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Mitarbeiter stehen an einem Tank, auf dem das Logo der Firma Gazprom zu sehen ist.

© Stoyan Vassev/Press service of Gazprom Neft via REUTERS

Update

Unternehmen nennt Ölleck als Grund: Gazprom nimmt Gastransport durch Nord Stream 1 nicht wieder auf

Ursprünglich sollte die Pipeline Nord Stream 1 ab dem Wochenende wieder Gas liefern. Nun kann angeblich die Funktionsfähigkeit nicht mehr gewährleistet werden.

Die Lieferung von russischem Gas nach Deutschland durch die Pipeline Nord Stream 1 bleibt nach Angaben von Gazprom für unbestimmte Zeit weiter unterbrochen. Als Grund nannte der russische Energiekonzern in einer Mitteilung am Freitagabend Reparaturarbeiten an einer Turbine, an der ein Ölleck aufgetreten sei.

„Bis zur Reparatur (...) ist die Lieferung von Gas via Nord Stream komplett eingestellt“, erklärte Gazprom.

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Die Gaslieferungen durch Nord Stream 1 waren bereits seit Mittwoch gestoppt. Gazprom hatte dafür turnusgemäße Wartungsarbeiten an einer Kompressorstation als Grund genannt. Die Gaslieferungen durch die Pipeline sollten eigentlich am Samstag wieder beginnen.

Nun teilte der Konzern mit, dass bei den Wartungsarbeiten an der Turbine festgestellt worden sei, dass Öl austrete. Das Leck sei bei einer gemeinsamen technischen Kontrolle mit Vertretern des deutschen Siemens-Konzerns gefunden worden. Siemens ist der Hersteller der Turbine.

LNG-Terminals gewinnen an Bedeutung

Das Ölleck sei an Kabeln entdeckt worden, die mit den Geschwindigkeitsmessern einer Turbinenschaufel verbunden seien, erklärte Gazprom. Im Onlinedienst Telegram veröffentlichte das Unternehmen ein Foto von Kabeln, die von einer bräunlichen Flüssigkeit verschmiert sind.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat am Abend daraufhin die Sicherheit der Gasversorgung betont. „Die Lage auf dem Gasmarkt ist angespannt, aber die Versorgungssicherheit ist gewährleistet“, erklärte eine Sprecherin am Freitagabend

Die jüngsten Meldungen von Gazprom habe man zur Kenntnis genommen, so die Sprecherin. „Wir kommentieren diese in der Sache nicht, aber die Unzuverlässigkeit Russlands haben wir in den vergangenen Wochen bereits gesehen und entsprechend haben wir unsere Maßnahmen zur Stärkung der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten unbeirrt und konsequent fortgesetzt. Dadurch sind wir jetzt wesentlich besser gerüstet als noch vor einigen Monaten.“

Nach der Ankündigung von Gazprom hat die Bundesnetzagentur indes die Bedeutung der deutschen Vorsorgemaßnahmen betont. „Angesichts der russischen Entscheidung, vorerst kein Gas über Nord Stream 1 fließen zu lassen, gewinnen die LNG Terminals, die relevanten Speicherstände und signifikante Einsparnotwendigkeiten an Bedeutung“, twitterte Behördenpräsident Klaus Müller am Freitag.

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„Gut, dass Deutschland inzwischen besser vorbereitet ist, jetzt kommt es aber auf jede/n an“, so Müller weiter. Das weitaus meiste Erdgas erhält Deutschland inzwischen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien.

So flossen am Donnerstag nach Angaben der Bundesnetzagentur rund 2900 Gigawattstunden Erdgas aus diesen Ländern nach Deutschland. Zum Vergleich: Am Montag, dem letzten Tag vor der angekündigen Lieferreduktion, transportierte Nord Stream 1 rund 348 Gigawattstunden russisches Erdgas.

Die eingespeicherte Menge betrug zuletzt immer ein Mehrfaches dieser Liefermenge aus Russland. So wurden etwa am Dienstag 965 Gigawattstunden Erdgas in Deutschland eingespeichert.

Die Gasspeicher seien zu 84,3 Prozent gefüllt, führte auch die Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums aus. „Das Oktober-Speicherziel von 85 Prozent dürfte daher schon in den ersten Septembertagen erreicht sein.“ Auch bei der Versorgung über andere Lieferwege als russische Pipelines und neue Anlandekapazitäten für Flüssiggas komme man gut voran.

Europäische Kommission spricht von falschen Vorwänden

Die Europäische Kommission hat Gazprom indes vorgeworfen, den Gasfluss wegen falscher Vorwände aufzuhalten. „Die Ankündigung von Gazprom von heute Nachmittag, Nord Stream 1 erneut unter falschen Vorwänden stillzulegen, ist ein weiterer Beleg seiner Unzuverlässigkeit als Lieferant“, schrieb ein Sprecher der EU-Kommission am Freitagabend auf Twitter.

Es sei auch ein Beweis für den Zynismus Russlands, da es vorziehe, Gas zu verbrennen statt Verträge zu erfüllen.

Siemens Energy teilte zu den von Gazprom gemeldeten Defekten mit: „Als Hersteller der Turbinen können wir lediglich feststellen, dass ein derartiger Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt.“ Leckagen beeinträchtigten im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht. Siemens Energy sei aktuell nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt.

„Unabhängig davon, haben wir bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen“, teilt das Unternehmen mit.

Der Kreml hatte am Freitagmorgen bereits erklärt, dass die Funktionsfähigkeit von Nord Stream durch einen Ersatzteilmangel „bedroht“ sei, der auf die vom Westen verhängten Sanktionen wegen der russischen Offensive in der Ukraine zurückzuführen sei. Die Verlässlichkeit „des ganzen Systems“ sei dadurch gefährdet, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. (AFP)

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