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In der zweiten Reihe. Seit Jahren haben Frauen 40 Prozent der Top-Positionen der zweiten Führungsebene inne.

© Imago

Frauen in Spitzenjobs: Ab 2052 sind Chefposten gendergerecht verteilt

In den obersten Führungsetagen deutscher Unternehmen sind Frauen weiter unterrepräsentiert.

Seit 16 Jahren lässt es sich nun statistisch belegen: Auf den Chefsesseln der allermeisten Unternehmen in Deutschland sitzen nach wie vor Männer. Gerade einmal 27 Prozent der Spitzenpositionen in der Privatwirtschaft haben Frauen inne, das ergab eine Studie, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Dienstag veröffentlicht hat. Im Jahr 2018 waren es demnach 26 Prozent, 2004 nur zwei Prozent weniger (24 Prozent).

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Ginge es mit ähnlichem Tempo weiter und es kämen alle zwei Jahre ein Prozentpunkt dazu, würde es bis 2052 dauern, bis Frauen entsprechend ihres Anteils an der Gesamtbeschäftigung von 43 Prozent auch 43 Prozent der Führungspositionen besetzen, erklären die Studienautorinnen Susanne Kohaut und Iris Möller.

Mehr Chefinnen auf der zweiten Führungsebene

Auf der zweiten Führungsebene sieht es seit Jahren besser aus. Hier seien die Chefposten zu 40 Prozent an Frauen vergeben. Doch die Zahl stagniert seit 2016, ergibt die Studie, die auf dem IAB-Betriebspanel fußt, einer repräsentativen jährlichen Arbeitgeberbefragung von 16 000 Betrieben aller Größen und Branchen.

Auf Wirtschaftsbereiche bezogen gebe es mit 18 Prozent besonders wenige Frauen in der ersten Führungsetage bei Banken und Versicherungen sowie im Verkehr und in der Logistik, so die IAB-Forscherinnen. Im Bereich Information und Kommunikation seien es sogar nur 14 Prozent und im Bereich Energie, Wasser, Abfall und Bergbau zehn Prozent. Ausgewertet nach der Betriebsgröße stellten die Wissenschaftlerinnen fest: Je größer das Unternehmen, je geringer der Anteil an Frauen in Führungsjobs. Auch ihr Anteil an den Gesamtbeschäftigten sinke dann, das zeige sich seit Jahren.

Da es also längst nicht mehr mangelt an Frauen in der zweiten Führungsebene, sei es offenbar nicht die Erfahrung, an denen es Frauen fehle, um solche Jobs zu übernehmen, sagt Susanne Kohaut, die kommissarisch den IAB-Forschungsbereich „Betriebe und Beschäftigung“ leitet. Möglicherweise sei das ein Ergebnis der „gläsernen Decke“, an der Frauen auf dem Weg in Top-Positionen scheiterten.

Stoßen Frauen an eine gläserne Decke? Das ist umstritten

Das sieht die Diversity-Expertin und McKinsey-Partnerin Julia Sperling anders: „Jedenfalls global gesehen und bezogen auf große Unternehmen sehen wir weniger eine starre ,gläserne Decke’, die Frauen abhält nach oben zu kommen, wir verlieren sie vielmehr auf jeder einzelnen Karrierestufe nach oben“, sagt sie. Es sei wichtig transparent zu machen, an welcher Stelle genau das in einem Unternehmen passiere – und gegenzusteuern.

Ob Gesetze dazu beitragen, die Lage zu verbessern? Das auf Freiwilligkeit beruhende, seit 2016 geltende Teilhabegesetz an Führungspositionen habe offenbar nicht dazu geführt, sagt Kohaut. Beim im August in Kraft getretenen Führungspositionengesetz, das mehr Frauen in Vorstände bringen soll, bleibe es abzuwarten.

Das neue Gesetz betreffe zwar zunächst nur rund 90 Vorstandspositionen, sagt dagegen Diversitäts-Expertin Sperling. Sie persönlich hält es dennoch für notwendig: „Es ist entscheidend, dass mehr Frauen in solchen Funktionen sichtbar werden, damit andere ähnliche Ambitionen entwickeln“, sagt sie.

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