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Psychoanalytiker: Corona-Impfneid nicht tabuisieren

Psychoanalytiker: Corona-Impfneid nicht tabuisieren

Einer Person wird eine Impfung verabreicht – viele Menschen in Deutschland müssen sich derweil noch gedulden (Symbolbild)
Foto: picture alliance / ASSOCIATED PR

Neid auf andere, die die schützende Corona-Impfung schon bekommen, ist dem Psychoanalytiker Eckehard Pioch zufolge völlig nachvollziehbar. Dieses Gefühl werde leicht tabuisiert, sagte Pioch am Mittwoch im Inforadio-Interview.

„Aber eigentlich ist es erst mal ja vollkommen verständlich, dass in dieser jetzigen Situation Neid entsteht, wenn ich wahrnehme, jemand anderes ist schon geimpft, hat also diesen Schutz vor einer bedrohlichen Krankheit und ich selbst habe dieses begehrte Gut noch nicht.“

Psychoanalytiker: Corona-Impfneid nicht tabuisieren

„Neid lebt vom Vergleich“, erklärte der Berliner Psychoanalytiker. Dann entstehe dieses Gefühl der Mischung aus Angst, Wut und Traurigkeit, das zugleich auf den eigenen Mangel hinweise, erklärte der Berliner Psychoanalytiker. Das sollte nicht tabuisiert werden.

Zum Umgang damit rät Pioch im Gegenteil, das Gefühl klar zu benennen. „Wir Menschen sind unseren Gefühlen nicht ohnmächtig ausgeliefert“, betonte Pioch. Aus psychoanalytischer Sicht sei aber Voraussetzung, dass man anerkenne, Neid zu empfinden. „Und wenn ich das bewusst bei mir wahrnehme, dann kann ich auch eine innere, beruhigende, tröstliche, reflektierende Stimme einsetzen, die diesem schmerzhaften Neidgefühl etwas entgegensetzt.“

Beim Impfneid könne man sich beispielsweise bewusstmachen, dass es eine Impfreihenfolge gibt, die auf Bedürftigkeit basiert.

Man könne dann zwar darüber diskutieren, ob die Auswahl richtig sei. „Aber dieses Grundprinzip, die Schwachen und Gebrechlichen zuerst, das hat ja etwas zutiefst Humanes und bietet auch die Möglichkeit, sich damit zu identifizieren“, sagte Pioch.

Psychoanalytiker: Corona-Impfneid nicht tabuisieren

Das könne auch dem erst mal Neidischen helfen, die Realität anzuerkennen. „Da kann ich dann vielleicht auch etwas Sinnhaftes daran sehen, und das hilft mir dann vielleicht auch, den Neid überwinden und mehr ins Gönnen zu kommen.“

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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