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Ein Liter kostet durchschnittlich 2305 Euro, das ist binnen fünf Tagen ein Preissprung von 15,5 Cent.

© Sameer Al-DOUMY/AFP

Folgen des Ukraine-Kriegs: Ölpreis sinkt, Sprit bleibt weiter teuer – wie passt das zusammen?

Die sinkenden Ölpreise haben keinen Effekt an den Tankstellen. Überhaupt ist eine Normalisierung der Kraftstoff- und Energiepreise derzeit nicht absehbar.

Gute Nachrichten sind in Zeiten wie diesen selten. Autofahrer:innen hätten vielleicht auf eine solche gehofft, hat doch der Rohölpreis jetzt etwas nachgegeben. Allerdings führte das nicht zur Entlastung an den Tankstellen.

Denn die bisherige Erfahrung, dass sich der Benzinpreis am Rohölpreis orientiert, gilt aktuell nicht mehr: „Seit vergangener Woche ist der Ölpreis deutlich gesunken, doch das spiegelt sich nicht in den Kraftstoffpreise wider. Normalerweise werden Veränderungen beim Rohölpreis an die Autofahrer weitergegeben. Beim aktuellen Ölpreis von unter 110 US-Dollar je Barrel Brent wäre an sich ein Preis für einen Liter Super  E10 von unter zwei Euro zu erwarten. Ganz offensichtlich gibt es aber kriegsbedingte Sonderfaktoren, die den Spritpreis so sehr in die Höhe treiben“, erklärt Andreas Hölzel, Sprecher des ADAC gegenüber dem Tagesspiegel.

Eine Normalisierung der Marktlage ist derzeit noch nicht absehbar, hängt sie doch von der Entwicklung in der Ukraine ab.

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Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist der Ölpreis in die Höhe geschnellt – vergangene Woche war er um bis zu knapp 18 Prozent auf 139,13 Dollar gestiegen und lag in der Nähe des Rekordniveaus von fast 150 Dollar aus dem Sommer 2008. An diesem Montag wiederum kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 109,83 US-Dollar. Das waren 2,84 Dollar weniger als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2,96 Dollar auf 106,37 Dollar. Grund dafür seien die Gesprächs-Annäherungen zwischen Russland und der Ukraine.

Heizöl-Hamsterkäufe

An den Zapfsäulen hat sich das bisher nicht niedergeschlagen. Laut Sonderauswertung des ADAC mussten Autofahrende am Sonntag, 13. März, für einen Liter Super E10 2,199 Euro bezahlen, das sind 9,6 Cent mehr als bei der Auswertung am Dienstag, 8. März.

Ein Liter Diesel kostet durchschnittlich 2,305 Euro, das ist binnen fünf Tagen ein Preissprung von 15,5 Cent. Der hohe Diesel-Preis habe wiederum mit der steigenden Nachfrage nach Heizöl zu tun. Die Angst vor weiter steigenden Preisen oder einem möglichen Versorgungs-Stopp löse Ängste und Hamster-Käufe aus – was wiederum den Preis treibt.

Mit weiteren Sprüngen ist zu rechnen. Laut Statistischen Bundesamt sind die Verbraucherpreise verglichen mit dem Vorjahresmonat um 5,1 Prozent gestiegen. Energie kostete im Februar 22,5 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Die Kraftstoffpreise zogen dabei um 25,8 Prozent an, die für Haushaltsenergie um 20,8 Prozent. Hier verteuerten sich vor allem leichtes Heizöl (plus 52,6 Prozent), Erdgas (plus 35,7 Prozent) und Strom (plus 13,0 Prozent). Allerdings ist da der Krieg gegen die Ukraine noch nicht in die Statistik eingeflossen.

Was können Verbraucher:innen jetzt tun, um Geld zu sparen? Zum Beispiel die Fahrweise optimieren, sagt ADAC-Sprecher Hölzel. Zudem rät er, darüber nachzudenken, ob bestimmte Strecken nicht doch auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigbar seien.

Was sich ebenfalls lohnt: Tanken zur richtigen Uhrzeit. Am günstigsten ist Kraftstoff laut einer aktuellen ADAC Studie in der Regel zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. Im Ausland tanken, würde er nur Bewohner:innen in Grenznähe empfehlen, die dafür keine extra lange Strecke zurücklegen müssen, andernfalls bringe es keinen Vorteil.

Vor allem in Österreich seien die Spritpreise an den Autobahnen ähnlich teuer wie in Deutschland. Bei der Verbraucherzentrale kommt es aufgrund der hohen Kraftstoffpreise verstärkt zu Rückmeldungen. Viele Menschen suchen nach Alternativen, bilden Fahrgemeinschaften, nutzen Tank-Apps oder den ÖPNV.

Bus und Bahn sind bereits teurer

Wobei in verschiedenen Regionen mit Jahreswechsel und vor dem Krieg die Fahrpreise gestiegen sind. Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) haben sich die Karten durchschnittlich um 1,5 Prozent verteuert. Auch bei der Deutsche Bahn sind die Karten teurer geworden, mit 12. Dezember 2021 kam ein Aufschlag von 1,9 Prozent – der höchste seit 2012.

Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist das in der aktuellen Situation nicht gerade optimal. Auf kommunaler Eben wird bereits über Kostenbeteiligung diskutiert, zum Beispiel in Bremen, berichtet Inse Ewen, Energieberaterin an der dortigen Verbraucherzentrale. Sie rechnet zudem mit steigenden Preisen bei Lebensmittel, die aus energieintensiver Produktionen stammen, wie zum Beispiel Gewächshaus-Tomaten. Das würde einen Aufschlag auf bereits bestehende Teuerungen bedeuten.

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Dass in Deutschland die Lebensmittelpreise schon länger in höheren Bereichen liegen, habe mit steigenden Energiekosten und Rohstoffpreisen sowie Lieferketten, die durch die Pandemie außer Kontrolle geraten waren, zu tun.

Experten wie der Geschäftsführer des Kölner Instituts für Handelsforschung, Boris Hedde, rechnen damit, dass sich der Anstieg der Energiepreise und der Logistikkosten durch den Ukraine-Krieg bei den Menschen im Alltag bemerkbar machen wird – „bei jedem Einkauf im Supermarkt oder beim Discounter“, prognostiziert er.

Klaus Josef Lutz, Chef des Unternehmens BayWa, ließ gegenüber „n-tv“ jüngst wissen, dass er in Deutschland Preissteigerungen von 15 bis 20 Prozent erwartet, abhängig je nach Produktgruppe.

Kosten Brötchen bald mehr?

Die gestiegenen Energiepreise sind demnach ein größerer Faktor als die Rohstoffe, wie etwa der zunehmende Weltmarktpreis von Weizen. Werden demnächst also die Brötchen beim Bäcker indirekt teurer? Wie schnell das passiert und wie hoch Preissteigerungen ausfallen werden, lasse sich nicht pauschal sagen, heißt es beim Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS). Dazu seien die Produkte, die Lieferbeziehungen, die Vertragslaufzeiten zu vielfältig.

Tatsache ist, dass sich die Kosten für energieintensive Betriebe wie in der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft verschärft haben, berichtet eine Sprecherin - das schlägt sich in der Logistik nieder, also den Transport der Rohstoffe und Lebensmittel in die Betriebe oder Supermärkte. Zudem seien die Preise für Verpackungen massiv angestiegen, wenn sie in der schwierigen Lage derzeit überhaupt zu bekommen sind.

Dennoch rechnet man nicht damit, dass die Preiserhöhungen für die Unternehmen unmittelbar zu Kostenexplosionen bei den Verbraucherpreisen führen. Das hat mit laufenden Lieferverträgen und darin fixierten Preisen zu tun, werden diese eingehalten, bewegen sich auch die Kosten im Rahmen, heißt es vom VGMS.

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