Afghanin Maryam H. ermordet – Brüder in U-Haft
Foto: Privat Teilen Twittern SendenVon: Björn Trautwein
15.08.2021 – 13:44 Uhr
Berlin – Am Abend des 7. Februar 2005 fallen nahe der Bushaltestelle an der Tempelhofer Oberlandstraße drei Schüsse, die Deutschland verändern.
Die Deutsch-Kurdin Hatun Sürücü wird im Alter von 23 Jahren vom jüngsten ihrer drei Brüder ermordet. „Bereust du deine Sünden“, soll er noch gefragt haben, bevor er abdrückte.
Ihr „Verbrechen“ in den Augen ihrer Familie: Sie hatte sich von dem Mann, mit dem sie zwangsverheiratet worden war, scheiden lassen und zog mit ihrem Sohn zurück nach Berlin.
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Es ist der Tag, an dem der „Ehrenmord“ nach Deutschland kommt. Nicht, weil es diese Taten nicht vorher schon gab, sondern niemand hatte sie bisher so genannt. Seitdem ist klar, dass Familien, Väter und Brüder ihre Töchter oder deren Partner töten aus falsch verstandenem Ehrgefühl, aus falscher Tradition. Und es ist klar, dass das nicht nur in Ländern wie Pakistan, der Türkei oder Afghanistan geschieht. Es findet mitten unter uns statt. In Stuttgart, München oder Berlin.
„Vor dem Mord an Hatun Sürücü herrschte die Vorstellung vor, dass Ehrenmorde in Saudi-Arabien, Jordanien oder in der Türkei verübt werden, aber nicht in Deutschland. Das hat sich verändert“, sagt der Berliner Psychologe und Autor Ahmad Mansour (45) dem Deutschlandfunk.
Der Tod von Hatun Sürücü führte zu einer bundesweiten Debatte über Werte und Integration. „Sie wurde zum Opfer, weil sie ihr Leben lebte, wie sie es leben wollte“, sagt der Richter damals bei der Urteilsverkündung.
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16 Jahre nach dem Mord an Sürücü diskutiert Deutschland erneut. Wieder ist es ein Mord an einer jungen Mutter durch ihre eigene Familie: Zwei afghanische Brüder sollen am 13. Juli ihre Schwester und zweifache Mutter Maryam H. (34) ermordet haben.
Überwachungsbilder vom Bahnhof Südkreuz zeigen, wie die Brüder einen schweren Koffer in einen ICE hieven. Darin, so sind sich die Mordermittler sicher, die Leiche der Afghanin, die dann in Bayern verscharrt wurde. Seyed (22) und Sayed H. (25) sitzen seit wenigen Tagen in Untersuchungshaft.
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Auch Maryam H. wollte ihr eigenes Leben führen, auch sie hatte sich scheiden lassen. Auch sie wollte einfach nur frei sein. Jahre nachdem sie vor Krieg und Terror aus ihrer afghanischen Heimat geflohen war, holte sie die Gewalt durch ihre eigene Familie ein: die Staatsanwaltschaft ist sich sicher: „Wir ermitteln wegen des Verdachts auf einen sogenannten Ehrenmord“, sagt ein Sprecher.
Eine Quelle: www.bild.de