zum Hauptinhalt
Zwei Mann, ein Ziel. Frank Steffel (links) und Kay Bernstein wollen Präsident von Hertha BSC werden.

© dpa/Arne Richter

Wer wird Präsident von Hertha BSC?: Bernstein schließt Kooperation mit Steffel aus

Beim Fankongress der Initiative „Wir Herthaner“ treffen Kay Bernstein und Frank Steffel, die beiden Präsidentschaftskandidaten von Hertha BSC, aufeinander.

Die Lage ist ernst, aber das heißt ja nicht, dass man nicht zusammen lachen kann. Ein Mann im Hertha-Trikot meldet sich zu Wort. Es geht noch darum, die Fragen zu sammeln, auf die man im Laufe des Tages gemeinsame Antworten finden will: Was braucht Hertha BSC? Was sind die dringlichsten Aufgaben für den Verein? Der Mann im Trikot möchte gerne die Frage geklärt sehen: „Wie spielt Hertha erfolgreich?“ Alle lachen.

Wobei: Im Grunde geht es genau darum. Oder besser um die Frage: Wie muss der Klub im Inneren aufgestellt sein, damit er irgendwann auch wieder sportlich erfolgreich ist? Deshalb sind rund hundert Fans und Mitglieder am Sonntag auf Einladung der Initiative „Wir Herthaner“ nach Neukölln gekommen. Deren Mitglied Kay Bernstein will am nächsten Sonntag zum neuen Präsidenten des Berliner Fußball-Bundesligisten gewählt werden.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

„Es ist keine Wahlkampfveranstaltung“, sagt Ralf Busch, der Leiter des Fan-Projekts Berlin, der die Veranstaltung moderiert. „Es geht nicht um Personalpolitik, es geht um Inhalte.“ In acht Workshops diskutieren die Anwesenden über Themen, die sie zuvor festgelegt haben. Die Sonne brennt, der Wind weht die Flipcharts übers Gelände, doch das tut dem Eifer keinen Abbruch.

In den vergangenen Jahren hat sich bei den Mitgliedern einiges angestaut, eine tiefe Unzufriedenheit mit dem Klub. „Die innere Haltung von Hertha BSC“ ist das Thema, das auf das größte Interesse trifft. Ganz am Ende, nachdem die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt worden sind, sagt Felix Obergföll: „Jeder, der künftig bei Hertha Verantwortung tragen will, tut gut daran, sich zu diesen Punkten Gedanken zu machen.“

Möglicherweise betrifft das Frank Steffel, der auch gekommen ist und der neben Kay Bernstein und Ingmar Pering aus dem aktuellen Präsidium als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge des zurückgetretenen Werner Gegenbauer gilt. Insgesamt gibt es fünf Bewerber für das Amt, ein sechster hat sich selbst vorgeschlagen, was laut Satzung nicht zulässig ist.

Steffel will die Konflikte moderieren

Steffel, früherer Politiker und Wunschkandidat von Herthas Aufsichtsrat für das Präsidentenamt, nimmt beim Fan-Kongress in Neukölln eher die Rolle des Beobachters ein. „Das sind leidenschaftliche Menschen, die sich für ihren Verein Gedanken machen“, sagt er über die Veranstaltung. „Gegen diese leidenschaftlichen Fans einen Verein zu führen, wäre nicht zielführend.“

Er hofft immer noch, dass er der Kandidat sein kann, auf den sich alle verständigen; derjenige, der die tiefen Gräben, die den Verein durchziehen, wieder zuschüttet. In den vergangenen Tagen hat er viele Gespräche geführt, sich selbst ein Bild gemacht – auch von den Verletzungen, die überall herrschen. „Ich glaube nicht, dass wir das aufarbeiten können“, sagt Steffel. Stattdessen müsse man auf den Resetknopf drücken. „Ich bin in der Lage, Konflikte zu moderieren“, sagt er. „Ich glaube, ich kriege das hin.“

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Steffel hat auch mit Kay Bernstein gesprochen, hat ihm eine Zusammenarbeit angeboten, mit der Begründung: „Du erreichst Menschen, die ich nicht erreiche. Ich erreiche Menschen, die du schwer erreichst.“ Er klingt sogar recht zuversichtlich, dass sich der Konflikt bis zum Wochenende lösen lasse und es am Sonntag nicht zu einer Kampfabstimmung kommt, die den Verein im schlimmsten Fall in zwei Lager spaltet.

Bei Bernstein hört sich das ganz anders an. Das Gespräch mit Steffel hat er zwar als sachlich, inhaltlich und auf Augenhöhe empfunden. Aber eine Zusammenarbeit mit ihm? Ein Verzicht auf seine eigene Kandidatur? „Nein, mach ich nicht“, sagt er.

Die Mitglieder müssten am Sonntag die Frage beantworten: „Frank Steffel oder Kay Bernstein? Politiker oder Herthaner? Wollen wir einen Strukturwandel? Oder wollen wir einen Handel?“ Auf den Einwand, dass Steffel hinsichtlich einer Kooperation mit ihm sehr zuversichtlich geklungen habe, entgegnet Bernstein: „Vielleicht hat er sich ja noch die Hintertür als Vizepräsident offen gehalten.“

Zur Startseite