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Josef S. (101) leugnet weiterKZ-Wachmann will Landarbeiter gewesen sein

Josef S. (101) leugnet weiterKZ-Wachmann will Landarbeiter gewesen sein

Josef S. (101) Donnerstag im Gericht in Brandenburg (Havel). Er hält sich einen blauen Aktendeckel vor das Gesicht

Foto: Fabian Sommer/dpa Teilen Twittern SendenVon: MAtthias Lukaschewitsch 02.12.2021 – 19:00 Uhr

Brandenburg (Havel) – Seit 13 Prozesstagen ringen Richter und Nebenkläger um die Wahrheit. Darum, dass der hochbetagte Josef S. (101) endlich zugibt, SS-Wachmann im KZ Sachsenhausen gewesen zu sein.

Donnerstag in der zum Gerichtssaal umfunktionierten Turnhalle in Brandenburg (Havel) die lang erwartete Erklärung des Angeklagten. Doch er leugnet weiter.

Josef S. wird Beihilfe zum Mord an 3518 KZ-Häftlingen vorgeworfen. Dokumente belegen, dass ein Mann mit demselben Namen, demselben Geburtsdatum und -ort von Oktober 1941 bis Februar 1945 in Sachsenhausen seinen todbringenden Dienst geleistet hat. Aber Josef S. behauptet steif und fest: „Ich war doch immer in Zivil, ich hatte nie eine Uniform für die Deutschen jetrajen …“

Schon am Vortag glaubte Nebenkläger-Anwalt Thomas Walther (78) nicht an ein Geständnis: „Er wird nur zugeben, was die Akten nachweisbar belegen – dass er beim SS-Wachbataillon im KZ-Sachsenhausen war.“

Josef S. (101) leugnet weiterKZ-Wachmann will Landarbeiter gewesen sein

Josef F. im Gerichtssaal

Foto: Olaf Selchow

Nicht einmal das! Stattdessen gibt der Angeklagte an, u. a. Landarbeiter gewesen zu sein: „Hab auf einem großen Gut in der Nähe des Umsiedlungslagers von Pasewalk gearbeitet.“ Bei einem Bauern will der gelernte Schlosser und Hufschmied Pferde beschlagen haben.

Später, im Frühjahr 1945, als die russische Armee von Osten vorrückte, will er dem Aufruf der Mobilmachung in der Zivilbevölkerung gefolgt sein.

Richter Udo Lechtermann (66): „Haben Sie da erst eine Uniform und eine Waffe bekommen? Zum ersten Mal?“ „Nein“, sagt Josef S., „nicht mal das. Einen Spaten habe ich bekommen, ich habe jeholfen, Schützengräben auszuheben. Erde geschaufelt und Bäume gefällt.“ In Kolberg sei das gewesen, „bis die Russen alle verhaftet haben, Hände hoch! Und dann ins Jefängnis“.

Wie passt das zum Bescheid der DDR-Rentenversicherung, den der Richter vorliest? Darin schreibt Josef S.: „In den Jahren 1941 bis 1945 Kriegs- und Wehrdienst.“

Heute behauptet er: „Die haben das doch vor die Nase jeschoben, habe nur unterschrieben, ohne zu lesen. Ich erinnere mich nicht daran, dass ich das angegeben habe.“

Vergessen. Verdrängen. Leugnen. Vorschlag von Nebenkläger-Anwalt Walther: Eine Psychologin und weitere Sachverständige sollen beweisen, dass sich der Angeklagte eine Scheinwelt aufgebaut hat.

Das Gericht entschied noch nicht darüber – auch nicht über Walthers Antrag, Birgit S. (62), Tochter des Angeklagten und in der DDR eine berühmte Olympia-Ruderin, als Zeugin zu laden.

Eine Quelle: www.bild.de

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