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Neuer Berlin-„Tatort“ : Letzte Wahrheiten

Es sollte ein Berliner „Tatort“ passend zum Einheitsjubiläum werden. Die Folge „Ein paar Worte nach Mitternacht“ geht weit darüber hinaus.

Neuer Berlin-„Tatort“ : Letzte Wahrheiten

Durch braune Scheiße waten: Für Nina Rubin (Meret Becker) sieht der Tod von Bauunternehmer Keller nach einer rechtsradikalen Tat…Foto: rbb/Stefan Erhard

Für einen „Tatort“ einen Tag nach dem 30-jährigen Jubiläum der deutschen Einheit ist es beinahe unmöglich, das Thema Wiedervereinigung nicht zu behandeln, insbesondere dann, wenn er vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) stammt. Die Folge „Ein paar Worte nach Mitternacht“ hat sich dieser nicht ganz einfachen Aufgabe gestellt. Weil diese Folge weit über die Ost-West-Thematik hinausgeht, ist dabei einer der besten „Tatorte“ mit dem Ermittlergespann Nina Rubin (Meret Becker) und Robert Karow (Mark Waschke) überhaupt herausgekommen.

Der mehrfach ausgezeichnete Drehbuchautor Christoph Darnstädt erzählt eine Geschichte, die beim 3. Oktober 1990 und dem vor allem für den Osten schmerzhaften Wiedervereinigungsprozess nicht Halt macht („Tatort: Ein paar Worte nach Mitternacht“, ARD, Sonntag, 20 Uhr 15).

Der Tod des Bauunternehmers Klaus Keller, der in der Nacht seines 90. Geburtstages erschossen auf seiner Dachterrasse aufgefunden wird – um den Hals ein Schild mit der Aufschrift „Ich war zu feige, für Deutschland zu kämpfen“ – hat Ursachen, die viel weiter zurückreichen, sogar noch über die Teilung Deutschlands hinaus – bis hin zu deren eigentlichen Ursachen.

Nebenbei ist es dem Autor gelungen, die jüdische Religionszugehörigkeit Nina Rubins und die ostdeutsche Jugend von Robert Karow einzupassen.

Christoph Darnstädt hat neben mehrere Drehbüchern für den RBB-„Tatort“ auch diverse Folgen des Hamburg-„Tatort“ mit Til Schweiger geschrieben hat. Statt Action steht an diesem Sonntag jedoch Tiefgang auf dem Programm – aber auch eine geschickt inszenierte Spannung (Regie: Lena Knauss), die sich aus der Frage speist, wer für den Tod des betagten Senior Chefs verantwortlich ist. Eines Mannes, für den die deutsch-jüdische Versöhnung und der Bau eines Gedenkzentrums in Israel oberste Priorität hatten.

Für Nina Rubin deutet darum zunächst alles auf ein rechtsradikales Mordmotiv hin. Auch dass Fredo Keller (Jörg Schüttauf), völkischer Abgeordneter und Sohn von Kellers Bruder Gert, mit Hass-Artikeln zu diesem Projekt aufgefallen war, passt in diese Stoßrichtung. „Wollen Sie durch diese braune Scheiße waten?“, fragt Rubin ihren Kollegen. Der rät ihr nur lapidar zu Gummistiefeln.

Es werden die großen Fragen verhandelt

Für den Staatsschutz reichen diese Erklärungen nicht aus, den Fall zu übernehmen. Also müssen Rubin und Karow weiter ermitteln, vor allem in Kellers Familie, in der es nicht nur den rechten Fredo gibt, sondern auch noch dessen Vater. Gert Keller (Friedhelm Ptok) hat als SED-Mitglied und Stasi-Major im Osten für die Parole „Nie wieder Krieg, Nationalismus und Nazismus“ gekämpft. Michael Keller (Stefan Kurt), der Sohn des Erschossenen, hat ganz andere Ideale.

Für ihn steht der Profit der Firma ganz oben auf der Agenda. Dieses Denken ist wiederum seinem Sohn Moritz (Leonard Scheicher) zuwider. Auch sonst lag der mehr auf der Wellenlänge seines Großvaters.

Welche Rolle spielt diese familiäre Konstellation für die Ermittlungen? Bei der Beantwortung dieser Frage kann Rubin und Karow möglicherweise die Studentin und Aushilfskellnerin Ruth Friedländer helfen, die die Familie gut kennt, weil Michael Keller in dem Restaurant nicht nur in seinen Geburtstag hineingefeiert hat, sondern dort auch sonst ein häufig gesehener Gast war. Bei der Feier hatte er überdies angekündigt, eine letzte Wahrheit öffentlich zu machen.

Dieser „Tatort“ bohrt dicke Bretter. Es werden die großen Fragen verhandelt von Schuld und Versöhnung, von Verantwortung und Vergebung sowie von Erwartungen und Enttäuschungen. „Ein paar Worte nach Mitternacht“ ist zwar ein „Tatort“ zum Einheitsjubiläum, in dem kurz auf das Thema Wendegewinner und -verlierer eingegangen wird, aber sonst spielt das nur eine Nebenrolle.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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