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Experten prognostizieren die schwerwiegendes Gefahren der nächsten 10 Jahren im Bereich Klima und Umwelt.

© Noah Berger/AP/dpa

Risikobericht des Weltwirtschaftsforums: Klimakrise und soziale Gräben – Experten blicken pessimistisch in die Zukunft

Wenn Politik und Wirtschaft beim Klimaschutz versagen, drohen die größten Gefahren für die Menschheit. Davor warnen Experten im diesjährigen Risikobericht.

Von Corinna Cerruti

Klimakrise, soziale Gräben, wachsende Cyberrisiken und eine ungleichmäßige Erholung der Volkswirtschaften, während die Pandemie weiter andauert: Das Weltwirtschaftsforum (WEF) warnt in seinem Risikobericht vor einer Reihe von Gefahren für die Menschheit. Expert:innen riefen die internationale Gemeinschaft zu mehr Zusammenarbeit auf, um die kommenden Bedrohungen abzuwenden.

Dem Bericht zufolge finden sich die größten Risiken der nächsten zehn Jahre vor allem im Bereich Klima und Umwelt. An der Spitze stehen das Scheitern des Klimaschutzes, extreme Wetterereignisse sowie das Artensterben. Weiterhin stehen menschlich verursachte Umweltschäden und die Ressourcenkrise auf der Liste.

Darauf folgen soziale Probleme. Expert:innen warnen davor, dass der soziale Zusammenhalt schwinden könnte und die Lebensgrundlage vieler Menschen gefährdet sein wird. Weiterhin nennen sie Infektionskrankheiten, Schuldenkrisen sowie globale ökonomische Konflikte.

Die Stiftung Weltwirtschaftsforum (WEF) veröffentlicht jedes Jahr eine Analyse der wahrscheinlich größten Bedrohungen der Weltgemeinschaft. Dazu befragt sie jährlich rund 1000 Entscheidungsträger:innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nach ihren Einschätzungen. Im vergangenen Jahr nannte sie an erster Stelle den Klimawandel.

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Peter Giger, Risikovorstand der Zurich Insurance Group, mahnte: „Die Klimakrise bleibt die größte langfristige Bedrohung für die Menschheit.” Unterlassene Maßnahmen gegen den Klimawandel könnten das globale Bruttoinlandsprodukt um ein Sechstel schrumpfen lassen und die auf der UN-Klimakonferenz eingegangenen Verpflichtungen reichen nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.

„Es ist nicht zu spät für Regierungen und Unternehmen, auf die Risiken zu reagieren, denen sie ausgesetzt sind”, sagt Giger.

Soziale und gesundheitliche Probleme in der Corona-Krise vordergründig

Für den Bericht wurden die Expert:innen auch nach den aus der Corona-Krise resultierenden Gefahren befragt. „Schwindender sozialer Zusammenhalt”, „existentielle Krisen” und „Verschlechterung der psychischen Gesundheit“ sind dem Risikobericht zufolge die drei größten Gefahren, die sich durch die Corona-Krise weltweit am stärksten verschlechtert haben.

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Diese gesellschaftlichen Narben erfordern die volle Aufmerksamkeit der Politik, so die Analyse, wodurch Ressourcen für globale Herausforderungen fehlen.

Zudem wurden mögliche Schuldenkrisen für die nächsten zwei Jahre als unmittelbare Bedrohung für die Welt identifiziert. Die Befragten Expert:innen glauben jedoch, dass diese Krisen ihren kritischsten Punkt in drei bis fünf Jahren erreichen werden.

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Staatliche Eingriffe, wie Einkommen zu schützen, Arbeitsplätze zu erhalten und Unternehmen über Wasser zu halten, waren von entscheidender Bedeutung. Die Expert:innen warnen aber auch vor der nun hohen Schuldenlast. Viele öffentliche Haushalte seien angespannt, obwohl die Finanzierung der Klimawende noch anstehe.

„Digitale Ungleichheit“ wird als unmittelbare Bedrohung für die Welt angesehen, da drei Milliarden Menschen weiterhin offline bleiben. Dem Bericht zufolge konnten viele Länder und Branchen schnell auf neue Formen des Kommunizierens und Arbeitens zugreifen und sich nahtlos an diese anpassen.

Dieser digitale Sprung machte Politik und Wirtschaft auch angreifbarer. Die Entscheidungsträger:innen warnen in dem Bericht vor mehr Cyberattacken. Sie glauben, dass Sicherheitsfehler die digitalen Systeme der Welt in den nächsten zwei Jahren und weniger in drei bis fünf Jahren weiter herausfordern werden.

Hohe globale Impfquote unabdingbar

In dem Risikobericht wird deutlich, dass eine wirtschaftliche Erholung auch von einer hohen weltweiten Impfquote abhängig ist. Eine stärkere Ausbreitung von COVID-19 in Ländern mit niedrigem Impfschutz als in Ländern mit hohem Impfschutz wird die Verfügbarkeit und Produktivität der Mitarbeiter:innen belasten, Lieferketten stören und den Verbrauch schwächen.

Im Januar dieses Jahres sind gerade mal 4,3 Prozent der Bevölkerung aus Niedriglohnländern vollständig geimpft. Zum Vergleich: In Ländern mit hohen Einkommen sind es fast 70 Prozent. Die Störung durch die Pandemie hat jedoch in Ländern mit hoher Impfquote auch stärkere Anreize geschafft, Lieferketten widerstandsfähiger zu machen und nicht mehr nur Kosten zu minimieren.

Nur einer von sechs Experten optimistisch

Insgesamt blicken die befragten Expert:innen düster in die Zukunft: Nur eine:r von sechs gibt sich optimistisch und nur ein:r von zehn glaubt, die weltweite wirtschaftliche Erholung von der Pandemie wird sich weiter beschleunigen. Dagegen gehen die meisten davon aus, dass die Wirtschaft in den nächsten drei Jahren volatil bleiben und sich nur unregelmäßig erholen werde.

Vor der Coronapandemie fand die jährliche WEF-Tagung im Schweizer Wintersportort Davos statt.
Vor der Coronapandemie fand die jährliche WEF-Tagung im Schweizer Wintersportort Davos statt.

© REUTERS/Arnd Wiegmann

Gesundheits- und wirtschaftliche Störungen verschärfen die sozialen Kluften. Dies führt zu Spannungen in einer Zeit, in der die Zusammenarbeit innerhalb der Gesellschaften und zwischen der internationalen Gemeinschaft von grundlegender Bedeutung sein wird, um eine gleichmäßigere und schnellere globale Erholung zu gewährleisten“, sagte Saadia Zahidi, Managing Director des World Economic Forum.

Sie appellierte an die Führungskräfte dieser Welt, zusammenzuarbeiten und dabei unterschiedliche Interessen zu vereinen, um die Welt vor der nächsten Krise widerstandsfähiger zu machen.

Normalerweise erscheint der Bericht zur WEF-Jahrestagung in Davos. Das Treffen findet - wie schon im vergangenen Jahr - wegen der Corona-Pandemie nicht wie üblich Ende Januar im Schweizer Wintersportort Davos statt. (mit dpa)

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