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So leer waren die Kinosäle in der Pandemie. Trotzdem beantragte nicht einmal die Hälfte der Betreiber die Überbrückungshilfe III des Bundes.

© dpa

Bundeshilfen selten abgerufen: Sind die Kinos besser durch die Krise gekommen als erwartet?

Der Corona-Lockdown war hart für die Filmtheater, doch nur wenige gingen pleite oder beantragten Geld von der Bundesregierung. Wie passt das zusammen?

Erst kam die Entwarnung, dann das Stirnrunzeln. „Das vielbefürchtete Kinosterben hat bisher nicht stattgefunden“, schrieb die Filmförderungsanstalt vergangene Wochen in ihrer Halbjahresbilanz. Trotz Lockdown über den Winter hätten seit Anfang 2021 kaum Filmtheater Insolvenz angemeldet, nur 0,3 Prozent der Unternehmen. Nun könnte man meinen: Da haben die Corona-Hilfen offenbar gegriffen.

Doch nur wenige Tage später zeigten Zahlen aus dem aus dem Bundeswirtschaftsministerium: Nicht einmal die Hälfte der Kinobetreiber (45 Prozent) haben die Überbrückungshilfe III, die bei Umsatzausfällen in der Coronakrise helfen soll, überhaupt beantragt. Wie passt das zusammen? War doch alles nicht so schlimm und das Geld aus Berlin nicht nötig? Oder gibt es andere Gründe für die widersprüchlichen Zahlen?

Länder-Hilfen oft früher verfügbar und schneller in der Auszahlung

Viele Kinos hätten sehr wohl finanzielle Unterstützung gebraucht, doch die des Bundes sei anfangs schwer zu bekommen gewesen, sagt Anke Römer, stellvertretende Vorständin beim Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF). Zunächst sei der Zugang zur Überbrückungshilfe III „durch sehr eng gesteckte Förderkriterien eingeschränkt“ gewesen. Größere Kinounternehmen seien zu Beginn etwa von der Förderung ausgeschlossen gewesen. „Die Nachbesserung kam teilweise zu spät, sodass die Kinos bereits Alternativen eruiert und genutzt haben“, so Römer.

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Spät kam oft auch das Geld vom Wirtschaftsministerium. Sein Unternehmen habe erst im Juni die sogenannte Novemberhilfe erhalten, sagt Christian Bräuer, Geschäftsführer der Berliner Yorck-Kinos und Vorstandsvorsitzender des Verbandes AG Kino. HDF-Vorständin Römer berichtet von Filmtheatern, die heute noch auf ihre Bundeshilfen warten. Also hätten sich viele lieber auf die Förderprogramme der Länder verlassen. Die seien oft früher verfügbar und schneller in der Auszahlung gewesen, sagt auch Bräuer.
In einer Sache lobt der Yorck-Chef den Bund aber doch: „Das vielleicht wichtigste Hilfsprogramm war das Kurzarbeitergeld.“ Dieses habe den Kinos massiv dabei geholfen, Kosten zu senken, aber gleichzeitig ihre Mitarbeitenden zu halten.

Gutschein-Rekorde bei Arthouse-Kinos

Kleinere Arthouse-Kinos profitierten laut den Verbänden zusätzlich von Kinoprogrammpreisen. Einige Bundesländer hätten diese Auszeichnungen für Häuser mit besonderem kulturellem Anspruch in der Pandemie neu aufgelegt oder die Preisgelder erhöht, sagt Römer. Solche Häuser hätten außerdem besonders viele „Solidaritätsaktionen des Publikums“ erfahren, wie Römer es ausdrückt. „Im Arthouse-Bereich hatten die Kinos Gutschein-Rekorde, das hat enorm geholfen“, erklärt Bräuer.

Doch er mahnt zur Vorsicht. "Das waren alles Schwimmflügel-Programme. Man kann damit keine Rücklagen in irgendeiner Form bilden, Darlehen tilgen oder groß investieren." Doch bald müssten die Kinos sich wieder aus eigener Kraft über Wasser halten. Damit auf Entwarnung und Stirnrunzeln kein böses Erwachen folgt.

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