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Schneller geht nicht: Ein Bugatti „La Voiture Noire" ist ein hübsches Zweitauto für Millionäre.

© picture alliance/dpa

Mate Rimac führt künftig Bugatti: Ein Hyperauto für zwei Millionen Euro

Der kroatische E-Fahrzeuge-Pionier Rimac und Porsche bilden ein Joint-Venture mit Bugatti. Das Ziel: Einen elektrischen Spitzensportwagen entwickeln.

Was würde Ferdinand Piëch dazu sagen? Der große Autokonstrukteur und Konzernstratege hatte als VW-Chef 1998 die Marke Bugatti gekauft, damit von der Strahlkraft des berühmten Rennwagens ein wenig auf den biederen Volkswagen-Konzern falle. Piëch ist seit zwei Jahren tot – und Bugatti wird kroatisch. Ein bisschen jedenfalls. Die VW-Tochter Porsche und der erst 31-jährige E-Auto- Tüftler Mate Rimac gründen zusammen einen neuen „Hypercar“-Hersteller mit dem Namen Bugatti-Rimac. An dem Joint-Venture halten Rimac 55 Prozent und Porsche 45 Prozent der Anteile. Porsche ist zudem mit 24 Prozent an Rimac beteiligt, im vergangenen März erst wurde der Anteil für 70 Millionen Euro von 18 auf 24 Prozent aufgestockt.

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Vor dem Krieg nach Frankfurt geflohen

Mate Rimac, hier und da als Elon Musk vom Balkan tituliert, hat es in wenigen Jahren zu einem der bekanntesten Entwickler sogenannter Hypercars mit mehr als 1000 PS gebracht, die ähnlich wie die Bugattis in Handarbeit entstehen und einen siebenstelligen Betrag kosten. Der Autofreak aus Bosnien und Herzegowina verbrachte die 1990er Jahre in Frankfurt (Main), wohin seine Familie wegen des Jugoslawien-Kriegs geflohen war. Im Jahr 2000 kehrten die Rimacs ins heutige Kroatien zurück.

Als Jugendlicher das erste Auto gebaut

Mate Rimac baute als Jugendlicher den Elektromotor eines Gabelstaplers in seinen 3er BMW ein und tunte das Fahrzeug bis auf 600 PS. Die Zeitschrift „Automobilproduktion“ nannte ihn einen „Elektro-Frankenstein“. Vor zwölf Jahren habe er seine Firma in einer kleinen Garage gegründet, sagte  Rimac während einer Pressekonferenz mit Porsche-Chef Oliver Blume am Montag. Auf der IAA 2013 stellte Rimac seinen ersten E-Sportwagen mit 1000 PS vor. In den folgenden Jahren richtete er sich als Entwicklungsdienstleister und Speziallieferant für die etablierte Autoindustrie ein. Parallel dazu baute Rimac mit seinen Leuten in der Nähe von Zagreb acht „Rimac C One“, jeweils mit mehr als 1000 Elektro-PS und über 350 km/h schnell zum Stückpreis von rund zwei Millionen Euro. Viel mehr Exklusivität geht nicht – es sei denn bei Bugatti. Mindestens 2,4 Millionen Euro kostet ein Bugatti Chiron – dafür bekommt der Fahrer 1500 Pferdestärken.

Den Rimac Nivera gibt es schon für zwei Millionen Euro.
Den Rimac Nivera gibt es schon für zwei Millionen Euro.

© imago images/Future Image

Kürzlich machte einer dieser Rennwagen Schlagzeilen auf der britischen Insel, weil ein Jaguar aufgefahren war. Die Beschädigung der Bugatti-Heckschürze hielt sich in Grenzen, jedenfalls auf den ersten Blick: Der Schaden sollte sich auf rund 100 000 Euro belaufen. Die Ersatzteile aus dem elsässischen Molsheim kommen eben nicht von der Stange.

Bugatti wurde 1909 gegründet

Ettore Bugatti hatte die Autofabrik 1909 in Molsheim gegründet und bald zu einer Größe im Rennsport gemacht. Ein Bugatti gewann den ersten Grand Prix von Monaco. Heute fährt Christiano Ronaldo einen Bugatti Veyron, der 2005 mit 1001 PS auf den Markt gekommen war und mit einer Spitzengeschwindigkeit von 407 km/h einen Formel 1-Rennwagen abhängt. Der erste Bugatti unterm VW-Konzerndach kostete damals eine Million Euro. Der Veyron wurde mit 16 Zylindern, vier Turboladern, acht Litern Hubraum und einem bis zu 70 000 Euro teuren Getriebe in Molsheim gebaut.

490 km/h fährt ein Bugatti

Die Marke Bugatti „steht für äußerste technologische Leistung und (das) Streben nach höchster Qualität, Einzigartigkeit und Perfektion“, heißt es in einer Selbstbeschreibung. Auf den Veyron folgte der 1500 PS starke Chiron mit Derivaten, darunter der Chiron Super Sport 300+, der 2019 einen Geschwindigkeitsweltrekord von 490 km/h aufstellte.

Mate Rimac, gerade mal 31 Jahre alt, gründete vor zwölf Jahre seine erste Firma. Aus Leidenschaft für die Performance des E-Autos.
Mate Rimac, gerade mal 31 Jahre alt, gründete vor zwölf Jahre seine erste Firma. Aus Leidenschaft für die Performance des E-Autos.

© KL-Photo

Spekulationen über das nachlassende Interesse der Wolfsburger VW-Führung an einem Verbleib von Bugatti im Zwölf-Marken-Konzern gibt es seit längerem; VW verdiente kaum Geld mit dem Luxusauto. Die VW-Tochter Porsche wiederum war 2018 als Investor bei dem jungen Technologieunternehmen Rimac eingestiegen und hat im September 2019 seine Anteile auf 15 Prozent aufgestockt. Anlässlich der Erhöhung auf 24 Prozent hieß es kürzlich bei Porsche, Mate Rimac und sein Team seien auf dem besten Weg, „ein Tier-1- Lieferant für Porsche und andere Hersteller im Hochtechnologie-Segment zu werden.“

Rimac ist schneller als die Etablierten

Porsche-Chef Blume erläuterte am Montag die Dynamik des jungen kroatischen Spezialisten im Vergleich zu einem Konzern: Porsche habe Rimac gebeten, den Panamera-Hybrid zu untersuchen. „Wir waren absolut begeistert, in welcher Geschwindigkeit Besserungsvorschläge kamen“, sagte der Porsche-Chef über den kroatischen Partner.

In das neue Gemeinschaftsunternehmen bringe Bugatti „eine traditionsreiche Marke, ikonische Produkte, eine treue Kundenbasis und ein weltweites Händlernetz ein“. Rimac wiederum habe eine „große Innovationskraft auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der Elektromobilität“ und steuere neben der Technologie „neue Denkansätze für die Entwicklung und Organisation bei“.

Verbindung aus Tradition und Technologie

Mate Rimac wiederum freute sich über das „völlig neue Niveau“, auf das seine Firma durch das Joint-Venture mit der weltbekannten Firma aus Zuffenhausen gehoben werde. Rimac habe sich als „Branchenpionier für elektrische Technologien etabliert“, und Bugatti habe mehr als einhundert Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Spitzenfahrzeugen. Die Partnerschaft verbinde also Tradition mit neuen Technologien. Rimac kündigte einen Bugatti mit elektrischem Antrieb in absehbarer Zeit an. „Viele werden überrascht sein, was wir so alles machen“, sagte der Chef des Joint-Ventures.

Porsche will vom Start-up profitieren

Der Gründer hält noch 37 Prozent an seinem Unternehmen, neben den 24 Prozent von Porsche liegen weitere zwölf Prozent beim koreanischen Hyundai-Konzern und schließlich 27 Prozent bei anderen Investoren. Porsche-Finanzchef Lutz Meschke sagte, die Stuttgarter hätten nie die Absicht gehabt, die Mehrheit an der neuen Bugatti-Rimac zu übernehmen. Vielmehr wolle man von der Start-up-Kultur des Unternehmens aus Zagreb profitieren. Die Kosten für die Entwicklung eines Hypercars seien bei einem etablierten Hersteller zwei- bis dreimal so hoch wie bei Rimac, sagte Meschke. Das neue Joint-Venture wird 430 Mitarbeiter haben – gut 300 am Firmensitz in Zagreb und 130 in Molsheim.

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