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Können die geplanten Wolkenkratzer den Alexanderplatz retten?

Können die geplanten Wolkenkratzer den Alexanderplatz retten?

Eberhard Diepgen und Walter Momper diskutieren die Frage, ob die geplanten Wolkenkratzer den Alexanderplatz retten können
Foto: O&O Baukunst / MonArch / Dirk Lässig (B.Z. Collage)

Einmal die Woche diskutieren in der B.Z. Berlins Ex-Regierende Eberhard Diepgen (CDU) und Walter Momper (SPD) über Themen, die Berlin bewegen. Dieses Mal geht es um die Bebauung des Alexanderplatzes.

Eberhard Diepgen: Nein, aus einer zugigen Fläche wird so kein Platz​

Einen zugigen Platz, über den die Menschen von einer Haltestelle des öffentlichen Personennahverkehrs zur anderen eilen, zwischendurch eventuell in einem Kaufhauseingang verschwinden aber wenig Anreize zum Verbleiben empfinden, kann man auch nicht mit immer höheren Hochhäusern retten.​

Dieses knappe Urteil kommt mir beim Blick auf den Alexanderplatz in den Sinn. Sicher, viele Architekten und Stadtplaner verbinden gute und moderne Architektur ausschließlich mit Hochhäusern. Dem widerspreche ich.

Gute Architektur gibt es auch für Häuser, die die Berliner Traufhöhe einhalten. Der Berliner Untergrund ist außerdem für Wolkenkratzer wenig geeignet.​ An den Baustellen am Alex konnten die Berliner beobachten, welche Maßnahmen notwendig sind, um ein Gebäude von 163 m Höhe Stabilität zu verleihen.

Hoffentlich geht das für die Zukunft gut. Viele erinnern sich welche zusätzlichen Kosten der Berliner Baugrund an der Deutschen Oper verursachte. Wolkenkratzer müssen in das Stadtbild passen, sie können nur Teil eines Gesamtplanes sein, sich nicht mal da und mal da wie ein Streichholz in den Himmel recken.​

Dem Alex könnte ein Ensemble von Hochhäusern – ich benutze bewusst nicht den Begriff Wolkenkratzer – zu neuer Urbanität und Anziehungskraft helfen.

Aber: Es kommt auf eine Vielfalt von Restaurants, Cafes und Einzelhandel an. Bei Hochhäusern müssen Abstandsregeln beachtet werden, ein Platz kann allein mit Hochhäusern nicht ausreichend eingegrenzt werden.​

Nach 1990 gab es eine Planung, die ich auch heute noch für zukunftsweisend halte. Der Architekt Kohlhoff wollte eine Randbebauung in begrenzter Höhe und Hochhäuser erst unmittelbar dahinter. Die Hochhäuser sollten damit zwar ein Kennzeichen für den Platz sein, die Passanten aber nicht durch die unmittelbar vor ihnen in den Himmel ragenden Fassaden erschlagen.

Zwischen Wolkenkratzern in New York hatte ich oft dieses bedrückende Gefühl. Am Alex ist noch viel zu tun.

Walter Momper: Ja, aber ein Verweilort wird er nie werden

Die derzeit geltende Planung für den Alexanderplatz sieht die Bebauung mit acht Hochhäusern von bis zu 130 Meter Höhe vor. Das ist eine ganz schön hohe Bebauung, die in Relation steht zu der Größe des Platzes.

Was den Alexanderplatz so wenig beliebt bei den Berlinerinnen und Berlinern macht, ist seine Größe.​ Die DDR hat den ehemals normal großen Platz zu einer Größe aufgeblasen, die ihn unwirklich, menschenfeindlich und äußerst ungemütlich macht.

Die jetzt schon vorhandene Bebauung macht den Platz so groß. Viel kleiner kann man ihn nicht machen. Deshalb gilt die Hochhausbebauung auch als Verbesserung. Die intensive Bebauung des Platzes wird sicherlich dazu führen, dass mehr Menschen sich auf dem Platz treffen, hier umsteigen oder hier etwas einkaufen oder zu ihren Wohnungen gehen.​

Eine stärkere Belebung macht auch größere Plätze manchmal etwas menschlicher im Maßstab. Daher kommt es auch, dass die Obdachlosen hier am Alex einen idealen Ort sehen. Die Masse an Menschen ermöglicht jetzt schon eine kuschelige Anonymität. Für sie ist es ein Ort der Freiheit, wo sie sich ohne große Belästigungen durch andere Menschen aufhalten und ausleben können, so wie es Obdachlose eben tun.​

Jetzt soll der Platz etwas niedriger und weniger kompakt bebaut werden, als ursprünglich geplant war. Das Haus des Reisens, ebenso das Haus des Lehrers und das Haus des Berliner Verlages werden erhalten bleiben. Das wird den Platz nicht kuscheliger machen. Die Vergrößerung durch die DDR-Stadtentwicklungspolitik bleibt.

Der Alexanderplatz wird ein Umsteigeort bleiben, aber kein Platz werden, an dem die Berliner*innen lange verweilen werden.​ Viele Berliner*innen vermeiden es ganz offensichtlich total, auf den Alexanderplatz zu gehen, wenn sie nicht unbedingt müssen. Diese Abneigung gegen diesen Platz wird bleiben, obwohl alle Bemühungen, den Platz ansprechender zu machen, sehr anzuerkennen sind.

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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