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Wird Berthold Huber (links) Nachfolger von Ronald Pofalla (rechts) als Infrastrukturvorstand?

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Exklusiv

Hausinterne Lösung im DB-Vorstand?: EVG drängt auf Berthold Huber als Pofalla-Nachfolger

Als Infrastrukturvorstand bei der Deutschen Bahn scheidet Ronald Pofalla im April aus. Seine Nachfolge wird nun Teil eines bahnpolitischen Richtungsstreits.

Einen Tag vor der Bilanzpressekonferenz bespricht der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn diesen Mittwoch, wie der Staatskonzern nach einem abermaligen Verlust von 910 Millionen Euro im zweiten Corona-Jahr saniert werden kann. Bei der Sitzung wird das Kontrollgremium des mit 29 Milliarden Euro verschuldeten DB-Konzerns jedoch noch nicht entscheiden, wer den im April ausscheidenden Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla ersetzen wird. 

Der frühere Kanzleramtsminister und CDU-Politiker hatte Anfang März überraschend aus familiären Gründen seinen Rückzug von dem auch verkehrspolitisch einflussreichen Posten mitgeteilt. Als möglicher Nachfolger wurde am Dienstag Berthold Huber gehandelt. Er ist im DB-Vorstand derzeit für Personenverkehr zuständig.

Hubers bisheriges Ressort solle dann von den Bereichsvorständen für den Fern- und für den Regionalverkehr übernommen werden, berichtete der „Spiegel“ mit Verweis auf „Arbeitnehmerkreise“. Bei diesem hausinternen Modell handelt es sich um die bevorzugte Lösung von Bahnchef Richard Lutz, erfuhr der Tagesspiegel aus dem Bahnkonzern.

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Die Ampel-Koalition hingegen zögert offenbar mit einer Neubesetzung, Lutz übernähme die Aufgaben dann kommissarisch. Hintergrund ist die geplante Zusammenführung der drei DB-Infrastruktursparten in einer neuen weitgehend eigenständigen und gemeinnützigen Einheit innerhalb des DB-Konzerns. Die Bundesregierung will wohl zunächst diese Reform konkretisieren, damit Pofallas Nachfolger diese Neuorganisation umsetzen kann.

Dass die Arbeitnehmerseite nun per Medienbericht eine schnelle Lösung ins Spiel bringt, könnte ein Versuch sein, die Reform auszubremsen. Der DB-Vorstand und die über den Aufsichtsrat einflussreiche Bahngewerkschaft EVG hatten sich stets gegen eine umfassende Strukturreform bei der DB AG ausgesprochen. Nachdem Huber am Dienstag als Nachfolger für Pofalla gehandelt worden war, sprach sich die EVG am Abend auch offiziell für den DB-Manager aus.

„Die EVG würde es begrüßen, wenn Berthold Huber Infrastrukturvorstand wird“, sagte der Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel dem Tagesspiegel. „Er bringt die nötige Erfahrung für Bahninfrastruktur mit und könnte als hausinterne Lösung, die Mobilitätswende rasch voranbringen. Für eine ‚politische Lösung‘ steht die EVG nicht zur Verfügung“, betonte Hommel. Heißt im Klartext: Eine externe Besetzung müsste die Bundesregierung gegen den Widerstand der Arbeitnehmerseite durchsetzen.

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