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Oliver Zeidler ist der derzeit weltbeste Einer-Ruderer.

© Leah Millis/Reuters

„Wenn der Wind still ist, schlägt ihn keiner“: Oliver Zeidler – über Umwege zum Gold-Favoriten

Als bester Einer-Ruderer der Welt weilt Zeidler bei Olympia. Mit Blick auf seine Familie ist das nur logisch. Doch wäre er beinahe als Schwimmer dort gelandet.

Dass Oliver Zeidler bei den Olympischen Spielen in Tokio etwas zu feiern haben wird, war schon vor Monaten klar: Am Samstag feierte der derzeit weltbeste Einer-Ruderer in der japanischen Hauptstadt seinen 25. Geburtstag.

Und genauso wenig überraschend wie sein Ehrentag kommen auch die Top-Leistungen des Welt- und Europameisters daher. Sein Viertelfinale am Wochenende dominierte er nach Belieben. Sollte er nach dem Halbfinale am Donnerstag (4.10 Uhr MEZ) nicht im olympischen Finale stehen, käme das schon einer Sensation gleich.

Die einzige Inkonstante für Zeidler ist derzeit lediglich der Tayfun Nepartak, der über Tokio hinwegzieht. Allein wegen diesem findet das Halbfinale nicht am Mittwoch, sondern eben am Donnerstag statt – nur einen Tag vor dem Finale am Freitag. Für seinen Vater und Trainer Heino Zeidler ist die nun kürzere Regenerationszeit allerdings ein „ganz klarer Vorteil für Oliver“. Nicht nur, weil er der jüngste Athlet unter den Favoriten ist, sondern auch, „weil Oliver der beste Ruderer der Welt ist“.

Sein Sohn will in den Tagen vor dem Wettkampf keine Interviews führen. Zu wichtig ist der Fokus bei seinen ersten Olympischen Spielen. Allerdings kann kein Mensch besser in ihn hineingucken als Vater und Trainer Zeidler. „Er ist wahnsinnig fokussiert und voller Selbstvertrauen“, beschreibt er ihn.

Immerhin kennt Oliver Zeidler das Gefühl, als Favorit in große Wettkämpfe wie Welt- und Europameisterschaften zu gehen. Allerdings ist Olympia natürlich eine ganz andere Hausnummer als WM oder EM.

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Doch hat Oliver Zeidler die Erfahrungen gewissermaßen in die Wiege gelegt bekommen. Großvater Hans-Johann Färber wurde Olympiasieger im Vierer, Onkel und Tante Olympiasieger im Achter. Auch Vater Heino Zeidler war erfolgreicher Ruderer, wurde unter anderem WM-Vierter im Zweier.

Dass Sohn Oliver nun als Favorit im Einer-Rudern bei den Olympischen Spielen weilt, war so vor fünf Jahren noch nicht abzusehen. 2016 arbeitete Zeidler noch als Leistungsschwimmer auf sein großes Ziel hin. Doch dann löste sich seine Trainingsgruppe auf. „Ich hatte mit meiner Profikarriere eigentlich schon abgeschlossen“, sagte Zeidler dem Tagesspiegel vor zwei Jahren.

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Doch sein unbändiger Wille und sein Gardemaß für Ruderer mit einer Größe von 2,03 Meter ermöglichten ihm die Chance, sich den Traum von einer Medaille in Tokio doch noch zu erfüllen. Mit erst 20 Jahren begann er professionell zu rudern, im Sommer 2018 bestritt er sein erstes Weltcup-Rennen überhaupt. Eigentlich viel zu spät.

Eigentlich. Das Halbfinale am Donnerstag will Oliver Zeidler nicht nur überstehen, sondern „unbedingt gewinnen“, wie sein Vater sagt. Denn, zwar gewann er tatsächlich bei den großen Meisterschaften noch keine andere Medaille als die goldene. Doch sind ihm seine Konkurrenten dicht auf den Fersen. So war es immer knapp auf den Podestplätzen, oft lag Zeidler keine Sekunde vor dem Bronzerang.

Däne Sverri Nielsen ist Zeidlers Hauptkonkurrent

Überraschungsgegner erwartet Vater Zeidler nicht. Zu groß waren die Zeitunterschiede schon im Viertelfinale. Dort habe sein Sohn „nur das nötigste gemacht“, so Heino Zeidler. Der Form der vergangenen Wochen nach zu urteilen, dürfte der Däne Sverri Nielsen sein größter Konkurrent werden. Ihn ließ Zeidler bei der Europameisterschaft im April diesen Jahres um gut eine Sekunde hinter sich.

Anders sah es beim Weltcup-Finale im Mai gegen seinen eigentlich zweiten großen Konkurrenten, den ehemaligen norwegischen Weltmeister Kjetil Borch, aus. In Abwesenheit Nielsens gewann Zeidler in Zagreb mit 4,5 Sekunden Vorsprung – eine Welt im Rudersport. Und Zeidler berichtete nachher sogar: „Ich musste noch nicht alles geben.“

Mit dem Kroaten Damir Martin ist im anderen Halbfinale zwar sogar der Silbermedaillengewinner von Rio 2016 dabei, doch konnte dieser Zeidler in den vergangenen Jahren nie wirklich gefährlich werden. Im Finale auf Zeidler warten, dürfte er aber.

Auf Hauptkonkurrent Nielsen trifft Zeidler hingegen gleich im Halbfinale. „Ich habe glaube, ich habe den besseren Lauf erwischt“, sagte Zeidler nach dem Viertelfinale am Wochenende. Neben Nielsen, seinen „Standard-Halbfinalgegner“ sieht er auch im Griechen Stefanos Ntsouskos einen „unangenehmen Gegner“. Allerdings sollte es auf ein Duell im Rennen am Donnerstag hinauslaufen.

Deshalb blickt Vater Zeidler lieber schon mal weiter: Die Bedingungen für Freitag, den Finaltag, sind sowohl für den Einer als auch den deutschen Achter, als „traumhaft“ vorhergesagt, so Heino Zeidler. „Und wenn der Wind still ist, das sage ich schon seit zwei Jahren, dann schlägt ihn keiner.“

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