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Immer höhere Preise : Wie viel Geld Berliner durch die Inflation verlieren

Eine Studie zeigt, wie viel mehr man in Berlin inzwischen ausgeben muss. Es ist fraglich, ob mit der Kostensteigerung bald Schluss ist.

Immer höhere Preise : Wie viel Geld Berliner durch die Inflation verlieren

Der Einkauf wird teurer – das merken wohl alle Berliner im Supermarkt.Hauke-Christian Dittrich/dpa

Die Inflation in Deutschland verharrt auf hohem Niveau. Mit 7,5 Prozent lag die Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahr im Juli aber leicht unter dem Juni-Wert von 7,6 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Mit Blick auf den Vormonat waren die Preise der Schätzung zufolge im Schnitt 0,9 Prozent höher.

Erneut waren Energie mit einem Plus von 35,7 sowie Lebensmittel (+14,8 Prozent) im Vergleich zum Juli 2021 die stärksten Kostentreiber. Die höheren Verbraucherpreise sind auf höherer Produktionskosten infolge des Ukraine- Krieges zurückzuführen, so die Statistiker. „Hinzu kommen die preistreibenden Effekte unterbrochener Lieferketten infolge der Corona-Pandemie.“

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Doch ist der Höhepunkt der Inflation nun erreicht? Eine aktuelle Studie des Ifo-Instituts nährt diese Hoffnung. Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden drei Monaten ihre Preise erhöhen wollen, sei im Juli das dritte Mal in Folge gesunken, erklärte das Institut am Donnerstag unter Verweis auf eine Umfrage. „Die Preise dürften zwar weiter steigen, allerdings wird sich das Tempo verlangsamen“, erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Wirtschaftszweigen.

Während die Preiserwartungen etwa im Baugewerbe, in der Industrie und im Gastgewerbe spürbar sanken, ist im Lebensmitteleinzelhandel „noch kein Ende der spürbaren Verteuerung in Sicht“, erklärte das Ifo-Institut. Wie bereits in den Vormonaten hätten alle befragten Händler angegeben, ihre Preise anheben zu wollen.

Nestlé erhöht die Preise

Ein Beispiel dafür ist Nestlé. Der Hersteller von Nespresso, KitKat und Perrier teilte am Donnerstag mit, seine Preise im ersten Halbjahr um durchschnittlich 6,5 Prozent angehoben zu haben. Der Nahrungsmittelkonzern wolle mit den Erhöhungen die „beispiellose“ Verteuerung der Rohstoff-, Verpackungs-, Fracht- und Energiekosten abfedern. Die Umsatzprognose erhöhte Nestlé deshalb am Donnerstag, die Marge sowie der Gewinn fiel allerdings geringer als erwartet aus.

Und auch ein Blick in die Daten des Statistischen Bundesamtes legt nahe, dass die Zeiten hoher Inflationsraten noch nicht vorbei sind. „Sondereffekte wie die Auswirkungen des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts sind in den Ergebnissen enthalten“, heißt es dort. Wenn diese Entlastungen Ende August wieder wegfallen, steigen auch die Verkehrskosten in Deutschland wieder an.

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Wie genau sich all das auf die Portemonnaies der Berliner auswirkt, hat das Pestel-Institut ausgerechnet. Die im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegenen Preise für Energie und Lebensmittel dürfte jeden Berliner Privathaushalt in diesem Jahr im Schnitt 908 Euro an Kaufkraft kosten, geht aus einer Kaufkraftanalyse hervor, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Zum Vergleich: Diese Summe wäre höher als die, die Berlinerinnen und Berliner beim vergangenen Weihnachtsfest statistisch in Geschenke investiert haben. Nach Angaben des Datendienstes Statista waren dies laut Umfragen 458,50 Euro zum vergangenen Fest.

Lohn-Preis-Spirale in der Gastronomie?

Der Pestel-Studie zufolge, die im Auftrag Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für das Land Berlin durchgeführt wurde, wird die Bevölkerung Berlins in diesem Jahr rund 1,79 Milliarden Euro an Kaufkraft verlieren – vorausgesetzt, die bisherige Teuerungsrate zieht nicht noch weiter an. Teilt man die 1,79 Milliarden Euro Kaufkraftverlust auf 1,97 Millionen Privathaushalte der Hauptstadt ergibt sich ein statistischer Kaufkraftverlust von knapp 909 Euro für das Gesamtjahr 2022.

Immer höhere Preise : Wie viel Geld Berliner durch die Inflation verlieren

Der Energieverbrauch trägt am meisten zur Inflationsrate bei.imago images/robertkalb photographien

Es gilt zu beachten, dass es sich um einen Durchschnittswert handelt. Die Gewerkschaft NGG dürfte die Studie als Argumentationshilfe für künftige Tarifverhandlungen nutzen. Erst diesen Monat hatte die Organisation mit der Bäcker-Innung in Berlin und Brandenburg Entgeltsteigerungen von mindestens 18 Prozent, in Einzelfällen sogar bis zu 44 Prozent durchsetzen. 14.000 Bäckerei-Beschäftigte der Region profitieren davon. Ihre Kunden müssen in diesem Jahr deshalb weitere Preissteigerungen in Höhe von rund zehn Prozent für Brötchen und Backwaren verkraften, wie die Bäckerinnung erklärte. So funktioniert die bei Volkswirten gefürchtete Lohn-Preis-Spirale.

Inflation trifft besonders arme Haushalte

Am Donnerstag wies die IGG darauf hin, dass die Menschen mit “schmalem Portemonnaie” besonders betroffen seien von der Inflation: In den knapp 882.000 Haushalten, in denen in Berlin Alleinerziehende und Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2000 Euro leben, beliefen sich die hochgerechneten Kaufkraftverluste – vom Heizen bis zum Einkauf im Supermarkt – bis Jahresende auf 553 Millionen Euro.

Eine im Juli vorgestellte volkswirtschaftliche Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) bestätigte im Kern die These, dass der Preisanstieg die Haushalte umso mehr belaste, je niedriger ihre Einkünfte sind. Demnach müssen die zehn Prozent der Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen, in diesem Jahr 5,3 Prozent mehr ihres Nettoeinkommens mehr aufwenden müssten, um den gleichen Konsum wie im Vorjahr zu realisieren. Mit steigendem Einkommen nehme die relative Mehrbelastung tendenziell ab: Für das oberste Zehntel liege die Mehrbelastung lediglich bei 1,1 Prozent.

Die Volkswirte vom DIW wiesen allerdings auf eine Besonderheit hin: Die staatlichen Maßnahmen helfen den einkommensschwächsten zehn Prozent, aber schon der Einkommensstufe darüber deutlich weniger. “Gerade die untere Mittelschicht benötigt mehr Entlastung, da deren finanzielle Spielräume für Einsparungen im Alltag nur sehr gering sind”, forderten die Ökonomen.

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Eine Quelle: www.tagesspiegel.de

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