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Ingo Appelt: „Nena und Xavier sind bekloppt“

Ingo Appelt: „Nena und Xavier sind bekloppt“

Comedian Ingo Appelt fühlt sich dem Quatsch Comedy Club eng verbunden Auch weil seine Ehefrau Sonia Guha Thakurta dort als Barchefin arbeitet
Foto: picture alliance/dpa

Als es Shitstorms noch gar nicht gab, hatte er sie längst. Ingo Appelt (54), Comedian mit Mephisto-Frisur und grenzenlosem Mundwerk, erlebte schon früh in seiner Karriere, was es bedeutet anzuecken.

Ab Sonntag moderiert er einmal im Monat die Show „Hot Shot“. Die B.Z. sprach mit ihm.

B.Z.: Herr Appelt, wie haben Sie das letzte Jahr durchlebt?

Ingo Appelt: Dank Corona nicht so toll – das war schon ein bisschen doof. Ich bin ja in erster Linie Live-Künstler, Fernsehen mache ich nur nebenher. Und live ging ja gar nichts. Ich war neun Monate applaustechnisch untervögelt. Das war schon eine harte Zeit.

Ersatzbefriedigungen?

Ich habe viel gekocht, bin viel in der Metro einkaufen gegangen. Ich besitze jetzt einen Weinkühlschrank mit zwei Klimazonen, eine Eiswürfelmaschine und eine Popcornmaschine. Mein Tipp übrigens: Mit der kann man auch Kaffee rösten. Ich habe ganz neue Tätigkeitsfelder für mich entdeckt. Ich habe natürlich auch Filmchen von zu Hause gedreht.

Aber das hat mich genervt. Mittlerweile nervt mich das Kochen, obwohl ich bei uns eigentlich der Küchenchef bin. Aber ich mag nicht mehr kochen, ich kann es nicht mehr sehen. Ich will wieder auftreten.

Sie hatten gerade einige Auftritte.

Anderthalb Wochen war ich auf Tournee. Aber es kommen natürlich noch nicht so viele Zuschauer, wie wir es vorher gewohnt waren. Es kommen nur die Geimpften. Comedy und Kabarett sind nicht so Querdenkeraffin.

Überrascht Sie die Spaltung der Gesellschaft während Corona?

Menschen sind halt so. Es macht ja auch Spaß, dagegen zu sein. Man sieht es überall. Beim Brexit, bei Trump. Die Bevölkerung spaltet sich gern in die eine und die andere Hälfte. Ich bocke ja auch gern und bin gegen irgendwas.

Ach wirklich?

Natürlich. Aber ich habe die Bühne. Früher habe ich mich mit meiner Ex-Frau gestritten und bin dann auf die Bühne und habe dort meiner Wut freien Lauf gelassen. Und das ist wichtig. Es fehlt unserer Gesellschaft eine Streitkultur – etwas in den Raum reinzuschnauzen, sich umdrehen und gehen und gar nicht mehr zuhören, was der andere sagt, das ist eine Unkultur.

Hatten Sie die Nase von den Corona-Maßnahmen auch voll?

Es ist so: Die Prostituierten und ich dürfen als letztes wieder ran an die Arbeit. Das finde ich unfair. In Bayern habe ich in einem Biergarten gespielt. Da durften Tagsüber zehn Leute ohne Maske am Tisch sitzen, und dann ging meine Veranstaltung los, dann durften es nur noch vier Gäste am Tisch mit Maske sein. Da merkst Du: Sie f….. uns richtig ins Knie. Dabei halte ich mich für systemrelevant.

Nena hat sich neulich von der Bühne gegen die Maßnahmen ausgesprochen.

Ingo Appelt: „Nena und Xavier sind bekloppt“

Xavier Naidoo provozierte mit Corona-Verschwörungserzählungen und Holocaust-Leugnungen (Foto: VOX)

Nena und Xavier sind bekloppt. Ich kenne die alle ja schon ewig. Die sind zu mimosenhaft. So wie Helge Schneider, als er sein Konzert abgebrochen hat, weil er keinen Kontakt zu den Leuten hatte. Ich habe da eine viel konsequentere Dienstleisterhaltung.

Ich bin dazu da, um die Menschen zu amüsieren. Ich spiele auch vor 70 Leuten, damit es stattfindet, und ich halte mich an die Regeln, damit die Leute sicher sind. Und ich bin durchgeimpft.

Und die Zuschauer?

Die Leute sind auch froh, das merkst Du deutlich. Sie saugen das richtig auf. Ich habe noch nie so viel Dankbarkeit abbekommen. Es ist alles ein bisschen privater, das hat auch was für sich. Aber leben können wir davon auf Dauer nicht. Sonst muss ich mit den Kollegen wie die Zeugen Jehovas von Tür zu Tür ziehen und den „Lachturm“ verkaufen.

Mir fehlt die Interaktion mit dem Publikum. Mir fällt nichts Neues ein, wenn ich allein zu Hause sitze. Ich brauche das Publikum als Interaktionsbearbeitungsmaterial.

Moderieren Sie darum nun die Newcomer Show „Hot Shot“ im Quatsch Comedy Club, statt allein aufzutreten?

Man hat mich gefragt und grundsätzlich ist mir der Quatsch Club eine Herzensangelegenheit, für den tue ich alles. Weil meine Frau da als Barchefin arbeitet, weil ich da gerne bin, ich habe auch eine Trophäe hier „25 Jahre Quatsch Club“. Frag nicht immer, was der Quatsch Club für Dich tun kann, frag was Du für den Quatsch Club tun kannst!

Ihre Meinung zum Gendern?

Hör mir auf damit, das ist doch furchtbar, das ist alles so eine akademische abgehobene Kacke! Natürlich hat es seinen Sinn, aber der ganze Hass kommt auch nicht aus dem Sprechen, sondern vom Schreiben. Bei Facebook und Twitter. Ich glaube, wenn ich meine Texte ausschließlich geschrieben hätte, hätte es das „f…..“-Schild nicht gegeben. Die Leute sind so getriggert, so aufgeheizt.

Mario Barth.

Mario ist in dem, was er macht, super. Wir sind natürlich alle neidisch, darum wird er angehasst. Ich kenne ihn noch aus der Zeit, als er ganz klein war. Er ist eben sehr ehrgeizig, in dem was er tut.

 Sie sind seit 37 Jahren SPD-Mitglied. Noch immer gern?

Ich bin nicht in die SPD, weil ich Sozialdemokrat bin, sondern weil ich schon immer gegen die CDU war. Aber ich bin loyal. Ich fahre auch immer noch VW, mein erstes Auto war ein Golf, und ich trinke noch immer dasselbe Bier.

Ihre politische Analyse?

Ich war sieben Jahre in der politischen Jugendarbeit, ich weiß, dass wir alle politisch viel zu desinteressiert sind. Wir sind nicht organisiert, sehr wankelmütig, sehr frustriert. Die Menschen sind voller Hass, Wut und Frustration. Es ist grundsätzlich ein Riesenproblem, dass die Menschen von Parteien sehr viel erwarten und nicht bereit sind, etwas dafür zu leisten.

In Deutschland sind nur 1,7 Prozent der Wahlberechtigten Mitglieder in einer Partei, da sind mehr Leute in Schützenvereinen. Ich glaube, die Politik muss sich ein neues Modell einfallen lassen.

Eine Quelle: www.bz-berlin.de

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