Der Stream aus dem Kongresszentrum in Weimar fiel aus. Die Sitzung musste unterbrochen werden. Als es wieder losging, bequemten sich die Delegierten sehr langsam zurück auf ihre Sitze. „Nehmen Sie Ihren Platz ein, ansonsten startet der Flieger nicht“, mahnte die frühere Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes, Christa Thiel. Dabei ist, um im Bilde zu bleiben, der Deutsche Olympische Sportbund schon lange nicht mehr abgehoben. Allenfalls stagniert der Verband, es fehlt an professionellen Strukturen, an ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, an Trainerinnen und Trainern.

Immerhin, trotz technischer Probleme, konnten sich die Delegierten auf eine neue Spitze einigen. Es wurde nicht Bokel, sondern der frühere Tischtennis-Weltchef Thomas Weikert. „Ich war immer ein Mannschaftsspieler, nun möchte ich wie ein Mannschaftskapitän wirken“, sagte er bei seiner Antrittsrede. „Nicht jeder darf nur für seine eigene Lobby arbeiten.“ Weikert will wie Bokel die Streitigkeiten im Verband beilegen.

Thomas de Maizière äußert Kritik

Er war im Gegensatz zu seiner Widersacherin persönlich auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Weimar erschienen. Bokel dagegen ließ sich zuschalten und begründete ihr Fernbleiben mit der Coronavirus-Pandemie. „Ich will nicht das juristisch Mögliche, sondern das für mich Richtige machen“, sagte die 48-Jährige. „Wie ich sehe, sitzen in Weimar viele Juristen im Raum.“ Mit der unverhohlenen Kritik an der üppig besetzten Mitgliederversammlung dürfte sie ihre Chancen bei der Wahl begraben haben.

„Ich bin ein bisschen überwältigt. Jetzt packen wir es gemeinsam an und dann kommen wir auch voran. Danke auch an Claudia, ich möchte nicht auf deine Expertise verzichten“, sagte Weikert nach seiner Wahl.
Schokonikoläuse hatten die Tische der Delegierten in Weimar geziert.

Doch besinnlich ging es überhaupt nicht zu. Thomas de Maizière, Vorsitzender der DOSB-Ethikkommission, äußerte neun Wünsche, die es in sich hatten. Vor allem der erste: „Reden wir nicht zu oft von der großen Sportfamilie, überhöhen wir das nicht so oft, sondern verhalten wir uns lieber ganz normal“, sagte er.

Letzteres war den deutschen Sportfunktionären in der Vergangenheit abhanden gekommen. Vorreiter der Inszenierung von der heilen Familie war Hörmanns Vorgänger Thomas Bach, inzwischen Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Schon unter Bach lief die Politik des Verbandes in eine falsche Richtung.

Geleitet von persönlichen Ambitionen galt der Fokus Olympiabewerbungen, teuren Unterfangen mit geringen Erfolgsaussichten. Auf die Ängste und Sorgen des Sports in der Breite, aber auch auf jene der Spitzensportlerinnen und Spitzensportler wurde eher wenig gehört. Die Folge: Fliehkräfte kamen auf im deutschen Sport, Athletenverbände wurden stärker, selbst eine Spitzensport GmbH steht im Raum. Und die Politik wird nach all dem Schlamassel der vergangenen Jahre nicht mehr gewillt sein, die Wünsche des DOSB so andächtig zu erfüllen wie es zuletzt die für den Sport verantwortlichen Innenminister aus den Reihen der CSU getan haben.

Angesichts dieser Probleme könnte man meinen, dass es fürwahr attraktivere Posten als die des DOSB-Präsidenten geben würde. Aber Thomas Weikert war nach seiner Wahl sichtlich gerührt. „Ich bin etwas überwältigt. Man wird ja nicht jeden Tag DOSB-Präsident“, sagte er.
Immerhin hatte er zuvor eine klare Handlungsanleitung von Thomas de Maizière mit auf den Weg bekommen. Der sechste Wunsch des CDU-Politikers besagt: „Den Ruf des DOSB zu verbessern wird dauern, braucht Geduld und das Mitwirken aller – nicht nur des Präsidiums. Wer Ansprüche an andere stellt, sollte bei sich selber anfangen.“

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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