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Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, warten im Nationalstadion in Warschau.

© Christoph Reichwein/dpa

Jobs für geflüchtete Ukrainerinnen: Studie zeigt Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt

Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung könnte die Zuwanderung ukrainischer Frauen den Fachkräftemangel verringern.

Die Zuwanderung ukrainischer Frauen könnte helfen, in Deutschland den Fachkräftemangel in akademischen, technischen und medizinischen Berufen zu verringern. Das ergab eine Untersuchung des zur Bundesagentur für Arbeit (BA)gehörenden Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am Mittwoch in Nürnberg vorgestellt wurde. 3,5 Millionen Menschen sind seit Kriegsbeginn aus der Ukraine geflüchtet, in Deutschland hat die Bundespolizei 238 932 Kriegsflüchtlinge gezählt. Mit der Anwendung der „Massenzustromrichtlinie“ hat die EU den Weg dafür frei gemacht, dass die Ankommenden unbürokratisch eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten und damit gleichzeitig die Berechtigung, hier zu arbeiten.

Der deutschen Wirtschaft kommt das gerade recht.

1,69 Millionen unbesetzte Stellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt

Der hiesige Arbeitsmarkt hat sich weitgehend erholt von den Folgen der Corona-Pandemie. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist hoch. Laut IAB sind 1,69 Millionen Stellen in Deutschland unbesetzt. Zwar stelle sich die Frage, ob das angesichts der Lieferengpässe und steigenden Energiepreise so bleiben werde, der Arbeitsmarkt habe sich aber in den vergangenen Jahren als recht stabil erwiesen, erklärten die Wissenschaftler.

Am Berliner Hauptbahnhof kommen Kriegsfluechtlinge aus er Ukraine an, DEU, Berlin, 12.03.2022 *** War refugees from Ukraine arrive at Berlin main station, DEU, Berlin, 12 03 2022
Am Berliner Hauptbahnhof kommen Kriegsfluechtlinge aus er Ukraine an, DEU, Berlin, 12.03.2022 *** War refugees from Ukraine arrive at Berlin main station, DEU, Berlin, 12 03 2022

© IMAGO/Jens Schicke

Verdrängungs- oder Konkurrenzeffekte gegenüber deutschen Beschäftigten oder Arbeitsuchenden seien nicht zu erwarten. Derartige Befürchtungen hätten sich auch bei der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter in der Vergangenheit nicht bestätigt. Aus den Daten der BA geht hervor, dass die deutschen Arbeitsmärkte für akademische, technische, medizinische und handwerkliche Berufe besonders angespannt sind. Das bedeutet: viel Nachfrage nach Mitarbeitern und wenig Angebot. In diesen Märkten könnten Geflüchtete leichter eine Anstellung finden und Engpässe verringert werden, so die IAB-Wissenschaftler. Händeringend würden hier Fachkräfte in Handwerksberufen gesucht sowie Fachkräfte für medizinische oder technische Tätigkeiten, beispielsweise in der Pflege oder bei Ingenieurberufen. Deutlich weniger vakante Stellen gebe es im Dienstleistungssektor, partielle Engpässe aber zum Beispiel im Verkauf von Fleisch- und Backwaren.

Viele arbeiteten in akademischen, technischen oder medizinischen Berufen

Die in Deutschland ankommenden Geflüchteten sind vor allem ukrainische Frauen, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine nicht verlassen dürfen. Viele von ihnen, die im erwerbsfähigen Alter sind, haben zuvor in akademischen, technischen oder medizinischen Berufen gearbeitet,  erklärten die IAB-Wissenschaftler und berufen sich dabei auf Daten der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), nach Geschlecht aufgeschlüsselt. Es handelt sich demnach um formale Beschäftigungsverhältnisse gemäß der ISCO-Klassifikation in der Ukraine aus dem Jahr 2020. Aufgrund des hierzulande besonders hohen Bedarfs in diesen Bereichen, bestehe die Chance, recht schnell an Arbeit zu kommen. Durch die Zuwanderung könnten so Personalengpässe überbrückt werden. Wie viele derjenigen Frauen, die geflohen sind, aber überhaupt arbeiten können und wollen, lasse sich im Moment noch nicht sagen.

Sprachbarrieren und Berufsabschlüsse

Die Erwerbsquote von Ukrainerinnen im Jahr 2020 lag aber bei nur 48 Prozent,demnach hat nicht einmal jede zweite Frau in der Ukraine gearbeitet. Für handwerkliche und landwirtschaftliche Berufe gäbe es zwar hier Bedarf, allerdings seien nur wenige Ukrainerinnen bislang einer solchen Tätigkeit nachgegangen. Anders sehe es bei den ukrainischen Männern aus, die deutlich häufiger in Handwerks-Montage und Helferberufen tätig seien. Eine Zuwanderungmännlicher Kriegsflüchtlinge würde den Engpass im Handwerk wahrscheinlich verringern. Allerdings sei vollkommen unklar, wie viele Ukrainer in Zukunft noch nach Deutschland fliehen. Für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt sei eine schnelle und unkomplizierte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse nötig, heißt es weiter. Eine weitere Barriere, fehlende Sprachkenntnisse, wurde allerdings laut IAB-Bericht in der Vergangenheit von den bereits nach Deutschland immigrierten Ukrainerinnen und Ukrainer recht schnell überwunden.

Hannah Dittmann

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