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Mehr als 1000 Tote in Afghanistan : „Eine weitere Katastrophe für die krisengeplagten Menschen“

Bei einem Erdbeben in Afghanistan sind tausende Menschen gestorben oder verletzt worden. Und die UN schätzt, dass die Zahl der Opfer noch steigen wird.

Mehr als 1000 Tote in Afghanistan : „Eine weitere Katastrophe für die krisengeplagten Menschen“

Zerstörung durch ein schweres Erdbeben in der afghanischen Provinz PaktikaFoto: dpa/AP/Bakhtar News Agency/Uncredited

Es ist mitten in der Nacht, als die Erde beginnt zu beben. Und die Erdstöße, die sich in einer Tiefe von rund zehn Kilometern in der afghanisch-pakistanischen Grenzregion zutragen, werden noch in Kabul, Islamabad und selbst in Indien zu spüren sein. „Das verheerende Erdbeben ist eine weitere Katastrophe, die über die krisengeplagten Menschen in Afghanistan hereingebrochen ist“, sagt Martin Frick, Direktor des Welternährungsprogramms (WFP) in Deutschland, dem Tagesspiegel.

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Mindestens 1000 Menschen sind nach offiziellen Angaben bei dem Erdbeben ums Leben gekommen, mindestens 1500 Menschen im Osten Afghanistans wurden verletzt, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Bakhtar am Mittwoch.

Doch die Zahl der Opfer wird voraussichtlich weiter steigen, schätzt das UN-Nothilfeprogramm, denn auch die Such- und Rettungsaktionen in der Region dauern an. Das UN–Kinderhilfswerk Unicef schickte allein 12 Gruppen in die Provinzen Paktika und Khost, die vom Erdbeben besonders betroffen sind.

Erschwert werden die Rettungsarbeiten durch den begrenzten Zugang zur abgelegenen Bergregion. Die militant-islamistischen Taliban, die seit August 2021 wieder in Afghanistan herrschen, riefen eine Notsitzung des Kabinetts zusammen. Mehrere Hubschrauber wurden in die Unglücksregion geschickt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Ein Regierungssprecher rief Hilfsorganisationen zur Unterstützung auf. Bereits am Mittwoch trafen Helfer des Roten Halbmonds ein.

Ein Augenzeuge berichtete der Deutschen Presse-Agentur von der Zerstörung. „Überall herrscht ein großes Chaos. Ich habe in einer Stunde hundert Leichen gezählt“, sagte der Journalist Rahim Chan Chushal. „Das Grauen ist groß. Die Eltern können ihre Kinder nicht finden und die Kinder ihre Eltern nicht. Jeder fragt sich, wer tot ist und wer lebt. Die Häuser sind aus Lehm, und deshalb wurden sie alle durch die starke Erschütterung zerstört“, berichtet er.

Nach Angaben der Taliban-Führung wurden Dutzende Häuser in den Provinzen Paktika und Chost zerstört. Auch zahlreiche Tiere kamen ums Leben. Afghanische Medien berichteten, ein Dorf sei komplett zerstört worden. Die Bauweise in der armen und wirtschaftlich schwachen Region ist aus Kostengründen nicht erdbebensicher, viele Familien leben auf engem Raum zusammen. Zudem dürfte das Beben viele Menschen im Schlaf überrascht haben.

Die Hälfte der Bevölkerung leidet unter akutem Hunger

Das Erdbeben lässt das Leid der Afghanen und Afghaninnen nun noch einmal zusätzlich anwachsen. Denn rund 19,7 Millionen Menschen, fast die Hälfte der Bevölkerung im Land, leiden nach Angaben des WFP unter akutem Hunger, 6,6 Millionen von ihnen sogar auf Notfallniveau. Die Lage ist oft so prekär, dass sechs von zehn Familien gezwungen sind, ihren Besitz zu verkaufen – in Extremfällen sogar die eigenen Kinder – um ihre Familie zu ernähren, so schildert es das WFP.

„In einigen Gegenden herrscht schon jetzt eine Hungersnot“, sagt WFP-Direktor Frick. „Die eine Katastrophe in der Ukraine hat die andere in Afghanistan von den Titelseiten verdrängt, aber das Leid der Menschen ist noch da und verdient unsere Aufmerksamkeit und unsere Hilfe.“

Die US-Erdbebenwarte (USGS) vermeldete für das Beben die Stärke 5.9 sowie ein etwas schwächeres Nachbeben. Demnach befand sich das Zentrum des Bebens rund 50 Kilometer südwestlich der Stadt Chost nahe der Grenze zu Pakistan. Dortige Behörden hatten das Beben mit einer Stärke von 6.1 registriert. Pakistanischen Angaben zufolge waren die Erschütterungen in weiten Teilen des angrenzenden Landes zu spüren. Mancherorts brach Panik aus, über Schäden oder Verletzte in Pakistan war nach ersten Angaben jedoch nichts bekannt. Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif drückte im Internet seine Betroffenheit aus und stellte Hilfe für die Menschen im Nachbarland in Aussicht.

Papst Franziskus erklärte in Rom seine Anteilnahme. „Ich drücke den Verletzten und denen, die vom Erdbeben betroffen sind, meine Nähe aus“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Mittwoch am Ende der Generalaudienz vor Gläubigen und Besuchern auf dem Petersplatz. Er bete besonders für diejenigen, die ihr Leben verloren hätten und für deren Familienangehörige, erklärte der 85-Jährige.

Immer wieder kommt es zu schweren Erdbeben in der Region am Hindukusch und den Nachbarländern, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinander treffen.

1998 erschütterte ein Beben den Norden Afghanistans, mehrere Tausend Menschen starben. In Pakistan starben 2005 bei einem gewaltigen Erdbeben mehr als 75.000 Menschen, über 3,5 Millionen Menschen wurden obdachlos. Im Nachbarland Iran starben bei einem Beben 2003 mehr als 40.000 Menschen, die historische Stadt Bam wurde größtenteils zerstört. (mit dpa)

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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