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Volle Geschäfte am Freitag? In Corona-Zeiten vielleicht nicht die beste Idee.

© Tolga Akmen / AFP

Black Friday in Frankreich verschoben: Wie sinnvoll ist ein Schnäppchentag in Corona-Zeiten?

Nur online shoppen oder den Angeboten des stationären Handels folgen? Der Handel könnte den Umsatz brauchen, doch die Pandemie macht den Rabatttag kompliziert.

Es mutet schon eigenartig an: Während der Lockdown diverse Branchen lahmlegt und die Regierung alle Bürger dazu aufruft, so viel wie möglich zuhause zu bleiben, versucht der Einzelhandel, so viele Kunden wie möglich in seine Geschäfts zu locken. So jedenfalls könnte die Situation in der kommenden Woche aussehen. Denn diese ist die sogenannte "Black Week", eine Woche mit besonders vielen Sonderangeboten; in der Namensgebung angelehnt an den "Black Friday", der am kommenden Freitag stattfindet und traditionell die besten Schnäppchen verspricht.

In Frankreich ist dieser Widerspruch nun ausgeräumt. Der Black Friday verspätet sich in diesem Jahr: Der US-Onlineriese Amazon zeigte sich auf Druck der Regierung bereit, seine Rabattaktion vom 27. November auf den 4. Dezember zu verschieben. Auch andere Händler willigten ein, wie das Wirtschaftsministerium in Paris am Freitag mitteilte. Hinter dem kuriosen Deal verbirgt sich ein Streit mit kleinen Läden um die Lockerung des Corona-Lockdowns.

Die große Furcht der französischen Einzelhändler: Der US-Riese Amazon würde am Black Friday am 27. November den großen Reibach machen, während kleine Buchläden, Spielwaren- oder Elektronikgeschäfte leer ausgingen. Unter dem seit drei Wochen geltenden Lockdown in Frankreich sind die meisten Geschäfte vorerst bis zum 1. Dezember geschlossen. Viele Bürger shoppen deshalb im Internet.

Sonderangebote und Rekordumsatz

In Deutschland ist die Situation anders, da die Geschäfte hier geöffnet sind. Doch auch hier wird der Black Friday anders verlaufen als in den vergangenen Jahren. Eine aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners ergab, dass in diesem Jahr gerade einmal die Hälfte der Verbraucher plant, am Black Friday oder dem folgenden Cyber Monday auf Schnäppchenjagd zu gehen. Vor einem Jahr hatten das noch zwei Drittel der Konsumenten vor. Und auch das eingeplante Einkaufsbudget ist in der Corona-Krise zusammengeschmolzen: Im Durchschnitt sind in diesem Jahr „nur“ noch 205 Euro für das Black-Friday-Shopping vorgesehen. Vor einem Jahr waren es noch 242 Euro.

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Der Handelsverband Deutschland (HDE) hingegen ist optimistischer. Er geht an Black Friday und dem darauffolgenden Cyber Monday sogar von einem neuen Umsatzrekord von rund 3,7 Milliarden Euro aus. Das wäre ein Plus von rund 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Tatsächlich bemühen sich viele Händler in diesem Jahr noch mehr als in der Vergangenheit, die Kunden anzulocken. Der Startschuss für die Schnäppchenjagd fiel noch früher als sonst. Amazon lockt schon seit Ende Oktober mit „frühen Black Friday Angeboten“. Die Elektronikketten Saturn und Media Markt versprachen ihren Kunden gleich einen ganzen „Black November“ und auch Zalando präsentierte schon Wochen vor dem eigentlichen Termin reduzierte Black-Friday-Angebote auf seiner Homepage.

Die Geschäfte könnten den Tag gebrauchen

Gerade die Händler in den Innenstädten könnten ein bisschen zusätzlichen Rummel durch den Rabatttag gerade sehr gut brauchen. Denn gerade Modehändler, Schmuckgeschäfte und Buchhandlungen leiden unter dem Teil-Lockdown massiv, da weniger Leute auf den Straßen unterwegs sind. Die Kundenfrequenzen in den Innenstädten sind seit der coronabedingten Schließung der Gastronomie und Freizeitangebote wieder drastisch eingebrochen.

Normalerweise drängen sich am Black Friday die Menschenmassen durch die Geschäfte.
Normalerweise drängen sich am Black Friday die Menschenmassen durch die Geschäfte.

© Eduardo Munoz Alvarez/Getty Images/AFP

Der Präsident des Handelsverbandes Textil (BTE), Steffen Jost, klagte bereits: „Aktuell machen die meisten Geschäfte jeden Tag Verlust, weil die Umsätze nicht mal die anfallenden Kosten decken.“ Doch der Black Friday dürfte daran nur wenig ändern. Bei der Umfrage von Simon-Kucher & Partners gaben 57 Prozent der Konsumenten an, überwiegend oder ausschließlich online einkaufen zu wollen. Nur 14 Prozent wollen demnach in Ladenlokale gehen.

Die Rabatttage Ende November werden in Deutschland traditionell vom Onlinehandel dominiert. „Dieser Trend wird sich in diesem Jahr, wenn die Rabattaktion in die Zeit des coronabedingten Teil-Lockdowns fällt, noch verstärken“, prognostizierte der PwC-Handelsexperte Christian Wulff der dpa. Denn ein Einkaufsbummel sei angesichts der geschlossenen Cafés und Restaurants deutlich weniger attraktiv. Außerdem verderbe die Maskenpflicht samt der Angst vor einer Ansteckung den Spaß an der Schnäppchenjagd in den Innenstädten.

Black Friday in diesem Jahr ganz auslassen?

In den Niederlanden geht die Diskussion noch weiter. Hier streitet man darüber, den Rabatttag in diesem Jahr ganz ausfallen zu lassen. Grund ist die Befürchtung, in den Geschäften könnten Hygiene- und Abstandsregeln angesichts der guten Schnäppchenjagd ignoriert und der Tag damit zu einem Super-Spreader-Event werden.

In Frankreich machte Premierminister Jean Castex den gebeutelten Händlern aber ein wenig Hoffnung: Wenn sich die Gesundheitslage weiter verbessere, könnten kleine Geschäfte unter strengen Hygiene-Auflagen "um den 1. Dezember herum" wieder öffnen, versprach er. Die französischen Verbraucher könnten dann beim nachgeholten Black Friday gleich ein zweites Mal ein Schnäppchen machen. Denn der französische Verschiebung hält sie ja nicht davon ab, bei den Sonderangeboten am 27. November bei ausländischen Händlern im Internet zuzuschlagen. (mit dpa/AFP)

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