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Kolumne Spiegelstrich : Erst Wuff, dann Wau, dann Impfdebakel

Es stimmt nicht viel im Europa des Jahres 2021. Die Kommunikation gewiss nicht, stellt unser Kolumnist fest. Das schwächt im Kampf gegen die Pandemie.

Kolumne Spiegelstrich : Erst Wuff, dann Wau, dann Impfdebakel

Wie wird dieser Welpe bellen? Das weiß nur Europa.Foto: Franziska Gabbert/dpa

Klaus Brinkbäumer ist Programmdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig. Sie erreichen ihn unter Klaus.Brinkbaeumer@extern.tagesspiegel.de und auf Twitter unter @Brinkbaeumer.

Das einzige Land in Europa, das mit der Pandemie fertig wird, ist jenes, das die Gemeinschaft verlassen hat. Vielleicht erklären ja Europas Tiere die Schwäche der europäischen Menschen.

Ich übe Tierlaute, zusammen mit meinem Sohn. Die deutsche Kuh macht „Muh“, das beherrschen wir längst. Die niederländische Kuh macht „Boeh“, die französische „Meuh“, die finnische „Ammuu“, die ungarische „Bú“. Kommen wir zum Hund.

Blaf, Blaf bellen niederländische Hunde

„Guau, guau“, so spricht nämlicher Hund in Spanien. „Au, au“, so bellt’s in Portugal. „Ouaf, ouaf“, sagt Frankreichs Hündelein, „Blaf Blaf“ das niederländische, „Bau Bau“, das ist Italiens Hund. Deutschland kläfft wechselhaft: heute „Wuff“, morgen „Wau“.

Ich könnte Ihnen erzählen, dass französische Schweine unserem „Oink“ mit „Chaau chaa chaau chaa“ antworten, aber ich vermute, Sie haben verstanden, was ich sagen möchte: Da Tiere mutmaßlich europaweit die gleichen Laute von sich geben, dürften das Problem Europas Menschen sein; die haben Schwierigkeiten beim Zuhören und darum beim Protokollieren. Kommen wir zur Politik.

Und dieser Übergang fällt leicht: Es stimmt nicht mehr viel im Europa von 2021 und die Kommunikation gewiss nicht. Von einem klugen Mann hörte ich den Satz: „Wir haben eine Linie, auch wenn es eine Schlangenlinie ist.“

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Franzosen und Italiener wurden von den Deutschen nicht darüber informiert, dass diese Deutschen beschlossen hatten, die Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff auszusetzen. Govind Persad, Bioethiker an der Universität von Denver, vergleicht’s mit einem Menschen, der auf die U-Bahn-Schienen gefallen ist – und Deutschland zieht die Leiter hoch, weil die Leiter überprüft werden muss. Hektisch reißen auch Franzosen und Italiener ihre Leitern weg, weil’s ja die seriösen Deutschen sind.

Die seriöse Kommissionspräsidentin sagt heute dies und morgen dessen Gegenteil und kann an beiden Tagen nicht erklären, welche Prioritäten ihr Europa hat. Ist es vielleicht bloß Machtzuwachs? Durch die Einführung einer europäischen Gesundheitspolitik inmitten einer Krise, auch wenn es die Fachleute für diese Krise in Brüssel nicht gibt?

Europa verhindert, dass jemand zu früh geimpft wird

Europa will deshalb auch verhindern, dass Menschen von Einschränkungen befreit werden, die bereits behandelt worden sind; viel besser, wenn’s allen gleich schlecht geht, auch wenn es deshalb allen länger schlecht gehen wird.

Europa will zudem verhindern, dass irgendwer zu früh geimpft wird. Folglich haben wir Regeln, viele und morgen neue.

Europa wünscht auch nicht, dass wir Europäerinnen und Europäer sauer werden, weshalb es uns wie Kinder anspricht und so tut, als seien Klarheit und Entschlossenheit angesichts unserer mentalen Unreife leider nicht möglich. Ob wir sterben, ob das mutierte Virus nach der dritte Welle eine „Dauerwelle“ (Markus Söder) auslösen und von heute effektiven Impfstoffen dann nicht mehr aufzuhalten sein wird, ist für Europa vergleichsweise irrelevant.

Kein Konzern soll einen Vorteil haben

Und Europa will natürlich verhindern, dass irgendein Konzern einen Vorteil hat. Darum erteilte es späte, knappe, zaghafte Aufträge und wundert sich, weil kein Impfstoff da ist. Was aber nicht so schlimm ist, denn massenhafte Impfungen sind für Europa nicht so wichtig wie das schöne Regelwerk: Hätte es sie gewollt, würden wir impfen.

Bei seinen Tieren, den schlauen Katzen, findet Europa kurzzeitig zu Stringenz: Unserem „Miau“ entsprechen das französische „Miaou“, Italiens „Miao“, Schwedens „Mjau“ und sogar das britische „Meow“.

Jedoch, dann kräht der Hahn: „Kikeriki“ verkündet er in Leipzig, „Gaggalagó“ in Island. „Kiri-a-kee” macht’s im ehemaligen Urlaubsland Griechenland, „Chicchirichi“ im unerreichbaren Italien und „Coco-rico” in Frankreich, wo es auch schön war, damals.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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