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Große Unternehmen sollen unter bestimmten Voraussetzungen mindestens eine Frau in den Vorstand berufen.

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Auch neue Regelungen für Elternzeit nötig: Eine Frauenquote für Vorstände alleine reicht nicht

Die Regierung hat die Frauenquote für Vorstände auf den Weg gebracht. Doch wenn sie tatsächlich mehr Top-Chefinnen will, muss sie mehr tun - zum Beispiel auch Vorstände in Elternzeit gehen lassen.

Von Carla Neuhaus

Als Rubin Ritter Anfang Dezember seinen Rücktritt als Zalando-Chef bekannt gab, erklärte er das so: Jetzt habe die Karriere seiner Frau Priorität. Allein die Tatsache, dass er damit für Aufregung und Schlagzeilen gesorgt hat, zeigt, wo Deutschland in der Diskussion um Frauen in Führungspositionen steht. Nämlich noch ganz am Anfang. Die Bundesregierung hat jetzt immerhin einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Sie hat am Mittwoch eine Quote für Frauen in Vorständen auf den Weg gebracht. Zu Recht. Denn die Erfahrungen in der Vergangenheit haben gezeigt: Von allein tut sich in den Unternehmen zu wenig.

Das zeigt schon der Blick auf die 30 Dax-Konzerne. Bei elf von ihnen ist der Vorstand noch immer rein mit Männern besetzt. Und der Frauenanteil ist in den letzten Monaten weiter gesunken statt gestiegen. Dabei zeigt der Vergleich mit dem Ausland, dass es anders geht. In den USA, in Großbritannien, Frankreich, Schweden oder Polen tun sich die Konzerne sehr viel leichter damit, Frauen bis ins oberste Management zu befördern.

Stellten das Vorhaben vor: Familienministerin Franziska Giffey (r) und Justizministerin Christine Lambrecht (beide SPD).
Stellten das Vorhaben vor: Familienministerin Franziska Giffey (r) und Justizministerin Christine Lambrecht (beide SPD).

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Für Deutschland ist das ein strategischer Nachteil. Nicht nur sind gemischte Teams kreativer und erfolgreicher. Unternehmen stehen auch zunehmend im Wettbewerb um gute Fachkräfte: Doch welche junge Frau (und welcher junge Mann) will in einem Konzern arbeiten, in dem fast ausschließlich Männer befördert werden?

Unternehmen sollten von sich aus aktiv werden

Kritiker der Quote sagen, das sei ein zu großer Eingriff in die Unternehmensfreiheit. Doch zum einen gehen diesem Gesetz Jahre voraus, in denen die Konzerne von sich aus hätten aktiv werden können. Zum anderen ist der Eingriff bei genauer Betrachtung nicht allzu groß: Die Quote gilt einzig für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorständen. Das trifft bundesweit gerade einmal auf 73 Konzerne zu, von denen 32 keine Frau im Vorstand haben. Der Großteil der deutschen Firmen bleibt verschont.

Dabei ist die Quote auch für sie ein deutliches Signal sich zu wandeln, ihre Unternehmenskultur anzupassen. Und auch die Politik ist weiterhin gefragt: So etwas wie Mutterschutz, Eltern- oder Pflegezeit ist für Vorstände rechtlich noch immer nicht vorgesehen. Auch dafür braucht es Regelungen, wenn die Bundesregierung tatsächlich mehr Frauen an der Spitze der Wirtschaft sehen will.

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