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Nach der Niederlage in Bielefeld : Hertha BSC ist sich selbst ein Rätsel

Zum wiederholten Mal lässt Hertha BSC die Gelegenheit ungenutzt, den entscheidenden Schritt nach vorn zu machen. Erneut gibt es einen schmerzenden Rückschlag.

Nach der Niederlage in Bielefeld : Hertha BSC ist sich selbst ein Rätsel

Zum Weglaufen. Selbst Trainer Bruno Labbadia tat sich schwer, eine Erklärung für den Auftritt seiner Mannschaft in Bielefeld zu…Foto: dpa

Manchmal hilft die Zeit über die größten Sorgen hinweg, auch ein paar Stunden Schlaf lindern gelegentlich die schlimmsten Schmerzen. Bei Bruno Labbadia, dem Trainer von Hertha BSC, war das leider nicht der Fall. Als er am Montagmorgen aus unruhigem Schlaf erwachte, fühlte sich die Situation für ihn „fast noch schlimmer“ an als am Abend zuvor. Auch nach dem Aufwachen war es noch so, dass seine Mannschaft das Spiel bei Arminia Bielefeld 0:1 verloren hatte. Der Albtraum war kein Traum, sondern die Wirklichkeit.

Bei Hertha BSC müssten sie inzwischen eigentlich eine gewisse Routine in der Bewältigung von Tief- und Rückschlägen haben. Aber der Schlag, den der Berliner Fußball-Bundesligist am Sonntagabend auf der Bielefelder Alm hatte einstecken müsste, der schmerzte besonders. „Alle Anzeichen waren recht positiv“, sagte Labbadia. „Wir hatten das Gefühl: Hey, wir sind auf dem richtigen Weg.“ Aber irgendwie verpassten seine Spieler erneut die richtige Abzweigung.

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Mit einem Sieg gegen die Arminia hätte die Geschichte für Hertha zum Ende der Hinrunde mit den noch ausstehenden Spielen gegen Köln und Hoffenheim tatsächlich noch mal einen anderen Dreh bekommen können. „Das wäre ein Riesenschritt nach vorne gewesen“, sagte Labbadia. Doch wieder ließ die Mannschaft eine günstige Gelegenheit ungenutzt verstreichen. „Wir waren in dieser Saison drei-, viermal an dem Punkt, wo wir über die Schwelle gehen konnten. Wir haben einfach scheiße viel liegen lassen“, sagte Herthas Trainer. „Da können wir uns echt in den Arsch beißen.“

Die Mannschaft und der Verein kommen einfach nicht von der Stelle. Zum selben Zeitpunkt der Vorsaison stand Hertha mit 15 Punkten auf Platz 13. Aktuell ist es Platz 12 mit 16 Punkten. 100 Millionen Euro hat der Klub netto in die Mannschaft investiert. Dass dabei bisher nicht mehr herumkommt als eine Verbesserung von einem Punkt und einem Platz, ist zum einen nicht gerade das, was man sich von einer solchen Investition erhofft. Und führt zum anderen unweigerlich zu der Frage: Was läuft eigentlich grundsätzlich falsch bei Hertha BSC?

Die Mannschaft wird den eigenen Ansprüchen nicht gerecht

„Ich habe schon das Gefühl, dass sich was entwickelt“, sagte Labbadia. „Nur haben wir das in Bielefeld leider nicht gesehen.“ Die Mannschaft steht durch die Niederlage nun wieder näher an der Abstiegszone als an den Europapokalplätzen. „Wir haben andere Ansprüche“, sagte Maximilian Mittelstädt. Aber diesen Ansprüchen wurde die Mannschaft in Bielefeld erneut nicht gerecht.

Das Spiel schrieb eine Serie von Minderleistungen fort, die allen Beteiligten schwer aufs Gemüt schlägt. Am meisten wohl dem Trainer. Bruno Labbadia hat in seiner Karriere schon einige schwierige Fälle betreut. Er war Trainer beim VfB Stuttgart und beim Hamburger SV. Das härtet ab.

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Und tatsächlich hat er es in der Vergangenheit zumindest immer geschafft, aus dem vorhandenen Personal eine funktionierende Mannschaft zu formen. Bei Hertha gelingt ihm das bisher nicht. Auftritte wie der in Bielefeld sind auch für ihn schwer zu erklären. „Das hat nichts mit Ratlosigkeit zu tun“, sagte Labbadia. „Ich will nur nicht irgendwas erzählen. Manchmal ist es so.“

Das Team ist kein Team. Es ist eine Ansammlung von Individualisten, von denen jeder für sich eine gewisse Qualität mitbringt, die sich aber viel zu selten zu einem stabilen Gebilde zusammenfügt. Die Mannschaft wirkt in vielerlei Hinsicht krumm und schief zusammengeschraubt: Altersstruktur, Hierarchie, Zusammenhalt, interne Kommunikation – in all diesen Punkten stimmt es nicht.

Das Team ist wankelmütig und lethargisch

In Bielefeld, wo auch noch Herthas bester Individualist Matheus Cunha fehlte, lief dann über weite Strecken so gut wie gar nichts zusammen. „Das hätten wir als Mannschaft auffangen müssen“, sagte Labbadia über Cunhas Ausfall. „Das haben wir nicht gemacht.“

Hertha wirkt wankelmütig und gerade in den Spielen viel zu lethargisch, in denen die Mannschaft auf dem Papier der klare Favorit sein sollte. So wie kurz vor Weihnachten gegen Mainz 05, als es im eigenen Stadion nur zu einem 0:0 reichte. Für die Mainzer war es der einzige Punktgewinn aus den vergangenen sechs Spielen. Seit dem Wochenende sind sie Tabellenletzter.

Was die Spieler selbst über den Auftritt in Bielefeld zu Protokoll gaben, kam einem Armutszeugnis gleich. „Bielefeld hat in den entscheidenden Situationen den Kampf mehr angenommen, da waren wir nicht so wach“, sagte Ersatzkapitän Niklas Stark. Nach seiner Einschätzung ist Hertha eine Schönwettermannschaft, bei der es läuft, wenn es läuft – und der die Beine wegknicken, wenn sie Gegenwehr spürt. So zumindest empfand er es in Bielefeld.

Dabei wussten die Spieler ganz genau, was sie gegen die Arminia erwarten würde. Sie wussten, „dass es über die Körperlichkeit geht“, wie Labbadia sagte. Er hatte seine Mannschaft darauf vorbereitet: sowohl auf das große Ganze als auch auf Details wie die gefährlichen Einwürfe, von denen schließlich einer zum einzigen Treffer des Spiels und damit zur Entscheidung gegen Hertha führte. „Das Tor war zu billig“, klagte Labbadia.

Schon am Samstag steht für Hertha gegen den 1. FC Köln ein ähnliches Spiel an wie in Bielefeld: erneut gegen den Tabellensechzehnten, erneut gegen eine Mannschaft, die in arger Abstiegsgefahr schwebt und die vermutlich nicht allzu viel Wert auf die künstlerische Note ihres Vortrags legen wird. Ob er versprechen könne, dass seine Mannschaft nicht wieder so leidenschaftslos auftreten werde wie gegen die Arminia, wurde Bruno Labbadia am Montag gefragt. Er antwortete: „Bis jetzt ist es schwierig, bei uns Dinge vorauszusagen.“

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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