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Die US-Börsen sind vom Krieg bislang wenig beeinflusst. Anders sieht es in Europa und China aus.

© Michael Nagle/XinHua/dpa

Stimmungsindex bricht ein: An den Börsen jagt eine Hiobsbotschaft die andere

Während in der Ukraine Krieg herrscht und Chinas Märkte abstürzen, bereitet die US-Notenbank Zinserhöhungen vor. Für Aktionäre sieht es schlecht aus.

Seit 1991 misst das Börsenbarometer des Forschungsinstituts ZEW die Stimmung an den Aktienmärkten. Mit einem Wert von minus 63,9 Punkten war die Lage während der Finanzkrise 2008 am schlechtesten. Im zurückliegenden Februar war man mit 54,3 Punkten weit davon entfernt.

Doch der Ausbruch des Krieges hat Börsenstimmung so stark einbrechen lassen wie nie zuvor. In der aktuellen März-Umfrage fiel das Barometer um 93,6 Punkte im Vergleich zum Vormonat – ein Rekord. Mit einem Wert von Minus 39,3 Punkten scheint ein baldiger Aufwärtstrend nicht absehbar. „Die einbrechenden Konjunkturerwartungen gehen einher mit extrem steigenden Inflationserwartungen“, sagt ZEW-Präsident Achim Wambach. „Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher.“

Fed steuert auf höhere Zinsen zu

Tatsächlich sucht man gute Nachrichten auf dem Parkett derzeit vergeblich. Auch auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch blicken Experten mit gemischten Gefühlen. Einerseits wird eine Zinserhöhung angesichts der US-Inflation von 7,9 Prozent im Februar als unumgänglich angesehen. Andererseits könnte die lahmende Weltwirtschaft billiges Geld gut gebrauchen.

Da die amerikanischen Konjunktur bislang von den Folgen des Krieges in der Ukraine weniger hart getroffen wurde als die europäische, gehen Analysten davon aus, dass die Fed bei ihrer Linie der Zinserhöhungen bleiben wird. Eine Erhöhung des Leitzins um 0,25 Prozentpunkte steht im Raum.

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„Der enge Arbeitsmarkt und die Gefahr einer sich schneller drehenden Lohn-Preis-Spirale erhöhen die Inflationsrisiken. Für die Fed ist es also höchste Zeit zu reagieren“, mahnt etwa die KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. „Für die Fed wird die Preisentwicklung zu einem immer größeren Problem, meint auch Commerzbank-Ökonom Weidensteiner.

Chinas Börsen stürzen ab

Für schlechte Stimmung an den Börsen sorgt auch der Blick nach China. Der Hang Seng Index hat seit Mitte Februar rund ein Viertel seines Wertes eingebüßt. Das Verhältnis zwischen Kurs- und Buchwert der gelisteten Firmen ist mit 0,7 auf einem Rekordtief. Der dazugehörige Tech-Index verzeichnete am Dienstag den höchsten Tagesverlust seiner Geschichte.

Es ist nicht nur die unklare Rolle Chinas im Ukraine-Krieg, der die Börsen der Volksrepublik einbrechen lässt. Es ist vor auch der größte Corona-Ausbruch seit zwei Jahren in China. Mehrere Millionenstädte, darunter die Tech-Metropole Shenzhen und der Industriestandort Changchun, stehen unter Lockdown. Und hinzu kommt Sorge um weitere Regulierung.

Der Tech-Konzern Tencent soll laut dem „Wall Street Journal“ mit seinem Bezahlservice WeChat Pay Regularien der chinesischen Zentralbank missachtet. Nun droht eine Rekordstrafe. Die Analysten von JP Morgan Chase & Co. haben mindestens zehn chinesische Internetaktien, darunter JD.com, Alibaba und Tencent, auf „verkaufen“ herabgestuft. Sie bezeichneten die Werte als kurzfristig „nicht investierbar“. Verhärtet sich diese Einschätzung, ist bei der Börsenstimmung noch Potential nach unten.

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