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Kanadische Familie findet Flaschenpost : Gruß von der Titanic – oder ein Fake?

Eine Familie findet an der kanadischen Ostküste eine Flaschenpost, die von der Titanic stammen soll. Wissenschaftler prüfen nun, ob der Brief authentisch ist.

Kanadische Familie findet Flaschenpost : Gruß von der Titanic – oder ein Fake?

Diesen Brief fand die Familie in einer Flaschenpost.Foto: Nicolas Beaudry/UQAR

Ist es möglich, dass eine Flaschenpost, die im April 1912 von Bord des Luxusdampfers Titanic in den Nordatlantik geworfen wurde, an die kanadische Ostküste getrieben wurde und dort mehr als 100 Jahre später gefunden wird?

Wissenschaftler einer kanadischen Universität untersuchen jetzt einen Brief, der von der damals zwölf Jahre alten Mathilde Lefebvre stammen könnte, die bei der Katastrophe in der Nacht vom 14. zum 15. April 1912 ums Leben kam.

Die Forscher haben Fragen und Zweifel. Die Möglichkeit, dass der angeblich von der jungen Französin Mathilde geschriebene Brief eine Fälschung ist, kann bislang nicht völlig ausgeschlossen werden.

Aber Nicolas Beaudry, Geschichts- und Archäologie-Professor an der Université du Québec in der Stadt Rimouski am St. Lorenz-Strom, stellt auch fest: „Wir haben bisher auch keinen eindeutigen Hinweis gefunden, dass es eine Fälschung sein könnte.“ Alles, was wissenschaftlich geprüft werden konnte, deutet darauf hin, dass die Flaschenpost echt sein könnte.

Im Sommer 2017 hatte eine kanadische Familie in der Bay of Fundy bei den berühmten Hopewell Rocks an der Küste der Provinz New Brunswick eine Flasche gefunden, in der sich ein Brief befand. Sie war mit Kork verschlossen und mit Wachs versiegelt.

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Der handschriftliche Brief war von einer Mathilde Lefebvre unterschrieben und mit „13. April 1912“ datiert. „Ich werfe diese Flasche ins Meer, inmitten des Atlantik. In einigen Tagen sollen wir in New York ankommen. Wenn jemand die Flasche findet, nehmt Kontakt mit der Familie Lefebvre in Liévin auf“, schrieb das Mädchen. In New York aber kam sie nie an.

Die Titanic hatte am 10. April 1912 zur Jungfernreise den britischen Hafen Southampton mit Endziel New York verlassen. An Bord waren 2220 Menschen, Hunderte von ihnen Auswanderer, die als Dritte-Klasse-Passagiere in den unteren Decks untergebracht waren.

Am 14. April um 23.40 Uhr (Schiffszeit) kollidierte die Titanic mit einem Eisberg, der die Schiffswand beschädigte. Nicht einmal drei Stunden später, um 2.20 Uhr am 15. April, versank das Schiff in den eisigen Fluten. Nur 713 Passagiere überlebten, wobei diese Zahl nicht eindeutig belegt ist.

Dass Zweifel an der Echtheit bestehen, liegt am Fundort

Unter den Todesopfern, die nicht geborgen wurden, waren Mathilde, ihre Mutter Marie und ihre Geschwister Jeanne, Henri und Ida. Über die Familie ist einiges in der Encyclopedia Titanica nachzulesen.

Mathildes Vater Franck Lefebvre war vermutlich 1910 mit seinen vier ältesten Kindern von Liévin in Nordfrankreich in die USA ausgewandert. Er wollte in Iowa als Bergarbeiter sein Glück finden. Nun sollte seine Frau mit den anderen Kindern folgen. Am 13. April soll Mathilde den fraglichen Brief geschrieben haben. Einen Tag später endete ihr Leben auf tragische Weise.

2018 war das Fundstück der Université du Québec à Rimouski (UQAR) in gutem Zustand übergeben worden. „Weil die Flasche mit Wachs versiegelt war, bildete sich in ihr keine Feuchtigkeit“, erläutert die Archäologin Manon Savard. „Altes Papier und eine alte Flasche ergeben aber noch nicht mit Gewissheit eine alte Botschaft“, ergänzt ihr Kollege Maxime Gohier.

Um an den Brief zu kommen, hatte die Familie, die die Flasche fand, diese zerbrochen. Der Brief ist in der Mitte zerrissen, was darauf zurückgeführt werden kann, dass er gerollt und dann gefaltet wurde, um in die Flasche zu passen – und über die Jahre das Papier dann riss. Sowohl die chemische Zusammensetzung des Glases als auch die Untersuchung des Korkens mit der Radiokarbon-Methode weisen darauf hin, dass beides aus der Zeit um 1912 stammen könnte.

Um den Korken war zudem Papier gewickelt, das identisch mit dem Briefpapier zu sein scheint. Auch diese Papierreste wurden radiokarbon-datiert. Die Ergebnisse der Analysen passten zu dem Datum auf dem Brief. Der Brief wurde nicht einer Radiokarbon-Analyse unterzogen, weil man dafür Materialproben hätte entnehmen müssen.

Kanadische Familie findet Flaschenpost : Gruß von der Titanic – oder ein Fake?

An den berühmten Hopewell Rocks in der Bay of Fundy fand die Familie die FlaschenpostFoto: imago images/VWPics

Dass Zweifel an der Echtheit bestehen, liegt am Fundort. Der Golfstrom hätte die Flasche vom Titanic-Standort Richtung Europa treiben müssen. Stattdessen wurde sie mehr als 1500 Kilometer westlich des Ortes, an dem sich die Titanic befand, in der Bay of Fundy zwischen den kanadischen Provinzen New Brunswick und Nova Scotia angeschwemmt. Dies ist nach Einschätzung von Ozeanografen sehr ungewöhnlich, wenn auch nicht komplett auszuschließen.

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Eingehend haben sich die Wissenschaftler mit der Handschrift Mathildes beschäftigt. Auf den ersten Blick sehe sie aus wie Handschrift des frühen 20. Jahrhunderts, aber es gebe einige Unstimmigkeiten im Vergleich mit dem, wie Kinder in Frankreich damals schreiben lernten, erläutert Gohier. „Sie lernten, dass alle Buchstaben verbunden sein sollten. Aber einige Buchstaben sind nicht mit dem Wort verbunden.“

Bisher tauchte kein anderes Schriftstück auf, das eindeutig von Mathilde stammt. Da bald nach dem Untergang der Titanic die Namen der Opfer und ihre Schicksale bekannt waren, ist es auch möglich, dass sich jemand einen schlechten Scherz erlaubte. „Wir wissen nicht, ob wir das Rätsel jemals lösen können“, sagt Manon Savard.

In Südfrankreich hoffen Jacques und Hélène Lefebvre, dass weitere Untersuchungen Klarheit bringen. Mathildes Mutter Marie war Jacques’ Großtante. Aus einer Lokalzeitung hatte er von dem Brief erfahren. Wie Jacques dem kanadischen Rundfunk CBC erzählt, wäre dieser Brief, so er denn echt ist, der einzige, den er von diesem Zweig der Familie hätte.

Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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