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Protest-Demo nach Tod von Kreuzberger Szene-Musiker

Protest-Demo nach Tod von Kreuzberger Szene-Musiker

Die Demonstranten ahmen Hollingers Punk- und Rockmusik nach, machen mit Kochtöpfen und Pfannen Krach
Foto: Olaf Selchow

Sie trommeln, flöten und tröten. Auf Töpfen, Dosen und allem, womit sich ein Rhythmus wummern lässt. Ein Abschied mit Pauken und Trompeten für den Berliner Schlagzeuger und Künstler Peter Hollinger (67).

Es ist nicht nur ein Trauer-, sondern auch ein Protestmarsch vom Heinrichplatz zur Adalbertstraße. Den 350 Teilnehmern ist nicht nur Erinnerung wichtig, sie klagen auch an.

Peter Hollinger lebte die vergangenen 35 Jahre in der Adalbertstraße 74. Weil eine Zwangsräumung bevorstand, soll sich der Künstler das Leben genommen haben. Seinen Nachbarn soll er immer wieder gesagt haben: „Bevor ich hier raus muss, hänge ich mich auf.“

Irgendwann Anfang der 1970-er Jahre war der gebürtige Zweibrückener (Rheinland-Pfalz) nach Berlin gekommen. Hier lebte der Klangkünstler für die Musik und wurde Teil des Rock-Trios „Uludag“. Er wohnte zuerst im Kukuk, dem Kreuzberger Kulturzentrum. Später zog er in den zweiten Stock der Adalbertstraße 74, ein ehemals besetztes Haus.

„Die Wohnung bin ich, ich bin die Wohnung“

Jahrelang ging ein Teil der Musikszene hier ein und aus, lebte und arbeitete mit Hollinger eng unter einem Dach zusammen. Auch die Künstlerinnen Francoise Cactus (1964-2021, Stereo Total) und Yvonne Ducksworth (53, Jingo de Lunch) sollen Teil der Künstler-WG gewesen sein.

„Das Unglück nahm seinen Lauf, nachdem das ehemals besetzte Haus in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden. Ab diesem Zeitpunkt wurde versucht, unliebsame Mieter loszuwerden, anstatt diese vertraglich vor Kündigung zu schützen. Höhepunkt dieses Vorgehens ist nun der tragische Tod von Peter“, schreibt der Berliner Musiker Thomas Bormann auf Facebook.

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Die neue Eigentümerin hatte auf Eigenbedarf geklagt. Zweimal war die Zwangsräumung für je drei Monate ausgesetzt worden. Hollinger sei da schon krank gewesen. Seine Psychotherapeutin diagnostizierte mehrfach eine hohe Selbsttötungsgefahr wegen der drohenden Zwangsräumung und soll dies eindringlich dem Gericht vorgetragen haben.

Für den Schlagzeuger stand bis zuletzt fest: „Die Wohnung bin ich, ich bin die Wohnung.“ Doch dem dritten Räumungsbegehr gab das Gericht statt. Am 31. Mai starb Hollinger.

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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