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Neue Geschäft gab es im vergangenen Jahr seltener als noch 2019.

© IMAGO / MiS

KfW-Report zum Coronajahr: Gründerinnen kommen mit der Krise besser klar als Gründer

Die Zahl der Existenzgründungen sinkt in der Pandemie deutlich. Doch das gilt nicht für alle Bereiche – und nicht für alle Geschlechter

Für Gründer stellt die Coronakrise ein erhebliches Hindernis dar. Gründerinnen kommen mit den besonderen Bedingungen hingegen besser klar. So jedenfalls könnte man die am Dienstag präsentierten Zahlen des Gründungsmonitors der staatlichen Förderbank KfW interpretieren. Während die Zahl der Existenzgründungen von Männern um 58.000 auf 332.000 sank, nahm der Wert bei Frauen nur leicht um 10.000 ab und lag damit im vergangenen Jahr bei 205.000.

„Frauen hielten häufiger an Gründungen fest und passten ihre Geschäftsidee in der Krise an“, erläuterte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Das Ergebnis ist laut der KfW-Mitteilung dennoch „überraschend, denn Studien zufolge waren gerade selbständige Frauen besonders stark von negativen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen und mussten häufiger als Männer mit Umsatzverlusten, Existenzsorgen und Einschränkungen des Lebensstandards umgehen“.

Insgesamt rutschte die Zahl der Vollerwerbsgründungen im vergangenen Jahr auf 201.000 ab. Das entspricht einem Minus von 12 Prozent zum Vorjahr. Auch im Nebenerwerb wurden 11 Prozent weniger Gründungen registriert. Die Coronakrise hat damit einen kurzen Aufwärtstrend rapide gestoppt. Im Vorkrisenjahr 2019 war die Zahl der Existenzgründungen erstmals seit fünf Jahren wieder gestiegen.

Kein Minus bei Start-ups

„Mit dem ersten Shutdown im Frühjahr 2020 wurde klar, dass die Pandemiebekämpfung harte, wenig planbare Maßnahmen verlangt“, erklären die KfW-Ökonomen in ihrem jährlichen Gründungsmonitor. „Das hat die wirtschaftliche Unsicherheit massiv erhöht.“ Im laufenden Jahr rechnen sie jedoch mit einem Aufwärtstrend: „Der konjunkturelle Aufschwung gibt Rückenwind und auch der Arbeitsmarkt dürfte eher positiv auf die Gründungstätigkeit wirken“, so Köhler-Geib. Zudem seien viele weit fortgeschrittene Vorhaben aufgrund der Pandemie verschoben worden.

Positiv ist aus Sicht der Ökonomin der Anstieg der so genannten Chancengründungen im Krisenjahr auf 80 Prozent (2019: 73 Prozent). „Viele Menschen haben gegründet, wenn sie eine Geschäftsgelegenheit gesehen haben und nicht aus der Not heraus.“ Der Anteil der Notgründungen sank auf ein Allzeittief. Dabei dürfte nach Einschätzung Köhler-Geibs insbesondere das erweiterte Kurzarbeitergeld eine Rolle gespielt haben.

Auf diesen Unterschied macht auch der Deutsche Start-up-Verband aufmerksam. „Aus unserer Sicht kann man aus der Entwicklung von Existenzgründungen nicht auf das spezielle Feld der Start-up-Neugründungen schließen“, sagte Franziska Teubert, Geschäftsführerin des Verbandes dem Tagesspiegel. Nach Zahlen der Analysten von Startupdetector ist die Zahl von neu angemeldeten Start-ups im vergangenen Jahr sogar um 13 Prozent gestiegen. „In diesem Bereich sehen wir eigentlich keinen Rückgang von Gründungen“, so Teubert. Im Gegenteil; gerade im Bereich der Digitalisierung, wo viele Start-ups ihr Glück suchen, habe die Krise Deutschlands Nachholbedarf offensichtlich gemacht.

Berlin an der Spitze

Im Vergleich der 16 Bundesländer ist das Gründungsgeschehen seit Jahren in Berlin am lebhaftesten. Nach KfW-Berechnungen begannen in der Bundeshauptstadt im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2020 von 10.000 Erwerbsfähigen jährlich 181 Personen eine selbstständige Tätigkeit. Neu auf Platz 2 liegt Hamburg (129 Existenzgründungen pro 10.000 Erwerbsfähige), vor Schleswig-Holstein (120) und Bayern (109).

Das im Vorjahr zweitplatzierte Brandenburg, das üblicherweise von der regen Gründungstätigkeit in Berlin profitiert, fiel coronabedingt auf den fünften Platz zurück (104 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige). Viele neue Jobs entstehen durch Existenzgründungen zumeist nicht: Wie im Vorjahr handelte es sich in 79 Prozent der Fälle im vergangenen Jahr um Sologründungen, die überwiegend keine zusätzlichen Beschäftigten haben.

Auch bei der Aufgabe des Geschäfts hinterließ die Pandemie Spuren. Etwa vier von zehn Gründerinnen und Gründern haben nach Erkenntnissen der KfW 2020 ihre selbstständige Tätigkeit binnen fünf Jahren nach Geschäftsaufnahme wieder beendet. Bei mehr als der Hälfte (56 Prozent) der Abbrüche war den Angaben zufolge die Corona-Krise entscheidend. Hauptgrund war Unwirtschaftlichkeit, aber auch persönliche Gründe spielten eine Rolle, wie beispielsweise eine Covid-19-Erkrankung.

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