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Lebensmittelverschwendung soll halbiert werden : Single- und Zweipersonenhaushalte werfen am meisten weg

In Deutschland landen jedes Jahr pro Kopf im Schnitt 75 Kilo Essen im Müll. Agrarministerin Klöckner will das ändern – mit Hilfe der Wirtschaft.

Lebensmittelverschwendung soll halbiert werden : Single- und Zweipersonenhaushalte werfen am meisten weg

Müll: Im Schnitt wirft jeder Bundesbürger 75 Kilo Lebensmittel im Jahr weg.Foto: Getty Images/iStockphoto

75 Kilogramm Lebensmittel wirft der deutsche Durchschnittsverbraucher jedes Jahr in den Müll. Zwölf Millionen Tonnen sind es insgesamt, die jährlich in Deutschland auf dem Acker, in der Lebensmittelfabrik, im Handel, im Restaurant oder in der heimischen Küche verschwendet werden, die Hälfte davon passiert zu Hause.

Das Problem: Das meiste Essen wäre noch genießbar. Doch wenn der Apfel Druckstellen hat, die Möhren braun werden und beim Kartoffelsalat das Haltbarkeitsdatum überschritten ist, landen diese Waren in der Tonne. Allein in den privaten Haushalten werden so jedes Jahr Lebensmittel im Wert von 20 Milliarden Euro zu Müll. Unnötigerweise.

Lebensmittelverschwendung soll halbiert werden : Single- und Zweipersonenhaushalte werfen am meisten weg

Krumm und schief: Diese Möhren schaffen es nicht in einen normalen Supermarkt.Foto: Mike Wolff

Klöckner will Lebensmittelabfälle halbieren

Das soll sich ändern. Die EU hat sich bereits vor einigen Jahren das Ziel gesetzt, die Menge der Lebensmittelabfälle zu halbieren. Die EU-Kommission will nicht länger tolerieren, dass ein Fünftel der in der EU produzierten Lebensmittel in den Müll wandern. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) verkündete Anfang 2019 ihre nationale Strategie gegen die Verschwendung. Bis 2030 sollen hierzulande die Lebensmittelabfälle im Einzelhandel und bei den Verbrauchern halbiert werden, in der Produktion sollen sie zumindest reduziert werden.

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Keine Gesetze, sondern Zielvereinbarungen

Das Ganze soll freiwillig geschehen, für den Handel, die Verarbeiter, die Bauern, die Außer-Haus-Verpflegung und für die Privathaushalte sollen jeweils branchenbezogene Lösungen und Ziele erarbeitet werden. „Jeder hat Verantwortung“, sagte Klöckner am Mittwoch anlässlich der Tagung des Nationalen Dialogforums. Zwischen den fünf Bereichen liegen allerdings Welten.

Während die Ernährungsindustrie erst vor kurzem ihre Arbeit aufgenommen hat, ist die Arbeitsgruppe Außer-Haus-Verkauf fast am Ziel. Mit zahlreichen Maßnahmen konnten die zwölf Modellbetriebe – Hotels, Kantinen, Krankenhäuser – im Schnitt ein Viertel ihrer Lebensmittelabfälle vermeiden. 168 Tonnen wurden so gespart. Weniger Verschwendung hilft auch der Umwelt: Um ein Kilo Äpfel zu produzieren, braucht man 820 Liter Wasser.

Lebensmittelverschwendung soll halbiert werden : Single- und Zweipersonenhaushalte werfen am meisten weg

Da steckt viel drin: Um ein Kilo Äpfel zu produzieren, braucht man über 800 Liter Wasser.Foto: picture alliance / dpa

Auch der Handel arbeitet bereits an konkreten Maßnahmen. Jedes Jahr werden hier 500.000 Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Klöckner kritisierte erneut den Preiskampf der Ketten. Dumpingpreise würden die Wertschätzung für Lebensmittel untergraben. Die Ministerin hat ein Gesetz gegen unfaire Handelspraktiken auf den Weg gebracht, das Lieferanten vor dem Handel schützen soll. Sie glaubt, dass dieses Gesetz auch gegen Lebensmittelverschwendung hilft.

Frankreich verbietet das Wegwerfen von Essen

Während Klöckner auf Freiwilligkeit setzt, sind andere EU-Länder strenger und haben verbindliche Vorgaben beschlossen. So dürfen größere Supermärkte in Frankreich schon seit 2016 unverkaufte Lebensmittel nicht mehr in die Tonne werfen, sondern müssen sie an soziale Einrichtungen spenden. Italien schützt Lebensmittelspender vor einer Haftung, falls das gespendete Essen verdorben sein sollte.

In Deutschland ist das anders: Der Schutz der Endverbraucher soll auch bei gespendeten Lebensmitteln nicht aufgeweicht werden, heißt es im Agrarministerium. Auch das Containern, bei dem Waren aus den Mülltonnen der Supermärkte „gerettet“ werden, gilt hierzulande als Diebstahl – mit dem Segen des Bundesverfassungsgerichts.

Wirte dürfen Gästen jetzt Reste mitgeben

Die gesetzlichen Reformen sehen hierzulande eher klein aus. Lebensmittelhändler müssen auf gespendete Waren jetzt zumindest keine Umsatzsteuer mehr abführen. Früher war das anders, während das Wegwerfen steuerfrei war. Und Gastronomen dürfen ihren Kunden seit kurzem Reste mitgeben – etwa vom Buffet –, ohne haften zu müssen. Weitere Gesetze plant Klöckner vorerst nicht und verweist auf Frankreich. Trotz des Gesetzes gegen Lebensmittelverschwendung liege das Nachbarland hinter Deutschland, wenn es um die Vermeidung von Essensabfällen geht.

Lebensmittelverschwendung soll halbiert werden : Single- und Zweipersonenhaushalte werfen am meisten weg

Strafbar: Wer Lebensmittel aus Supermarktmülltonnen “rettet”, begeht juristisch gesehen Diebstahl.Foto: imago stock&people

Vor allem Single- und Zwei-Personen-Haushalte werfen hierzulande Lebensmittel in den Müll, sagt Britta Renner, Vizevorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik. Das liegt an Fehlkäufen, mangelndem Kochwissen, aber nicht zuletzt auch an den zu großen Verpackungen im Handel.

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Was gegen Verschwendung hilft

Abhilfe bieten schon jetzt zahlreiche Apps, die Verbrauchern helfen, billig an aussortierte Lebensmittel zu kommen. Über Nachbarschaftsportale tauschen Menschen Essen, das sie übrig haben. In Berlin verkaufen sechs Sirplus-Supermärkte Lebensmittel, die abgelaufen sind, kurz vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums stehen oder die nicht den Normen entsprechen.

Auch die Regierung gibt praktische Lebenshilfe: Die App „Zu gut für die Tonne“ liefert Rezepte für die Resteküche.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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