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Ein Kunde zahlt in einem Supermarkt mit einer EC-Karte an der Kasse.

© dpa/Daniel Karmann

Update

Auch Folge der Coronakrise: Inflation springt in Deutschland im November über 5 Prozent

Die Menschen in Deutschland müssen einen weiteren Preissprung verkraften. Vor allem vorübergehende Faktoren infolge der Coronakrise heizen die Teuerung an.

Die Inflation in Deutschland hat im November erstmals seit rund 29 Jahren wieder die Fünf-Prozent-Marke erreicht. Die Verbraucherpreise erhöhten sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte.

Eine Fünf vor dem Komma hatte die Wiesbadener Behörde zuletzt im September 1992 mit damals 5,0 Prozent gemessen. Im Oktober des laufenden Jahres hatte die Rate noch bei 4,5 Prozent gelegen. Gegenüber dem Vormonat Oktober sanken die Verbraucherpreise im November den vorläufigen Daten zufolge um 0,2 Prozent.

Wegen der stark gestiegenen Inflation fordert die Linkspartei jetzt Soforthilfen für Einkommensschwache. „Die Inflation trifft die Menschen besonders hart, deren Einkommen eh schon kaum zum Leben reicht“, sagte die Parteichefin Janine Wissler dem Tagesspiegel. Es müsse eine Einmalzahlung von 200 Euro für jede Person geben, die unterhalb der Armutsrisikoschwelle lebe. „Hartz IV muss mindestens um die Inflationsrate erhöht werden“, sagte die Linken-Vorsitzende. Für Menschen im Grundsicherungsbezug sollten die tatsächlichen Energiekosten übernommen werden.

Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband forderte einen „spürbaren Ausgleich“ für Bezieher von Grundsicherung und Wohngeld. Die zum 1. Januar 2022 geplante Anhebung des Hartz-IV-Regelsatzes um weniger als ein Prozent falle viel zu niedrig aus. Angesichts der Preisentwicklung komme dieser Schritt sogar einer Kürzung gleich, warnte der Verband.

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Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor. Besonders tief mussten die Menschen in Deutschland im November erneut für Energie in die Tasche greifen. Haushaltsenergie verteuerte sich innerhalb eines Jahres um 22,1 Prozent. Der Anstieg beschleunigte sich damit. Im Oktober waren die Energiepreise gegenüber dem Vorjahr um 18,6 Prozent gestiegen und im September um 14,3 Prozent.

Die Inflation wird seit Monaten angeheizt von steigenden Energiepreisen im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise 2020. Zudem schlägt die Rücknahme der temporären Mehrwertsteuersenkung inzwischen voll durch. Seit Januar 2021 gelten wieder die regulären Mehrwertsteuersätze, Waren und Dienstleistungen werden also tendenziell wieder teurer. Hinzu kommen Materialmangel und Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe Anfang 2021.

Ökonomen rechnen damit, dass die Inflationsrate zu Beginn des kommenden Jahres wieder sinkt, vor allem weil der Sondereffekt aus der Mehrwertsteuersenkung entfällt. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung prognostizierte jüngst für 2022 einen Rückgang der Teuerungsrate auf 2,6 Prozent.

Die Inflation ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den Währungsraum der 19 Länder eine jährliche Teuerungsrate von 2 Prozent an und ist zumindest zeitweise bereit, ein moderates Über- oder Unterschreiten dieser Marke zu akzeptieren. Aus Sicht der Notenbank ist der jetzige Anstieg der Inflation in Deutschland und im Euroraum vorübergehend.

„Wir gehen davon aus, dass im November der Höhepunkt der Inflationsentwicklung erreicht ist und dass die Inflation im kommenden Jahr wieder allmählich zurückgehen wird, und zwar in Richtung unseres Inflationsziels von zwei Prozent“, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel im ZDF-„Morgenmagazin“. (dpa)

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