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Eine Frau steht in einem Bürozimmer und telefoniert. (Archivbild, 10.07.2021)

© Annette Riedl/dpa

Gender Pay Gap mal anders herum: In Toppositionen verdienen Frauen mehr als Männer – und der Abstand wird größer

Frauen in Vorständen sind rar, das verbessert ihre Verhandlungsposition. Die Folge: Ein Gehaltstrend, der im Gegensatz zur Gesamtgesellschaft steht.

Die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen in den Vorständen deutscher Firmen geht auseinander. Managerinnen verdienen deutlich mehr als ihre männlichen Kollegen. Frauen in der Topetage börsennotierter Firmen in Deutschland haben einer Studie zufolge ihren Gehaltsvorsprung gegenüber Männern im vergangenen Jahr deutlich ausgebaut.

Die Gesamtvergütung von Managerinnen im Vorstand von Unternehmen der Dax-Familie stieg gegenüber dem Vorjahr im Schnitt um 8,2 Prozent auf 2,31 Millionen Euro, wie aus der Analyse des Beratungsunternehmens EY hervorgeht.

Männliche Mitglieder des Gremiums mussten sich im Mittel mit einem Plus von 1,6 Prozent auf 1,76 Millionen Euro zufrieden geben. Der Gehaltsvorsprung der Frauen war mit 31 Prozent den Angaben zufolge so groß wie nie zuvor.

Der Frauenanteil in den Vorstandsgremien ist nach wie vor sehr gering - und steigt nur sehr langsam. Immerhin stehen weibliche Vorstände zumindest bei der Vergütung besser da als ihre männlichen Kollegen“, sagte EY-Partner und Spezialist für Vorstandsvergütung Jens Massmann. Als einen wichtigen Grund sieht er das wachsende Interesse der Unternehmen, Frauen für die Topetage zu gewinnen.

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Da Kandidatinnen knapp seien, erhöhe sich ihr Marktwert - und damit auch ihre Vergütung. „Hochqualifizierte weibliche Top-Managerinnen haben derzeit eine gute Verhandlungsposition“, argumentierte Massmann.

Der Trend zeigte sich besonders deutlich in der obersten deutschen Börsenliga, dem Dax. Während Männer Gehaltseinbußen hinnehmen mussten, stieg die durchschnittliche Gesamtdirektvergütung der Vorstandsfrauen um rund 9 Prozent. Im Schnitt verdienten Topmanagerinnen 3,19 Millionen Euro, männliche Vorstandsmitglieder kamen auf 2,71 Millionen Euro.

Diese Entwicklung ist nicht in der breiten Bevölkerung zu beobachten. Der Stundenlohn von Frauen lag laut Statistischem Bundesamt 2020 um 18 Prozent niedriger im Vergleich mit Männern.

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Auch in Unternehmen des Index für kleinere Werte, dem SDax, bauten Frauen ihren Gehaltsvorsprung aus. Sie verdienten im Schnitt 1,14 Millionen Euro. Ihre Kollegen erhielten 987.000 Euro.

Im MDax blieben die Vorstandsfrauen dagegen hinter ihren Kollegen zurück. Ihre durchschnittliche Gesamtdirektvergütung sank um 5,8 Prozent auf 1,36 Millionen Euro. Männer verdienten im Schnitt hingegen 1,47 Millionen Euro und damit 11 Prozent als ein Jahr zuvor.

Vorstandschefs wurden bei dem Vergleich nicht berücksichtigt, da es kaum Frauen in dieser Position gibt und die Vorsitzenden deutlich mehr verdienen als andere Mitglieder des Gremiums. (Tsp, dpa)

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