Foto: privat, Fabian Matzerath Teilen Twittern SendenVon: Matthias Lukaschewitsch 05.02.2022 – 12:45 Uhr
„Küsschen rechts, Küsschen links. Einmal umarmt. Das war’s. Dann radelte Bianca los.“
Neuruppin – Sabrina M. (34) kämpft mit den Tränen. Sie beschreibt noch einmal die Szene, wie ihre Freundin Bianca S. († 26) am 15. Juli 2021 vom Bahnhof Oranienburg losfährt. Es ist das letzte Mal, dass sie sich sehen.
Zweiter Prozesstag im Nazi-Bunker-Mord von Oranienburg. Auf der Anklagebank sitzt Kurt L. (29), Biancas Ex-Freund. Er bestreitet die Tat.
Foto: Matthias Lukaschewitsch
Es ist 12.41 Uhr, als sich die beiden Freundinnen an jenem Tag verabschieden. Bianca erzählt Sabrina, sie wolle zum Arzt. Doch die blonde Altenpflegerin fährt mit dem Rad zum alten Funkbunker „Karo Ass“.
Wenige Stunden später ist Bianca S. tot. Erstochen mit einem Stechbeitel. Sieben Stiche in Hals, Nacken und Rücken. Für Polizei und Staatsanwaltschaft steht laut Anklage fest: Bianca S. muss dort Kurt L. getroffen haben.
Foto: Dennis Lloyd Brätsch/dpa
Sie sollen beide durch einen nur 40 mal 50 Zentimeter großen Einlass in den Betonbau gekrabbelt sein. Dort zog Bianca T-Shirt und BH aus. Dann soll Kurt L. zugestochen haben. Von hinten. Heimtückisch.
Wenn Sabrina M. daran denkt, dann packt sie der Zorn: „Ich hoffe, er bekommt lebenslang. Kommt nie wieder raus. Bianca liebte diesen Mann. Er hat einem Kind seine Mutter genommen.“
Foto: Matthias Lukaschewitsch
Dabei hatte dieser Tag, der Biancas Todestag werden sollte, so anders begonnen. Voller Lebensfreude und Aufbruchsstimmung. Sabrina M.: „Bianca hatte vormittags noch einen Termin beim Tätowierer. Sie wollte die Narben auf dem Oberschenkel unsichtbar machen. Sie hat viel Mist erlebt in ihrer Jugend. Und sich geritzt.“
Die Freundin weiter: „Bianca wollte mit diesem Tattoo an diesem Tag ein neues Leben beginnen.“
Eine Quelle: www.bild.de