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Facebook Chef Mark Zuckerberg zeigt mit seinem Avatar die Vision vom Metaversum.

© Reuters

Facebook-Umbenennung: Wird Meta ein Megaflop?

Die Umbenennung von Facebook zeigt Mark Zuckerbergs Allmachtsphantasien. Dem Image wird sie nicht helfen und dem Metaversum droht das Scheitern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Oliver Voß

Mit negativen Schlagzeilen kennt sich Facebook aus. Doch selbst für Mark Zuckerberg waren die vergangenen Wochen und Monate besonders. Immer wieder zeigten Enthüllungen, dass die virale Ausbreitung von problematischen und polarisierenden Beiträgen ein Kernelement seiner Plattformen ist. Facebook tat oft zu wenig und zu spät gegen die Verbreitung von Hass und Verschwörungen, denn die damit erzeugte Erregung ist auch eine Quelle von Aufmerksamkeit und Profit für den Konzern.

Der Druck auf Zuckerberg ist deutlich gestiegen. In den USA und Europa untersuchen die Behörden, ob der Konzern sein Monopol mit illegalen Praktiken aufgebaut hat und dabei seine Macht missbraucht. Neue Regeln sollen diese begrenzen. Selbst eine Abspaltung von Whatsapp oder Instagram ist inzwischen vorstellbar.

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Bei den Anhörungen der Whistleblowerin Frances Haugen in den USA wurde oft der Vergleich zur Tabakindustrie gezogen. So wie diese einst die Gesundheitsgefahren von Nikotin verschleierte, würde Zuckerberg nun verbergen, welche psychischen und sozialen Probleme beispielsweise Instagram bei Teenagern verursache.

Rebranding funktioniert selten

Da wundert es nicht, dass manche Beobachter nun an Altria denken. Kennen Sie nicht? Das ist der neue Name, den sich der Tabakriese Philip Morris 2003 gegeben hat. Auch Facebook hat sich jetzt umbenannt: Meta heißt nun der Dachkonzern.

Dem Image wird das so wenig nutzen, wie das Rebranding von Libra. Facebooks geplante Kryptowährung wurde nach heftiger Kritik in Diem umgetauft. Geholfen hat es nicht. Die Aufsichtsbehörden sind weiter skeptisch, dass Diem wie geplant noch 2021 startet ist illusorisch.

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Auch ist fraglich, ob sich der Name in der Öffentlichkeit durchsetzt. Zum Google-Konzern sagt auch niemand Alphabet, obwohl die Umbenennung der Dachgesellschaft sechs Jahre her ist. Doch es gibt einen wichtigen Unterschied: Alphabet ist nur der Name einer Holding. Meta dient dagegen einerseits als Dach für Facebook, Instagram, Whatsapp oder die Virtual Reality (VR) Brillen von Oculus. Doch andererseits plant Zuckerberg unter dem Titel ein ganz neues Produktuniversum.

Vision vom Metaversum

Vision vom Metaversum

Seine Vision vom Metaversum ist eine virtuelle Welt, in der sich die Nutzer als Avatare treffen und physische und digitale Realitäten verschmelzen. Wenn sich das Internet in den kommenden Jahren in diese Richtung entwickelt, hat der Name Potenzial. Geht die Wette auf, ist die Umbenennung ein cleverer Schachzug, der aber zugleich die Allmachtsphantasien von Zuckerberg zeigt.

Der Begriff Metaversum stammt aus dem Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von 1992. Dass ein ohnehin so dominanter Konzern nun das Metaversum, also die nächste Version des Internets bauen will ist eine Anmaßung. Facebook betont zwar, dabei offen mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten zu wollen, doch so wie schon das ursprünglich so offene und dezentrale Internet von Facebook & Co. mit ihren geschlossenen Plattformen zunehmend kolonisiert wurde, würden natürlich auch im Zuckerberg-Metaversum zunächst die Zuckerberg-Gesetze gelten.

Ob Meta aber so ein Megaerfolg wird, wie die Social-Media- und Messenger-Dienste, ist zweifelhaft. Eher droht ein Megaflop. Die großen Erwartungen an Virtual Reality haben sich in den letzten Jahren nicht erfüllt, viel zu wenige Menschen kaufen sich die entsprechenden Brillen. Was Facebook bisher an Ideen gezeigt hat, wirkt nicht so, als könnte es das radikal ändern.

Der Traum ähnelt eher einer Tristesse. Neu ist die Idee der virtuellen Welten ohnehin nicht. Vor 15 Jahren gab es mit „Second Life“ schonmal ein gehyptes Metaversum. Millionen Nutzer tummelten sich dort, kauften virtuelle Grundstücke und Klamotten, „Bild“ brachte gar eine eigene Zeitung für die Digitalwelt heraus. Doch der Reiz war schnell vorbei. Heute sind Videotelefonate und Konferenzen Alltag und statt sich noch mehr davon zu wünschen, freuen sich viele von uns viel eher, nach den Corona-Monaten endlich wieder Menschen ganz real sehen, hören und spüren zu können.

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