Dnachrichten.de
Berlin news - Die offizielle Website der Stadt Berlin. Interessante Informationen für alle Berlinerinnen, Berliner und Touristen.

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Schutz oder ​Aktionismus? Der Piks ​für kleine Kinder wird ​von vielen Eltern ​ersehnt. Denn in dieser ​ Altersgruppe sind die Ansteckungen derzeit ​besonders hoch

Foto: AP * Teilen Twittern SendenVon: Björn Trautwein und Alina Gröning 21.11.2021 – 13:49 Uhr

Berlin – Sie rufen an, schreiben Mails oder kommen gleich zur Sprechstunde. Immer mehr Berliner Eltern informieren sich bei Berlins Kinderarztpraxen gerade über Impfungen für Kinder zwischen fünf und 12 Jahren. BILD erklärt, was Eltern jetzt wissen müssen.​

„Es gibt gerade eine erhöhte Nachfrage in den Praxen“, sagt Jakob Maske (51), Kinderarzt aus Berlin-Schöneberg und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Jakob Maske (51), Kinderarzt aus Schöneberg und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ)​

Foto: promo

Sein Wilmersdorfer Kollege Dr. Martin Karsten (61) sieht es genauso: „Viele Eltern erkundigen sich, und die Anfragen werden mehr.“​

► Hintergrund: Gerade in dieser Altersklasse ist die Inzidenz am höchsten, liegt stellenweise über 1000 Ansteckungen pro Woche und 100 000 Kindern. Denn Kinder unter 12 können bisher nur in Ausnahmefällen geimpft werden, trotzdem sitzen sie eng und ungeschützt und bis vor kurzem ohne Maske in oft schlecht gelüfteten Klassenzimmern. Zur Freude des Virus und zum Horror aller Eltern.​

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Dr. Martin Karsten (61) ​Kinderarzt in Wilmersdorf​

Foto: Stefanie Herbst

In den USA und Israel wurde der Biontech-Impfstoff deshalb auch für Kinder unter 12 Jahren zugelassen. Für Europa wird eine Zulassung in der kommenden Woche erwartet. Auch aus der Politik werden Forderungen laut. Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) forderte jetzt mehr Tempo bei der Zulassung und eine schnelle Entscheidung der Ständigen Impfkommission.

Laut einem Papier des Bundesgesundheitsministeriums soll der Impfstoff für Kinder ab dem 20. Dezember in Deutschland zur Verfügung stehen. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) erwarten die Mediziner erst in einigen Monaten.​

BILD erklärt, was Eltern jetzt wissen müssen

► Wie ist die rechtliche ​Lage?​ Für unter Zwölfjährige ist bislang kein Impfstoff zugelassen. Das soll sich diese Woche ändern, es wird erwartet, dass die Europäischen Arzneimittelbehörde den Biontech-Impfstoff auch für 5- bis 12-Jährige zulässt.

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Ingenieur Friedemann Zeller (40) aus Charlottenburg mit Tochter Paula (1): „Meine Frau und ich würden Paula sofort impfen lassen, wenn es die STIKO empfiehlt – allein schon aus gesellschaftsverantwortlichen Gründen! Wir sind auch beide geimpft. Alles andere wäre verantwortungslos.“​

Foto: Olaf Wagner

Nach eigenen Angaben des Pharmakonzerns hat er sich bei Kindern als gut verträglich erwiesen und ruft eine stabile Immunantwort hervor.

„Wir sind froh, dass wir vor dem Beginn der Wintersaison den Zulassungsbehörden die Daten für die Gruppe von Kindern im Schulalter vorlegen können“, so Biontech-Chef Ugur Sahin.​

► Bekommen Kinder den gleichen Impfstoff wie Erwachsene?​ Ja. Allerdings erhalten sie nur ein Drittel der Dosis verabreicht. Auch Kinder bekommen zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen.​

► Können Kinder auch jetzt schon geimpft werden?​ Ja. Für Kinder mit bestimmten Risikofaktoren gibt es eine so genannte Off-Label-Impfung. Das heißt im Einzelfall können Ärztinnen und Ärzte auch Jüngere gegen Covid-19 impfen.

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Pflegerin Jacqueline Salman (29) aus Wedding mit Partner David Bloeß (32), Umzugshelfer, und den Zwillingen Aimee und Jamie (10): „Ich bin da im Moment noch im Zwiespalt. Ich habe von einigen Vorfällen gelesen, wo Kinder die Impfung nicht vertragen haben. Meine beiden sind chronisch krank, haben frühkindlichen Autismus, und das betrifft auch die Lunge, sie sind Risikopatienten, da bin ich wirklich hin- und hergerissen. Mein Partner und ich sind beide geimpft. Wir behalten die Lage im Blick. Und wenn es dann soweit ist und auch unter 12-Jährige geimpft werden können, werden wir uns genau mit der Thematik auseinandersetzen und abwägen.“​

Foto: © Parwez

Es gibt auch Mediziner, die das für gesunde Kinder machen. Meistens müssen die Eltern dann die Haftung übernehmen.

► Wie gefährlich ist ​Corona für Kinder?​ Im Gegensatz zu Erwachsenen verläuft eine Infektion fast immer mild. Nur drei von 100 000 infizierten Kindern landen auf der Intensivstation. Besonders gefährdet sind Kinder mit chronische Erkrankungen. Dazu zählen zum Beispiel Trisomie 21. Auch übergewichtige Kinder haben ein erhöhtes Risiko. Deshalb sind die Zahlen in den USA bei Kindern wohl auch höher.​

Jakob Maske: „Bei uns in der Praxis waren es zwei Kinder in den letzten eineinhalb Jahren, die auf die Intensivstation ins Krankenhaus mussten. Beiden geht es wieder gut.“​

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

IT-lerin Ellen Riehm (47) aus Charlottenburg mit Sohn Nikolai (7)​ Nikolai: „Ich möchte gerne geimpft werden, damit ich mich nicht mehr, oder nicht mehr so oft, testen muss. Das ist unangenehm.“​ Mama Ellen Riehm: „Ich glaube, ich kann den Leuten vertrauen, die die Empfehlungen aussprechen. Wenn es soweit ist, werde ich Nikolai impfen lassen. So leistet man zumindest einen kleinen Beitrag dazu, dass dieser Wahnsinn hoffentlich mal endet. Und mein Sohn spiel Fußball im Verein, geht in die Schule, so sind alle besser geschützt.“​

Foto: Olaf Wagner

Dr. Martin Karsten, Kinderarzt in Wilmersdorf: „Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren etwa 3000 Kinder wegen Corona behandelt. Darunter waren drei Kinder mit einem so schweren Verlauf, dass sie ins Krankenhaus mussten. Alle sind aber wieder gesund. Es sind also nicht viele Kinder, die schwer erkranken.“​

► Wie ist die Lage in anderen Ländern?​ In den USA können Kinder unter 12 Jahren seit November geimpft werden. Auch in Israel ist das Medikament seit Sonntag zugelassen.

„Die Mehrheit der Experten ist der Meinung, dass die Vorteile der Impfung von Kindern die Risiken überwiegen“, so ein Sprecher des Israelisches Gesundheitsministerium. Eine Impfkampagne für Kinder soll bald starten. Österreich impft seit einer Woche ebenfalls 5-11-Jährige. ​

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Flugbegleiterin Angie Johnson-Sock (44) aus Charlottenburg mit Sohn Amadou (6): „Nein, ich würde meinen Sohn zum aktuellen Zeitpunkt nicht impfen lassen. Das sagt mir mein Bauchgefühl. Kann sein, dass ich da in einem halben Jahr anders drüber denke, aber im Moment nein. Kinder sind mit ihrem Immunsystem gut geschützt, haben wenn milde Verläufe. Auf der anderen Seite steht das Risiko die Krankheit weiterzutragen, da muss man abwägen.“​

Foto: Olaf Wagner

► Wie ist die Stimmung unter den Eltern?​ Kinderarzt Jakob Maske: „Es gibt gerade eine erhöhte Nachfrage in den Praxen. Viele Eltern erkundigen sich nach den Impfungen für Kinder. Vor allem für Jugendliche ab 12 Jahren. So langsam aber auch für kleinere Kinder. Wenn der Impfstoff wie erwartet nächste Woche auch für unter 12-Jährige freigegeben wird, wird das sicher zunehmen.“ ​

► Sollten Eltern ihre Kinder unter 12 Jahren impfen lassen?​ Dr. Martin Karsten: „Das ist keine leichte Frage. Kinder haben meist keinen schweren Verlauf. Gleichzeitig gibt es eine Impfung, die die 12- bis 18-Jährigen gut vertragen haben. Das muss man gegenüberstellen.

Andererseits geht es ja nicht nur um die Erkrankung selbst. Auch eine Quarantäne ist eine enorme Belastung, genauso, nicht mehr am Sport oder am sozialen Leben teilnehmen zu können.

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Quelle: info.bild.de

Das Virus saust gerade ungebremst durch die Schulen, es ist unfassbar, wie ansteckend die Delta-Variante ist. Kinder können auch ihre Großeltern anstecken. Das wollen jetzt viele vermeiden. Das müssen wir auch verstehen. Am Ende ist es immer eine individuelle Entscheidung der Eltern.“​

► Wollen viele Eltern ihre Kinder impfen lassen?​ Martin Karsten: „Ja, die Nachfrage ist sehr groß, die Verunsicherung auch. Das Gute ist, am Ende kann man nicht viel falsch machen. Die Krankheit ist für Kinder nicht sehr gefährlich, gleichzeitig wird die Impfung wohl auch gut verträglich sein. Auf die Zulassung sollte man aber warten und dann mit seinem Arzt sprechen.“​

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Kaufmännischer Angestellter aus Moabit Hans Rauter (47) mit Sohn Elia Noah (8): „Ich bin noch sehr unschlüssig. Da muss man pro und contra abwägen. Ich bin kein Impfgegner, aber ich kann die Angst der Menschen nachvollziehen, die sich nicht impfen lassen. Ich habe da sehr gemischte Gefühle. Meine Frau und ich sind geimpft, aber unter anderem auch aus Berufs- und Freiheitsgründen. Unsere Kinderärztin ist zum Beispiel total dagegen. In anderen Ländern werden Kinder ja inzwischen auch ab fünf Jahren geimpft. Wenn es bei uns soweit ist, werden wir darüber nachdenken.“​

Foto: Olaf Wagner

► Sind Familien wieder die Verlierer der Pandemie?​ Martin Karsten: „Ja, die Kinder sind die Leidtragenden. Sie müssen sich ständig testen, das macht keine andere Gruppe. Sie müssen oft in Quarantäne. Das ist einfach nicht mehr lange tragbar und sehr belastend.“​

► Kann ich mein Kind auch​ ohne Zulassung impfen​ lassen?​ Jakob Maske: „Im Moment kann das jeder Arzt mit den Eltern entscheiden. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass es viele Ärzte gibt, die diese Off-Label-Anwendung bereits im großen Umfang durchführen. Und wenn, ist das eher ein Elfeinhalb-Jähriges Kind mit Herzfehler. Das ist nicht illegal. Aber da muss jeder seine eigene Entscheidung treffen. Ohne Zulassung liegt die Verantwortung dann bei den Eltern.

Sobald es eine Zulassung gibt, kann man sein Kind offiziell impfen lassen. Wirklich Sinn macht das meiner Ansicht auch erst nach einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission. Und ob das dieses Jahr noch Thema wird, bezweifle ich.“​

Kleiner Piks auch für die KleinstenDie wichtigsten Fragen und Antworten zur Kinderimpfung

Angestellter Nebras Khiata (40) aus Charlottenburg mit Tochter Naya (8): „Ich würde meine Tochter sofort impfen lassen, wenn es die Möglichkeit gäbe. Meine Frau ist da noch skeptisch. Aber man hört ja gerade auch von Schulen und Kitas, die häufig zu Corona-Hotspots werden. Desto mehr Leute geimpft sind, umso besser. Dann sinkt vielleicht auch endlich die Inzidenz wieder.“​

Foto: Olaf Wagner

► Warum ist die Empfehlung der Stiko so wichtig​? Jakob Maske: „Wir wollen einen sicheren Impfstoff haben, bei dem der Nutzen größer als das Risiko ist. Deshalb prüft die Stiko da sehr genau und ich denke, das ist auch gut so.

Man sollte sich da nicht von der Öffentlichkeit oder der Politik unter Druck setzen lassen. Eine Zulassung gibt es nach einem Test mit 2000 Patienten. Man kann dann erst sicher sein, ob es eben doch Nebenwirkungen für Kinder gibt, auch wenn sie nicht zu erwarten sind. Bei Astrazeneca haben wir das ja erlebt.

Eine Quelle: www.bild.de

Hinterlasse eine Antwort

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish. Accept Read More

Privacy & Cookies Policy