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Reichen 130 Meter am Berliner Alexanderplatz? : Geplantem Hines-Turm soll die Spitze abgeschnitten werden

Ein Streit um 20 Meter weniger Höhe: Die Senatsbaudirektorin will den Blick auf den Fernsehturm schützen, die Grünen die U-Bahn, die Linke ist gegen Luxustürme.

Reichen 130 Meter am Berliner Alexanderplatz? : Geplantem Hines-Turm soll die Spitze abgeschnitten werden

Überragt alles andere – und das soll auch so bleiben: die Kugel des Berliner Fernsehturms.Foto: imago images/CHROMORANGE

Berlins höchstem Wohnhochhaus und der Hochhauskrone am Alexanderplatz soll die Spitze gekappt werden: Statt 150 Meter will Berlins scheidende Senatsbaudirektorin Regula Lüscher nur noch 130 Meter für das Projekt des US-Entwicklers Hines genehmigen. Ihrer Auffassung nach kommt der Fernsehturm dann besser zur Geltung

An der Höhe gesägt hatte Lüschers Gremium, das Baukollegium, zuvor auch schon am Turmbau der Baufirma Covivio. Hines hatte ursprünglich genehmigte Baupläne für eine Höhe von 150 Metern. Da der Standort des Turms geringfügig nach Norden verschoben wurde, braucht es allerdings eine neue Baugenehmigung. Und damit sind laut Bauverwaltung frühere Genehmigungen hinfällig.

Einigkeit herrscht über Lüschers Vorhaben, über das der RBB als erster berichtet hatte, in der Koalition nicht. Während die Linke am liebsten den ganzen Masterplan für den Alexanderplatz kippen möchte, stellen sich die Grünen hinter Lüscher. Nur die Sozialdemokraten finden die Beschneidung des hoch ragenden Turms fragwürdig.

Weil die SPD als einzige Sachwalterin von Investoren-Interessen in der Berliner Koalition übrig bleibt? „Wir wollen Investitionen, und der Alexanderplatz ist seit Jahrzehnten der ausgewiesene Bauplatz für Hochhäuser“, sagt der Sprecher für Stadtentwicklung der SPD-Fraktion, Daniel Buchholz. Die Kappung auf 130 Meter sei eine „künstliche Begrenzung“.

SPD fürchtet „eintönige und einförmige Klötze“

Ohnehin bringe das im Übrigen durchaus segensreiche Wirken von Senatsbaudirektorin Lüscher und dem Baukollegium am Alexanderplatz „eintönige und einförmige Klötze der alten Gestaltungswelt“. In anderen Metropolen sei eine „größere gestalterische Vielfalt“ beim Bau von Hochhäusern zu besichtigen.

Reichen 130 Meter am Berliner Alexanderplatz? : Geplantem Hines-Turm soll die Spitze abgeschnitten werden

In sich verdreht: der geplante Hines-Turm für den Alexanderplatz.Simulation: Hines

Buchholz befürchtet gar, dass der Hines-Tower auch noch seines übrigen „architektonischen Esprits“ beraubt werden könnte: der gegeneinander verdrehten Kuben, aus denen der Turm besteht.

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Abschreckendes Beispiel seien die Doppeltürme, die von der Firma Covivio am Alexanderplatz errichtet werden. Diese seien in der ursprünglichen Gestaltung expressiver und „gelungener“ als in der vom Baukollegium glatt gebügelten aktuellen Form. Buchholz zufolge werde der neuerliche Streit um den Alexanderplatz aber ohnehin nicht mehr in dieser Legislaturperiode entschieden – und nach der Wahl ist offen, wer Berlins Stadtentwicklung verantworten wird.

Reichen 130 Meter am Berliner Alexanderplatz? : Geplantem Hines-Turm soll die Spitze abgeschnitten werden

Weniger ausgefallen: die Covivio-Planung neben dem “Park Inn”.Simulation: Covivio / Sauerbruch Hutton

Ganz anders bewertet Daniela Billig, Sprecherin für Stadtentwicklung der Grünen, die Lage – sie hat sich festgelegt: „Am liebsten 20 Meter runter!“ Andere hätten es am Alexanderplatz vorgemacht: Signa zum Beispiel. Und „in der Gesamtkomposition“ nähmen die 130 Meter die ursprüngliche Planung von Kollhoff und Timmermann besser auf. Dass überhaupt wieder über die Höhe der Türme diskutiert werde, sei dem Baukollegium zu verdanken. Auf das Gremium hält Billig viel: „Das sind die Experten und die haben ein gutes Gefühl für Raum und Architektur“. Deren Stimme habe Gewicht.  

Grüne: “Mein Albtraum wäre eine Havarie im U-Bahntunnel”

Und noch ein Argument bringt die Grünen-Politikerin: „Mein Albtraum wäre eine Havarie im U-Bahntunnel unter dem Hines-Tower“. Zwar sei inzwischen eine nachbarschaftliche Vereinbarung mit der BVG unterzeichnet. Ob das aber wirklich ausreicht, um eine Rissbildung in der unterirdischen Bahn-Anlage zu verhindern, müsse noch überprüft werden. Wenn der Turm 20 Meter weniger habe, „wäre das deutlich weniger Gewicht“, sagt Billig – und deshalb sicherer für den U-Bahntunnel.

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“Gut, dass diese Debatte jetzt losgeht”, sagt Katalin Gennburg, für Stadtentwicklung bei der Linken zuständig. Und legt einen drauf: “Vor allem wollen wir den ganzen Kollhoff-Plan rückabwickeln.” Hans Kollhoff hatte das Ensemble von Hochhäusern für den Alexanderplatz Anfang der 1990er Jahre entworfen.

Damals war Berlin ähnlich hip wie heute und Investoren wollten massiv bauen. Doch als die Genehmigungen erteilt worden waren, hatte sich die Berlin-Konjunktur abgekühlt, die Hunderte von Millionen Euro teuren Hochhäuser waren nicht mehr rentabel. Das hat sich erst in diesem Jahrzehnt wieder geändert.

Linke: “Hochhausphantasien auf den Trümmerhaufen der Geschichte”

Doch mit der rot-rot-grünen Koalition ist es mit der Vorfahrt für Investitionen vorüber. Am stärksten tritt die Linke auf die Bremse. Vor allem wenn es um die Planung teurer Immobilien geht. “Die Interessen von Hines an einem Luxusturm steht in keinem Verhältnis zur Gefährdung dieses Bauvorhabens für den U-Bahn-Tunnel, der darunter liegt”, sagt Gennburg.

Im Lichte von Pandemie und Home-Office gehörten die “Hochhausphantasien der 90er Jahre auf den Trümmerhaufen der Geschichte” – und deshalb müsse der Kollhoff-Plan abgewickelt werden, sagte Gennburg weiter. Am Alexanderplatz gehe es darum, das Ensemble von Denkmälern zu bewahren. Unter Lüschers Ägide waren das “Haus des Lehrers” und andere höhere Verwaltungsbauten aus DDR-Zeiten rund um den Fernsehturm unter Schutz gestellt worden.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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